Das «Suvretta House», gelegen am teuersten Hügel von St. Moritz mit Blick auf die Oberengadiner Seen, ist noch immer im Besitz der Gründerfamilie. Martin Candrian (u. a. Bahnhof-Gastronomie Zürich) steht für die vierte Generation, ist souveräner Präsident der Gesellschaft: «Meine vier Kinder hängen am ‹Suvretta›. Die Familie wird sich also weiterhin um das Wohl des Hotels kümmern.» Ein Masterplan für 300 Millionen Franken wurde von der St. Moritzer Bevölkerung wuchtig genehmigt. Die Projekte: ein noch luxuriöseres Suiten-Hotel im High-End-Bereich. Ein Sporthotel (Candrian: «Das ‹Suvretta›-Einsteigermodell»). Eine unterirdische Parkgarage. Die Ideen sind da, das Geld auch. Das Dossier allerdings liegt beim Bundesgericht in Lausanne. Das kann dauern.
Die Visionen des Anton Bon. Früher baute man schneller. Anton Bon, ein eher bodenständiger, kluger und weitsichtiger Handwerkerssohn, entschied sich im Januar 1911 nach kurzen Verhandlungen mit dem Landbesitzer, das «Suvretta House» zu bauen. Acht (!) Monate später stand der Rohbau, am 16. Dezember 1912 war feierliche Eröffnung. Pioniergeist pur: Die ersten Gäste staunten über die 110 Badezimmer, ein damals unglaublicher Luxus. 1925 wurde die hoteleigene Skischule gegründet. Die floriert noch heute: Über die Festtage sind für das «Suvretta» 160 Skilehrer unterwegs (400 Franken pro Tag, plus Mittagessen und Trinkgeld).
Könige, Maharadschas, Charlie Chaplin. Die Gästeliste ist beeindruckend: eher wenig Stars und Sternchens, dafür eine hohe Königsdichte (Griechenland, Jugoslawien, Ägypten), der Maharadscha von Hyderabad, die Fürsten Metternich und Bismarck; Charlie Chaplin vertrat die Filmbranche. Auch Mohammad Reza Pahlavi, der Schah von Persien, war langjähriger Stammgast – ehe er die traumhafte Villa Suvretta kaufte.
Sonntags Smoking! Das «Suvretta House» präsentiert sich zum 100. Geburtstag in Glanzform. Dafür sorgen seit 1989 die Direktoren Helen und Vic Jacob. Die beiden sind nicht nur diskrete, omnipräsente Gastgeber, sondern hervorragende «Bauführer». Das Hotel wurde in den letzten Jahren mit grossem Geschick rundum erneuert, modernisiert, ohne den Charme zu verlieren. Vic Jacob ist auch der erste Kämpfer gegen jede Form des «Sittenzerfalls»: «An unserem Dresscode halten wir fest: Sonntag ist Smoking-Tag, unter der Woche tragen unsere Gäste im Grand Restaurant mindestens einen dunklen Anzug. Das polarisiert. Aber das gehört zum ‹Suvretta›.» Ohne Krawatte darf man nur in die «Suvretta Stube». Und ins Kinderrestaurant.
Check-in:
- Das Hotel: Suvretta House, St. Moritz. 181 Zimmer und Suiten. DZ ab CHF 810.– inkl. Halbpension (Winter). Eigene Skischule. Schönster Skiraum der Alpen. Skilift direkt ins Skigebiet. Eisfeld, Hallenbad, Spa
- Die Restaurants: Grand Restaurant (Bernd Ackermann, 15 Punkte), Suvretta Stube (Bündner Gerichte), Chasellas (Robert Jagisch, 15 Punkte), die Bergrestaurants Trutz (Sonnenterrasse!) und Chamanna
- Das Jubiläumsbuch: «Suvretta House Table Book» von Andreas Z’graggen mit Fotos von Stammgast Michel Comte
- Info: www.suvrettahouse.ch