Die im Jahr 1923 angesiedelte Westernserie «1923» vereint erstmals die Superstars Harrison Ford (80) und Helen Mirren (77) in einem modernen Serienprojekt. Hinter «1923» steckt Serienschöpfer Taylor Sheridan (53). Der US-Amerikaner, der selbst auf einer Ranch lebt, wurde zunächst als Drehbuchautor der Erfolgsfilme «Sicario» (2015), «Hell or High Water» (2016) und «Wind River» (2017, auch Regie) bekannt, bevor er mit «Yellowstone» (seit 2018) in seinem Heimatland einen riesigen Serienerfolg landete.
Die in der heutigen Zeit angesiedelte Westernserie mit Kevin Costner (68) in der Hauptrolle des John Dutton erhält nun mit «1923» bereits den zweiten Ableger in Serienform - nach der Prequel-Show «1883» (2021-2022).
Darum geht es in «1923»
Das Ehepaar Jacob (Ford) und Cara Dutton (Mirren) führt im Jahr 1923 die Yellowstone Ranch im ländlichen Montana. Die Viehzüchter-Familie Dutton sieht sich gleich mehreren Bedrohungen und Gefahren ausgesetzt. So steckt der gesamte Staat Montana in einer Wirtschaftskrise, während die Prohibition herrscht, und Heuschrecken das für die Viehzucht so wichtige Weideland abgrasen.
Gemeinsam mit seinen Cowboys versucht Jacob Dutton, seine Nutztiere auf höher gelegenes Weideland in den Bergen zu führen, gerät dabei jedoch in Konflikt mit Schafzüchtern um den schottischen Einwanderer Banner Creighton, der von «Game of Thrones»-Star Jerome Flynn (60) gespielt wird. Nach einer mörderischen Auseinandersetzung sucht sich dieser Hilfe beim wohlhabenden Grossunternehmer Donald Whitfield (Ex-James-Bond Timothy Dalton, 77), der Creighton im Anschluss finanziell unter die Arme greift.
Derweil hat Jacob Duttons Ziehsohn Spencer (Brandon Sklenar) an der Front den Horror des Ersten Weltkriegs erlebt, und verdingt sich einige Jahre später im kolonialen Afrika als Jäger von Löwen und anderen Grosskatzen. Zutiefst traumatisiert von seinen Kriegserlebnissen, versucht Spencer Dutton seine Erinnerungen im Alkohol zu ertränken, als er die junge britische Adlige Alexandra (Julia Schlaepfer, 28) kennenlernt.
Die amerikanische Ureinwohnerin Teonna (Aminah Nieves) hält sich hingegen unfreiwillig in einem katholischen Internat auf, wird dort von den rachsüchtigen Nonnen im Unterricht verprügelt, und leidet unter dem schier grenzenlosen Rassismus der weissen Einwanderer.
Die Darsteller und ihre Rollen
«1923» wartet mit einem illustren Schauspiel-Ensemble auf, aus dem selbstverständlich Indiana-Jones- und Han-Solo-Darsteller Harrison Ford sowie Oscarpreisträgerin Helen Mirren herausstechen. Tatsächlich ist «1923» das erste Serienprojekt von Superstar Ford, der mittlerweile auch in der (in den USA später gestarteten) Comedy-Serie «Shrinking» des Streamingdienstes Apple TV+ zu sehen ist.
Mirren hingegen spielte zuvor bereits die Hauptrolle in der historischen Miniserie «Catherine the Great» (2019). Für eine moderne Drama-Serie mit einstündigen Episoden stehen die beiden Stars nun zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera, und verkörpern Vorfahren des in «Yellowstone» von Kevin Costner gespielten John Dutton.
Daneben bietet «1923» ein Wiedersehen mit dem ehemaligen James-Bond-Darsteller Timothy Dalton, der 007 in den 1980er Jahren in «James Bond 007 - Der Hauch des Todes» (1987) und «Lizenz zum Töten» (1989) verkörperte. In «1923» erleben Zuschauer Dalton als ökonomischen Eindringling aus dem Osten der USA, der das so wertvolle Land der Viehzüchter im Namen von Fortschritt und Entwicklung aufkaufen will.
Auch bietet «1923» ein Wiedersehen mit «Game of Thrones»-Star Jerome Flynn, der in der grandiosen, 2019 zu Ende gegangenen Fantasy-Serie mit dem Krieger Bronn eine der wenigen Figuren verkörperte, für die der Handlungsabschluss ein Happy End bedeutete. Der markante Darsteller spielt nun in «1923» einen hitzköpfigen Schafhirten, der nach und nach die Annehmlichkeiten der modernen Zeit wie fliessendes Wasser oder Elektrizität kennenlernt.
Weitere ikonische Darsteller wie «Terminator 2»-Antagonist Robert Patrick (64) oder «Fargo»-Star Peter Stormare (69) sind in kleineren Rollen zu sehen, und komplettieren das beeindruckende Schauspieler-Ensemble von «1923»
Darum ist «1923» sehenswert
«1923» bietet Zuschauern den perfekten Einstieg in das «Yellowstone»-Serienuniversum. Es ist nicht notwendig, zuvor die übrigen zwei Serien «1883» und «Yellowstone» gesehen zu haben. In «1923» entwirft Serienschöpfer Sheridan vor dem Hintergrund der atemberaubenden Landschaft und rauen Natur Montanas einmal mehr eine Geschichte über eine grosse Familiendynastie.
Stimmiges Zeitkolorit
Während die Cowboys in der in der Gegenwart angesiedelten Mutterserie «Yellowstone» jedoch bereits in Pick-up-Trucks unterwegs sind, wehrt sich die skeptische, wertkonservative Familie Dutton in «1923» noch gegen den allgegenwärtigen Fortschritt, der in Form von PKWs, Elektrizität, fliessendem Wasser, Waschmaschinen und Kühlschränken allmählich Einzug in Montana hält. Auch die Viehzucht erscheint im Jahr 1923 bereits antiquiert, und viele unter den Viehtreibern haben den Staat verlassen, um in Kalifornien ihr Glück zu suchen.
Im Unterschied zur Mutterserie «Yellowstone» oder dem ersten Serienprequel «1883» bietet «1923» jedoch auch einen im kolonialen Afrika angesiedelten Handlungsstrang, in dessen Zentrum der Kriegsveteran Spencer Dutton steht. Somit spielt eine Show aus dem «Yellowstone»-Serienuniversum erstmals auf zwei Kontinenten - und Spencers Abenteuer in Afrika und später auf hoher See fühlen sich zuweilen an wie eine gänzlich andere Serie.
Allen drei Serien - «1883», «Yellowstone» und «1923» - gemein ist das zugrunde liegende Verständnis von Gewalt und Brutalität, das für Sheridans Werk so wesentlich ist. Die zahlreichen Schauspielstars wie Ford, Mirren oder Dalton fügen sich dabei nahtlos in Sheridans dichte, packende Erzählung ein, und geben in ihrer altmodischen Western-Kluft eine exzellente Figur ab.
Eine zweite, wiederum aus acht Episoden bestehende Staffel von «1923» ist bereits bestellt.