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Verstorbener Haarkünstler

80. Geburtstag Udo Walz: Das Vermächtnis des Star-Friseurs

In seiner langen Karriere als Promi–Coiffeur verpasste Udo Walz vielen Berühmtheiten den passenden Look – und wurde schliesslich selbst zum Star. Am heutigen 28. Juli wäre er 80 Jahre alt geworden.

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Star-Friseur Udo Walz in seiner ehemaligen Stammfiliale im Berliner Kempinski Plaza am Kurfürstendamm
Star-Friseur Udo Walz in seiner ehemaligen Stammfiliale im Berliner Kempinski Plaza am Kurfürstendamm imago/Eventpress

Natürlich ging das Berliner Hauptstadtleben auch nach dem Tod von Udo Walz (1944–2020) am 20. November 2020 weiter – nur etwas weniger schön und glamourös. Mit dem tragischen Hinscheiden des charismatischen Star–Coiffeurs verschwand nicht zuletzt ein weiteres schillerndes Relikt des untergegangenen alten West–Berlins, in dem der am 28. Juli 1944 in Waiblingen geborene Schwabe seinerzeit die idealen Bedingungen für seinen Aufstieg zum «Amtierenden Friseurmeister» und berühmtesten Hair–Stylisten Deutschlands vorfand.

Als er dort 1963 im Alter von 19 Jahren aufschlug, hatte der Junge aus kleinen Verhältnissen bereits eine erstaunliche Blitzkarriere hingelegt, die den Grundstein für seinen späteren Mythos als Glamour–Ikone bilden sollte. Bis zu seinem Lebensende liess es sich Walz in zahlreichen Interviews und TV–Auftritten nur selten nehmen, seinen filmreifen Einstieg in das Berufsleben immer wieder anekdotenreich zu schildern.

Ein filmreifer Karrierestart

Wie er im Alter von 14 Jahren eher notgedrungen eine Friseurlehre begann, da sich seine armen Eltern die angestrebte Ausbildung auf einer Hotelfachschule nicht leisten konnten. Dass er seine Gesellenprüfung als Drittschlechtester unter 600 Lehrlingen absolvierte («Die anderen haben monatelang denselben Haarschnitt geübt – ich war faul», kommentierte er dies später im Tagesspiegel) und dann umgehend dafür sorgte, der schwäbischen Tristesse und Glamourlosigkeit zu entfliehen. Und wie er sich schliesslich durch kleine Tricksereien den direkten Zugang zur Welt der Schönen, Berühmten und Reichen verschaffte.

Der Legende nach angelte sich der zielstrebige junge Coiffeur auf einer ersten Station in Zürich einen Job im mondänen Edel–Skiressort St. Moritz, in dem er vorgab, neben Englisch auch Französisch zu sprechen, was keineswegs den Tatsachen entsprach. «Den Namen Udo fanden sie dort scheisse», berichtete Walz dem «Tagesspiegel», weshalb er sich in dieser Zeit einfach als «Monsieur Boris» um seine zahlungskräftigen und nicht selten prominenten Kundinnen gekümmert habe. Dass zu diesen auch Filmlegenden wie Marlene Dietrich (1901–1991) und Romy Schneider (1938–1982) gehörten, verschaffte «Monsieur Boris» wertvolle Punkte in seinem Lebenslauf. Marlene Dietrich habe ihn seinerzeit sogar zum Abendessen eingeladen – allerdings sei er dann zu schüchtern gewesen, sich an ihren Tisch zu setzen.

Mit «Marlene–Dietrich–Bonus» nach West–Berlin

Mit seinem Umzug nach West–Berlin im Jahr 1963 entzog sich der inzwischen 19–Jährige Newcomer erfolgreich dem Wehrdienst und brachte dort zielstrebig seinen «Dietrich–Bonus» zum Einsatz. Ina Sailer, in den 60er–Jahren die angesagteste Promifriseurin der Stadt, soll ihn vor allem deshalb eingestellt haben, weil er zuvor in St. Moritz Stammfriseur der weltberühmten Schauspielerin war. Als er 1968 den Sprung in die Selbständigkeit wagte und in der Charlottenburger Fasanenstrasse einen eigenen Salon einrichtete, der eher einem grossen Wohnzimmer ähnelte, nahm er einige seiner prominenten Kundinnen mit.

Von Anfang an suchte das aufstrebende schwäbische Selbstvermarktungsgenie nicht nur die Nähe zu den höchsten Ebenen der Prominenz, sondern auch zu den Medien. Als ersten PR–Coup sicherte er sich 1967 eine Titelstory im Berliner Boulevard–Blatt «B.Z.», die ihn als «jungen Friseur, der eigentlich nach New York wollte, aber in Berlin blieb, weil es ihm gefiel» porträtierte. Nachdem diese Titelstory seinen Bekanntheitsgrad in West–Berlin schlagartig erhöht hatte, wurde der aufstrebende Star–Friseur auch selbst zunehmend zu einer prominenten Figur und zu einem Liebling der Illustrierten.

Weitere Türen öffnete ihm Ende der Sechziger auch seine Zusammenarbeit mit dem bekannten Mode–Fotografen F.C. Gundlach (95). Diese kam wieder durch einen glücklichen Zufall zustande – Walz sprang für eine erkrankte Kollegin als Hair–Stylist bei einem seiner Fotoshootings ein, danach wollte Gundlach ausschliesslich mit ihm arbeiten.

Star–Friseur der Supermodels

So gelang Udo Walz der Einstieg in die Welt der Supermodels. Im Laufe seiner Karriere verpasste er unter anderem Claudia Schiffer (53), Naomi Campbell (54) und Heidi Klum (51) den passenden Look und machte sich dadurch auch international einen Namen. Seinen eigenen Angaben zufolge nahmen auch diverse Hollywood–Superstars wie Julia Roberts (56), George Clooney (63), Eva Longoria (49) oder Gwyneth Paltrow (51) immer wieder seine Dienste in Anspruch.

Walz begnügte sich nicht damit, nur der «Promi–Friseur» zu sein, sondern liess sich selbst auf den glamourösen Events der West–Berliner High–Society blicken, um an der Seite von grossen Namen selbst zu einer prominenten Persönlichkeit und schillernden Marke aufzusteigen. «Ich bin fernseh– und zeitungsgeil», gestand Walz noch kurz vor seinem Tod dem «Tagesspiegel». Und ergänzte: «Je mehr man vorkommt, desto besser ist es fürs Geschäft».

Aus diesem Grund habe er im Jahr 2000 auch nicht davor zurückgeschreckt, in der ersten Staffel der Reality–Show «Big–Brother» für einen Tag als Friseur der Container–Bewohner in Erscheinung zu treten. Dass Umfragen zufolge rund 98 Prozent aller Deutschen seinen Namen kannten, wie er in späteren Interviews gerne einfliessen liess, erfüllte Udo Walz offensichtlich mit einigem Stolz.

Aufstieg zu «Berlins amtierendem Friseurmeister»

Als sich Walz im Jahr 1985 seinen grossen Traum erfüllte und einen grossen Salon mit integrierter Bar im Kempinski Plaza auf dem Kurfürstendamm eröffnete, war er längst zu «Berlins amtierendem Friseurmeister» aufgestiegen und verfügte auch über gute Kontakte in die politische Sphäre der Inselstadt. Wie er dem «Kurier» in einem Interview verriet, spielte dabei seine Freundschaft mit Richard Burt (77), zwischen 1985 und 1989 Botschafter der USA in Deutschland, und dessen Ehefrau eine wesentliche Rolle. «Sie kamen jeden Freitag von Bonn nach Berlin in ihre Residenz. Am Samstag waren sie dann bei mir im Salon oder wir sind ausgegangen», berichtete er. Und fügte hinzu: «So lernt man viele Menschen kennen.»

Der Kontakt zu dem feierfreudigen US–Botschafter öffnete Walz die Türen zum politischen Parkett der damals noch geteilten Stadt. Nach der Wende und dem Umzug des Bundestags nach Berlin profitierte der umtriebige Promi–Friseur von den dort gesammelten Kontakten und sicherte sich schliesslich auch noch den Rang des «Kanzlerfriseurs». Nach Gerhard Schröder (80) gehörte auch Angela Merkel (70) zu seinen treuen Stammkunden. Dass er der CDU–Politikerin vor ihrem Antritt als Bundeskanzlerin einen völlig neuen Look verpasste, dem sie bis heute treu geblieben ist, liess seinen Stern weiter steigen. In Interviews kokettierte der «Kanzlerfriseur» gerne damit, für diese Leistung eigentlich das Bundesverdienstkreuz verdient zu haben.

Das Vermächtnis der Friseurlegende

Von seiner Stammfiliale am Kurfürstendamm errichtete der zur bekannten Marke avancierte Promi–Coiffeur über die Jahre schliesslich ein regelrechtes Udo–Walz–Imperium. Zeitweise betrieb er unter seinem Namen elf Salons, in Berlin, Potsdam, auf Mallorca und sogar auf einem Kreuzfahrtschiff. Dass nur wenige Monate nach seinem Tod ausgerechnet diese mondäne Stammfiliale Insolvenz anmelden musste, hätte dem Star–Friseur sicherlich nicht gefallen. Trotz dieses Rückschlages versprach sein hinterbliebener Witwer Carsten Thamm–Walz (54), das Vermächtnis seines Mannes in dessen Sinne fortzuführen und die verbliebenen Salons zu erhalten. Auch nach seinem Abschied bleibt Udo Walz somit weiterhin der «Amtierende Friseurmeister» Berlins.

Von SpotOn am 28. Juli 2024 - 15:12 Uhr