Was vielen heute selbstverständlich erscheint, ist alles andere als das. Einen voll funktionstüchtigen Computer in der Hosentasche zu tragen, den man einzig mit seinen Fingern bedienen kann, war vor 15 Jahren kaum vorstellbar. «Ab und zu kommt ein revolutionäres Produkt vorbei, das alles verändert», sagte wohl deshalb Apple-CEO Steve Jobs (1955-2011) bei der Präsentation des ersten iPhones 2007. Erneut sollte der Visionär aus dem Silicon Valley Recht behalten, bis heute hat sich allein das iPhone mehr als zwei Milliarden Mal verkauft. Über die Geburtsstunde des ersten Smartphones wie wir es heute kennen.
Lange war bei Apple intern nicht klar, welches Konzept für ein neues Produkt sich durchsetzen würde. Nachdem 2001 der iPod erschien und dieser, wie Jobs es später formulieren sollte, nicht nur die «Art und Weise des Musikhörens sondern die gesamte Musikindustrie verändert» hatte, ging die fieberhafte Suche nach dem nächsten grossen Wurf weiter. Innovative Bedienkonzepte mussten gefunden, Forschung betrieben und dennoch Geld verdient werden.
Der Spagat zwischen Revolution und Geldverdienen
So ging Apple noch 2005 eine Kooperation mit Motorola ein, um mehr Reichweite für den Musikdienst iTunes zu generieren. Ergebnis war mit dem Motorola ROKR das erste Mobilfunkgerät, das den iTunes-Player integriert hatte. Weil auf dem ROKR jedoch maximal 100 Songs gespeichert werden durften und Apple am gleichen Tag den iPod Nano präsentierte, war das Projekt bei den Kunden ein Flop und wurde nach wenigen Monaten eingestellt.
Unterdessen ging die Arbeit hinter Apples verschlossenen Türen auf Hochtouren weiter. Den Schlüssel zu dem, was Tech-Konsumenten heute als «normale» Smartphone-Experience kennen, lieferte das Unternehmen FingerWorks aus Delaware. Ihre Gründer John Elias und Wayne Westermann entwickelten die technischen Grundlagen der Multitouch-Funktion und Gestensteuerung. Im Sommer 2005 erwarb Apple FingerWorks und übernahm einen Grossteil der Belegschaft.
So gelang Apple der Durchbruch beim iPhone
Allerdings stellte man sich bei Apple die Frage, wie das erworbene Know-How in der Praxis einzusetzen war. Sollte die Funktionsweise des iPod oder des iMac verändert werden? Und worin lag der Mehrwert für die Nutzer? Die Antwort der Apple-Ingenieure war, ein neues Gerät zu schaffen, das beides vereint, gleichzeitig ein Handy ist und die Art, wie wir mobile Geräte bedienen grundsätzlich verändert. «Heute erfinden wir das Telefon neu», sagte Jobs bei der Präsentation des ersten iPhone 2007 deshalb selbstbewusst.
Tatsächlich war der Marktstart des iPhone am 29. Juni 2007 in den USA wegweisend für die gesamte Mobilfunk- und IT-Branche. Smartphones in der Tradition des ersten iPhone sind heute aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken, von Nairobi bis Bangkok, in der Arktis und auf hoher See. Überall auf der Welt nutzen junge wie alte Menschen die Hosentaschen-Computer, deren Leistung sich über die Jahre zwar vervielfacht, an deren grundsätzlicher Idee sich aber seit dem ersten iPhone wenig verändert hat... So lässt es sich in Würde altern.