In seiner eindrucksvollen Karriere hat Andreas Gabalier (40) bereits so einige Gipfel des Erfolgs erklommen. Mit seinen über fünf Millionen verkauften Alben, zuverlässig ausverkauften Tourneen und einer imposanten Liste prestigeträchtiger Auszeichnungen gehört er mittlerweile zu den ganz grossen Acts der Schlagerszene. An seinem heutigen 40. Geburtstag fühlt er sich im Zenit seiner Kräfte.
In seine musikalische Laufbahn startete der am 21. November 1984 im österreichischen Friesach geborene Musiker nicht sofort als «Volks–Rock‹n›Roller», als der er heute berühmt–berüchtigt ist. Auf den Covern seiner ersten beiden Alben «Da komm ich her» (2009) und «Herzwerk» (2010) sieht man den jungen Gabalier zwar schon in seinen ikonischen kurzen Lederhosen mit der Steirischen Harmonika posieren, von seiner heutigen pomadigen Rockabilly–Frisur fehlt jedoch noch jede Spur.
Verwandlung in den «Volks–Rock‹n›Roller»
In den heutigen Volks–Rock‹n›Roller verwandelte er sich erst mit der Veröffentlichung seines dritten Albums «Volks–Rock‹n›Roller» im Jahr 2011. Zu diesem Zeitpunkt hatte der ehemalige Jurastudent bereits mit einem Auftritt in der Schlagershow «Musikantenstadl» im Jahr 2009 seinen grossen Durchbruch gefeiert und mit seinen ersten beiden Alben Gold– und Platinauszeichnungen eingefahren.
Wie er auf die Idee kam, sich als «Volks–Rock‹n›Roller» noch einmal neu zu erfinden, beschrieb er kurz nach seinem Image–Wechsel der «Welt» folgendermassen: «Ich habe die ersten Auftritte in Österreich in Festzelten und auf Volksfesten gespielt, noch ohne Band. Viele der Mädels in der ersten Reihe sind einfach in Ohnmacht gefallen – es war heiss, es war eng, und sie hatten stundenlang nichts getrunken. Das hat mich an Elvis–Videos erinnert, aus den 50er, 60ern. Da hab‹ ich gedacht: Volks–Rock›n'Roll. Das ist es!»
Nach seiner Erleuchtung habe er sich den Volks–Rock‹n›Roller umgehend als Marke eintragen lassen. «Ich hab den Begriff gleich gegoogelt, nichts gefunden», so Gabalier. «Dann ging es schnell: Erst patentieren, dann hab‹ ich›s mir tätowieren lassen, das volle Programm.» Schliesslich habe er in seinem abgebrochenen Studium auch einiges über Marketing gelernt.
Album–Cover unter Hakenkreuz–Verdacht
Mit der Veröffentlichung von «Volks–Rock‹n›Roller» geriet der frischgebackene Alpen–Elvis jedoch auch erstmals in Verdacht, gestrigem Gedankengut nahezustehen. Da er auf dem Cover des Albums in einer äusserst komplizierten Körperhaltung mit rechtwinklig gebeugten Gliedmassen auf einem Berggipfel abgebildet ist, kamen Vermutungen auf, dass der Sänger damit ein Hakenkreuz imitiere – eine Interpretation, die Gabalier natürlich vehement zurückwies.
Weiteres Futter für die Unterstellung einer vermeintlich reaktionären Gesinnung lieferte der heimatliebende Österreicher in den folgenden Jahren durch kontroverse Aussagen, die er in Interviews oder bei öffentlichen Veranstaltungen traf. So provozierte er 2015 bei einer Rede anlässlich der Verleihung des österreichischen Musikpreises «Amadeus Award» mit dem Statement «Man hat's nicht leicht auf derer Welt, wenn man als Manderl noch auf a Weiberl steht».
Zudem sprach er sich in zahlreichen Interviews immer wieder gegen den zeitgenössischen «Genderwahn» aus, im «Merkur» legte er gleichgeschlechtlichen Paaren nahe, «diese Sexualität nicht ganz so breit in der Öffentlichkeit» auszutreten – aus «Respekt unseren kleinen Kindern gegenüber».
«LIEBELEBEN»– Eine Hymne auf die Toleranz
Mittlerweile hat sich die allgemeine Empörung über Gabaliers vermeintlich reaktionäres Weltbild wieder spürbar gelegt, was nicht zuletzt mit der Veröffentlichung seines Songs «LIEBELEBEN» auf seinem letzten Album «Ein neuer Anfang» im Jahr 2022 zu tun hat. In der fröhlichen Hymne auf zwischenmenschliche Toleranz und die verbindende Kraft der Liebe heisst es unter anderem «Ob Frau und Mann / Oder Mann und Mann / Oder zwei Mädchen dann / Irgendwann» oder auch «Du bist so wie du bist / Und das ist gut so / Es gibt einen Grund dafür / Und das ist gut so».
«Ich stehe voll im Saft»
Seinen Eintritt in das neue Lebensjahrzehnt zelebrierte der in dieser Hinsicht offensichtlich geläuterte Volksmusik–Superstar am 16. November mit einer grossen «Half–Time–Show» in der Stadthalle Graz vor Tausenden Fans. Der «Bild» versicherte er wenige Tage vor seinem Geburtstag: «Ich habe jetzt eine neue Vorwahl, die 4. Aber ich habe keine Midlife–Crisis, ich stehe voll im Saft und fühle mich im Zenit meiner Kräfte.»
Heute fühle er sich sogar noch fitter, als mit 30, als er sich noch die Nächte um die Ohren gehauen und vor den Konzerten oft mit Jack Daniels vorgeglüht habe. «Klar, der steht auch heute noch in meiner Garderobe», so der Volks–Rock‹n›Roller. «Aber ich trinke vor dem Konzert nur noch ein halbes Glaserl, wenn überhaupt.»