Schweizer Illustrierte: Herr Abdel-Latif, haben Sie als Arzt Ihre Tochter selber auf die Welt geholt?
Adel Abdel-Latif: Gott bewahre! Im Moment der Geburt wollte ich nur Ehemann und Papa sein. Die Medizin überliess ich meinen Kollegen.
Wie hiessen Sie Ihre Tochter willkommen?
Gleich nach der Geburt wurde meine Frau medizinisch versorgt. Also zog ich mein T-Shirt aus und liess mir Soraya von der Hebamme auf meinen nackten Oberkörper legen, um ihr Geborgenheit zu geben. Dann war ich mit Soraya zehn Minuten allein.
Ein emotionaler Moment.
Mir kamen Tränen vor Glück. Das war der intensivste Augenblick meines Lebens.
Haben Sie mit Soraya geredet?
Erst war ich einfach sprachlos. Dann küsste ich sie auf die Stirn und flüsterte ihr zu: «Du bist mein Leben.»
Wie reagierte sie auf Ihre Stimme?
Sie guckte mich mit ihren wunderschönen grossen Augen fragend an.
Von wem hat sie die?
Ganz klar von der Abdel-Latif-Seite, wie auch die Nase. Aber den Mund hat sie von ihrer wunderschönen Mama.
Und den Namen?
Soraya hat mehrere schöne Bedeutungen: Zum Beispiel aufgehender Stern und Prinzessin. Wir haben den Namen ausgewählt, weil er orientalisch, weiblich und sehr graziös klingt.
Gönnen Sie sich einen Vaterschaftsurlaub?
Ich nahm mir einige Tage frei, schlief sogar bei meiner Familie im Spital. Als CEO eines erfolgreichen Diagnostikunternehmens kann ich mir das zum Glück leisten, weil meine Mitarbeiter alle Geschäfte abdecken.
Also wechseln Sie auch Windeln?
Ja klar. Ich war der Erste, der Soraya wickelte. Ich brauchte dafür zwar zwanzig Minuten und war danach schweissüberströmt, aber glücklich! Und gebadet habe ich sie auch schon.
Das mögen ja nicht alle Neugeborenen.
Eine Hebamme verriet mir einen Trick: Wenn man das Baby in ein Frotteetuch gewickelt mit Wasser nass macht, fühlt es sich wohl. Ganz als wäre es noch im Bauch der Mutter.
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Von Sylvie Kempa am 31. Juli 2011 - 09:29 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 23:23 Uhr