Glamour, Geld und jede Menge Alkohol - trotz der damals geltenden Prohibition - die Roaring Twenties sind eine Ära, die noch heute von grosser Bedeutung ist. Besondere Aufmerksamkeit bekam der Zeitraum mit der Neuverfilmung von «Der grosse Gatsby», die am 10. Mai ihr zehnjähriges Jubiläum feiert. Das Drama mit Leonardo DiCaprio (48), Tobey Maguire (47) und Carey Mulligan (37) in den Hauptrollen wurde 2013 von Baz Luhrmann (60) inszeniert und basiert auf dem gleichnamigen Literaturklassiker von F. Scott Fitzgerald (1896-1940). Doch «Der grosse Gatsby» ist keine übliche Literaturverfilmung. Der «Elvis»-Regisseur verpasste dem Stück einen neuen Glanz, einen neuen Charme. Noch heute wirkt der Film pompös, mitreissend und tragisch.
Darum geht es in «Der grosse Gatsby»
Anders als in der Romanvorlage beginnt der Film mit Nick Carraway (Maguire) in einer psychiatrischen Anstalt, in der er sich wegen Alkoholsucht und Depressionen behandeln lässt. Ständig spricht er von einem Gatsby - ein Arzt fordert ihn deshalb auf, diese Gedanken niederzuschreiben. So beginnt die Geschichte, die Nick als Erzähler präsentiert.
Nick, damals Angestellter an der Wall Street, erinnert sich an sein Leben auf Long Island zurück. Sein Nachbar ist der unfassbar reiche Jay Gatsby (DiCaprio), ein mysteriöser Mann, der stets Partys schmeisst, sich selbst aber kaum zeigt. Auf einer Feier trifft Nick auf Gatsby persönlich und freundet sich mit ihm an. Doch der Millionär hat eine besondere Bitte. Nick soll ihn mit dessen Cousine Daisy Buchanan (Mulligan) verkuppeln, die jedoch mit dem ebenfalls wohlhabenden Tom Buchanan (Joel Edgerton, 48) verheiratet ist.
Gatsby und Daisy sind der Mittelpunkt einer tragischen Liebesgeschichte. Bevor Gatsby seinen Militärdienst antreten musste, waren die beiden schliesslich ein Paar. In seiner Abwesenheit entschied sie sich jedoch für ihren jetzigen Ehemann. Nichtsdestotrotz sehnt sich Daisy nach Gatsby. Als sie Tom gesteht, ihn verlassen zu wollen, eskaliert das Gespräch in einem hitzigen Streit mit schrecklichen Folgen.
Der mutige Mix aus Vergangenheit und Moderne
Der besondere Charme der «Gatsby»-Verfilmung ist wohl grösstenteils Luhrmanns künstlerischer Vision zu verdanken. Der australische Filmemacher war zuvor für «Moulin Rouge» und «Romeo + Julia» bekannt. Mit «Der grosse Gatsby» gelang es dem 60-Jährigen tatsächlich, die wilden Zwanziger wieder zum Leben zu erwecken - und das mit modernen Einflüssen. Während Kostüm, Perücke und Make-up in die damalige Zeit zurückversetzten, war es vor allem die zeitgenössische Musik, die einen interessanten Dreh in den Film brachte.
Lana Del Rey (37), Fergie (48), Beyoncé (41), Jay-Z (53) und viele weitere kombinierten für die Zeit typische Jazz- und Swing-Elemente mit Hip-Hop, Pop und Rock. Dieser Genre-Clash war mutig, gefiel dem Publikum jedoch offensichtlich sehr gut. Weltweit platzierte sich der Soundtrack in den Charts, in den USA stieg das Album sogar bis auf Platz zwei der Billboard-Charts.
Bei der Oscarverleihung 2014 wurde «Der grosse Gatsby» gleich doppelt ausgezeichnet. Goldjungen gab es für das «Beste Szenenbild» und das «Beste Kostümdesign». Auch bei den Critics' Choice Awards räumte der Film in diesen Kategorien ab.
Doch es gab auch Gegenwind für Schöpfer Luhrmann. Einige Filmkritiker warfen ihm vor, das literarische Meisterwerk von Fitzgerald verhunzt zu haben. Damit hatte Luhrmann allerdings schon gerechnet. «Die Kritik hatte ungefähr dasselbe Ausmass wie bei meinen anderen Filmen», sagte er 2013 dem «Guardian».
Ein Film so pompös wie die Roaring Twenties
Ursprünglich war «Der grosse Gatsby» nicht als riesiger Blockbuster mit 105 Millionen US-Dollar Budget angesetzt. «Doch je mehr man sich mit Fitzgeralds Werk beschäftigt, desto mehr wächst es», erklärte Luhrmann die Ausschweifung damals «Spiegel Online». Denn nicht nur die Liebesgeschichte spielt eine Rolle im Film, auch die Industrialisierung, der Aufbau der Stadt New York, das wilde Leben der Bevölkerung steht im Zentrum. Das beeindruckend darzustellen, machte sich der Regisseur definitiv zur Aufgabe.
Auf diese pompöse Art und Weise Filme zu drehen, ist zu seinem Genre geworden. Obwohl ihn die Kritiker deshalb wohl nie in Ruhe lassen werden, scheint er voll und ganz zufrieden mit seiner Arbeit zu sein. «[Ich habe] meinen Frieden mit dem überbordenden Stil gemacht, für den ich bekannt bin», erklärte er bereits vor zehn Jahren. Bewiesen hat er sein Statement mit seinem letzten Werk «Elvis», das mit ähnlichen Stilmitteln und Bildern im vergangenen Jahr Kinobesucher begeistert hat.