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Ingo Giezendanner im Schadaupark in Thun

Zeichner des Alltäglichen

Ohne Skizzenbuch und Filzstift verlässt Ingo «GRRRR» Giezendanner, 36, nie die Wohnung. Sein Werkzeug trägt er gerne auf sich, es findet Platz sogar in der Hemdentasche.

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Notizbuch und Filzstift Ingo Giezendanner vor seinem Faltenrelief in Thun.
Bruno Voser

Der Zürcher ist fleissig. Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass er seinen Followers ein Bild twittert. Es ist seine Art zu kommunizieren. Wortlos oder mit knappem Kommentar. Der Weltenbummler zeichnet überall. Mit Vorliebe in Städten: Kairo, Prag, Islamabad, Zürich, Amsterdam, Tunis, Sofia, Baku. Dabei sucht Ingo Giezendanner nicht die Wahrzeichen, sondern das Alltägliche: Plätze und Quartiere, in denen das Leben pulsiert. Im Schatten sitzend, arbeitet er dann stundenlang vor Ort. Wie letzten Winter in Tunis, wo er Material für die grosse Installation in der Rotunde des Schadauparks zusammentrug. Das Thuner Rundpanorama in der Rotunde wurde zwischen 1809 und 1814 von Marquard Wocher gemalt.

Es ist das älteste erhaltene Panorama seiner Art und zeigt die Stadt Thun, vom Dach eines Hauses aus skizziert. Als Ingo Giezendanner angefragt wurde, dem Wocher-Panorama eine moderne Stadtansicht gegenüberzustellen, zögerte er nicht lange. «Ich war begeistert vom Panoramabild. Es erzählt viele kleine Geschichten, wie ich es auch tue. Zudem hat mich die Musterwelt der Ziegel fasziniert.» Diesen Rhythmus nimmt der Zeichner in seiner Installation «rundherundherundherum» auf, wo er Stadtansichten aus aller Welt beliebig ineinanderverwebt. Die Arbeit lebt von Wiederholungen und Verdichtungen. Auf dem 38,7 Meter langen und 2 Meter hohen Faltenrelief aus digitalen Zeichnungs-Collagen auf Tapete, das entlang der gekrümmten Wand der Rotunde läuft, ist keine eindeutige Stadt auszumachen. «Die Wahl fiel eher zufällig auf Tunis. Mir gefiel das Wortspiel Thun-Tunis».

Ursprünglich wollte Ingo Giezendanner Comic-Zeichner werden. Doch dann war die Faszination für den Hintergrund grösser als für die Story. So landete er auf der «Strasse» und zeichnete akribisch Hinterhöfe, belebte Plätze und wuchernde Gärten. Und begann seine Zeichnungen per Twitter und «Zines» (selbst gemachte Magazine) unter die Leute zu bringen. «Ich bewege mich gerne zwischen altmodischem Handwerk und neuen Medien.» 

Thun-Panorama Schadaupark Thun BE.
Bis 28. 10. Di–So 11–17 Uhr.
Tel. 033 - 223 24 62,
www.thun-panorama.com;
spannend und amüsant:
www.grrrr.net

 

 

Von Kati Moser am 6. September 2012 - 16:02 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 22:47 Uhr