Das Atelier von Shirana Shahbazi, 37, im Zürcher Binzquartier ist geräumig und lichtdurchflutet. Hier kann die Fotografin den Set für ihre geometrischen Bilder aufbauen. Bunte Stellwände und verschieden grosse farbige Podeste sind die Protagonisten der neuen Arbeiten, die die Künstlerin mit iranischen Wurzeln in die Nähe der Zürcher Konstruktivisten Max Bill, Paul Lohse oder Verena Loewensberg rückt. Nur dass Shirana Shahbazi ihre geometrischen Bilder mit der Kamera einfängt. Erst vor anderthalb Jahren hat Shirana Shahbazi mit abstrakten Formen zu experimentieren begonnen. Zuvor galt ihr Interesse dem Porträt, der Landschaft, den Stadtbildern und dem Stillleben. Sie untersuchte Oberflächen, indem sie in Iran kleine Teppiche nach Porträtaufnahmen knüpfen oder grossformatige Bilder nach Fotovorlagen malen liess. Es entstanden Siebdruckplakate. Ihre Stillleben waren üppig, leuchtend, farbenfroh, mit intensiv-gelben Quitten, roten Äpfeln (ein Sujet, das für die Sondermarke Liechtenstein/Schweiz 2011 ausgewählt wurde), schimmernden Muscheln, kostbaren Perlenketten. Der Schritt in den totalen Farbraum lag praktisch auf der Hand.
Die bemalten Podeste, auf denen die Requisiten zuvor aufgebaut wurden, haben sich selber zu Akteuren gewandelt. Zudem: «Ich hatte das Bedürfnis, Perspektive in meine Arbeiten reinzubringen.» Shirana Shahbazi verlässt 1985 samt Familie den Iran und siedelt sich in Deutschland an. Hier studiert sie an der Fachhochschule Dortmund Fotografie und Design, von 1997 bis 2000 setzt sie ihre Ausbildung in Zürich an der Hochschule für Gestaltung und Kunst fort. Ihre Diplomarbeit über den Iran wird gleich veröffentlicht. Es folgen Ausstellungen im In- und Ausland, Stipendien führen die Fotografin nach New York und Berlin. Heute wohnt Shirana Shahbazi mit ihrem Mann und den beiden Töchtern im Zürcher Kreis 4.
Shirana Shahbazi fotografiert immer noch mit einer Mittelformat-Analogkamera. «Ich bin kein Technik-Freak. Ich arbeite sehr konzentriert, für ein gutes Bild muss ich nicht 150 weitere knipsen.» Qualität ist das oberste Ziel der Fotografin, die von sich behauptet, hartnäckig, pingelig und ehrgeizig zu sein. Ein Rundgang durch die Ausstellung liefert den Beweis: prächtige Prints, genau komponierte Bilder, durchdachte Hängung.
FOTOMUSEUM Winterthur ZH
Bis 13. 11. Di, Do–So 11–18, Mi 11–20 Uhr, Tel. 052 - 234 10 60,
Katalog CHF 45.–, www.fotomuseum.ch