Es ist nur eine Nachbildung, gewiss, denn die Originalhöhle ist für Touristen seit ihrer Entdeckung 1994 tabu. Doch die Replik ist so gelungen, dass, wer sie betritt, dies sogleich vergisst. Eine Gruppe Höhlenlöwen schleicht sich an ein Opfer, Rentiere grasen, zwei rivalisierende Wollnashörner prallen mit voller Wucht aufeinander, Pferde traben Seite an Seite, ein Uhu blickt streng auf das andächtig vorbeiwandelnde Publikum. Die äusserst vielfältigen Tiermotive – mit Kohle und Rötel gezeichnet oder in den Fels gekratzt – sind von überwältigender Vitalität, künstlerischer Qualität und rund 36 000 Jahre alt! Bewohnt wurde die Grotte von den altsteinzeitlichen Menschen jedoch nie. Es war ein spiritueller Ort, worauf u. a. ein einzelner auf einen Steinblock wie auf einen Altar gelegter Bärenschädel hinweist. Neben der hohen Kunstfertigkeit der Zeichnungen beeindruckt, dass an manchen Stellen die Struktur und Form der Felswände dazu genutzt wird, die Tiere plastischer darzustellen. Nicht von ungefähr gehören die Höhlenmalereien der Grotte Chauvet zu den bedeutendsten und sicher zu den spektakulärsten überhaupt. Wem die nur 45 Minuten dauernde Besichtigung zu kurz ist, dem sei der Dokumentarfilm «Höhle der vergessenen Träume» von Werner Herzog ans Herz gelegt. Der deutsche Regisseur filmte 2010 sechs Tage lang in der echten Grotte.
Im prähistorische Museum, das sich neben der Replik befindet, schildert Jean-Claude Chauvet in einem Video, wie er mit zwei Kollegen 1994 die Grotte entdeckte. Darauf wandeln die Besucher durch die prähistorische Steppenlandschaft (damals gab es in der Ardèche kaum Bäume) und begegnen Höhlenlöwen, Wollnashorn, Mammut, Riesenhirsch und Höhlenbär. Interaktive Screens geben spielerischen Einblick in die Lebensumstände der Steinzeitmenschen (auch auf Deutsch).
Echtes Höhlenfeeling kommt in der Grotte Aven d’Orgnac auf (warm anziehen). Die Tropfsteinhöhle liegt unweit der Grotte Chauvet und gehört zu den schönsten Frankreichs. Eine Vielfalt an Stalagmiten und Stalaktiten präsentiert sich in der bis zu 40 Meter hohen Halle in einer prächtigen Farbpalette. Mit etwas Fantasie lassen sich nicht nur Tellerstapel, sondern auch Gesichter, Blumen oder gar ganze Märchenschlösser entdecken.
Ein erfrischendes Bad holt einen nach so viel Geschichte und Kultur in die Gegenwart zurück. Der Pont d’Arc, eine natürliche Steinbrücke über den Fluss Ardèche, ist ein beliebtes Ziel für Wasserratten, Sonnenanbeter, Kajakfahrerinnen und Familien. Der 60 Meter hohe Felsbogen bildet die Pforte zu den spektakulären Ardèche-Schluchten und bietet sich als herrliche Kulisse für ein lauschiges Picknick in einer der Buchten an.
Check-in
Anreise Die Grotte Chauvet liegt unweit von Vallon-Pont-d’Arc in der Ardèche. Mit dem Auto ab Genf ca. 4 Std. Chambre d’hôtes Château de Balazuc, 4 DZ, ab CHF 160.–, www.chateaudebalazuc.com Schoggiausflug Cité du Chocolat Valrhona in Tain-l’Hermitage. Probieren geht über studieren! www.citeduchocolat.com Tipp Sie wollen die echte Grotte Chauvet besuchen? Direkt an den französischen Kulturminister schreiben. 100 Personen pro Jahr erhalten Zugang. Viel Glück!