Anna Ermakova (24) veröffentlicht am 9. August ihr Debütalbum «Behind Blue Eyes (The Movie Album)». Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt die Tochter von Angela Ermakova (geb. 1968) und Boris Becker (56), warum sie darauf ihre wichtigsten Lieblingssongs neu interpretiert hat und was sie durch die Arbeit am Album über sich selbst gelernt hat. Zudem verrät sie, wie es zum Duett mit Florian Silbereisen (43) gekommen ist, wie sich ihre Beziehung zur deutschen Öffentlichkeit durch ihren «Let's Dance»–Sieg gewandelt hat, wie sie Deutsch gelernt hat und ob sie sich einen anderen Wohnort als London vorstellen kann.
Auf Ihrem Album haben Sie Ihre Lieblingslieder gesammelt. Warum sind es speziell diese Songs aus bekannten Filmen?
Anna Ermakova: Es ist der Soundtrack meines Erwachsenwerdens. Jedes Lied auf diesem Album ist eine Art Rückblick auf meine Teenagerjahre, als ich wie viele Mädchen eine schwierige Zeit durchlebte. Ich fand Trost und Frieden in all diesen verschiedenen Filmen. Jeder Song symbolisiert einen anderen Moment für mich aus dieser Zeit, sei es, als ich glücklich oder traurig war oder Spass hatte. Ich dachte bei der Arbeit am Album immer an die kleine Anna und daran, sie stolz zu machen. Ich möchte ihre Gefühle ehren, die sie damals empfunden hat. Der Prozess hatte viel mit nostalgischen Gefühlen, aber auch mit Selbstreflexion zu tun. Man muss zurückblicken und sehen, wie weit man gekommen ist, um dann herauszufinden, wer man ist und wohin man gehen möchte. Hoffentlich kann ich den Menschen mit dem Album auch ein Lächeln ins Gesicht zaubern und ihnen helfen, ihre Emotionen zu verarbeiten.
Haben Sie etwas Neues über sich gelernt während des Prozesses?
Ermakova: Definitiv. Ich glaube, wenn man zurückblickt, lernt man immer viel über sich selbst und darüber, was man im Leben will und was nicht, was die Prioritäten sind. Es geht darum, zurückzukehren zu dem, was man als Kind machen wollte, ohne dass Leute einen beurteilen. Ohne dass Leute sagen, das ist nicht möglich. Die kleine Version von mir sagte, ich will Tänzerin oder Sängerin sein, und die Antwort lautete: Nein, das ist nicht möglich. Es geht darum, zu diesem kleinen Ich zurückzukehren und zu sagen: Weisst du was? Ich werde es versuchen.
Auf dem Album interpretieren Sie bekannte Lieder. Schreiben Sie auch eigene Songs?
Ermakova: Ja, es ist ein fortlaufender Prozess. Wenn ich bisher Sachen geschrieben habe, dachte immer darüber nach, wie sehr es auseinandergenommen werden wird. Jedes Wort wird zerpflückt werden und ich werde alles erklären müssen. Worum geht es? Um wen geht es? Zu entscheiden, welche Botschaften man verbreiten möchte, was man in die Welt hinaustragen möchte, das braucht Zeit. Auch ist das Album stilistisch und genretechnisch noch sehr unterschiedlich. Ich singe Sachen aus den 60ern, 70ern, 80ern und 2000er–Jahren und bin noch auf der Suche, mich auf einen Klang und einen Stil zu konzentrieren. Ich habe seit meiner Kindheit im Chor gesungen, habe Klavier, Harfe, Geige gespielt. Das hat mich alles unterschiedlich beeinflusst.
Inwieweit hat Ihre Mutter Ihre Lieblingsmusik oder Lieblingsfilme beeinflusst?
Ermakova: Besonders als ich jünger war, hatte sie einen grossen Einfluss darauf, weil sie mir viele Filme gezeigt hat. Sie ist eine ungewöhnliche Mutter, deshalb habe ich ziemlich jung «Der Pate» oder «Scarface» gesehen (lacht). Sie hat auch immer The Doors oder ABBA zu Hause gehört, also bin ich mit viel Musik aufgewachsen, was ich sehr wichtig finde. Musik laut über Lautsprecher abzuspielen, hat einen Einfluss auf deinen Tag, auf deine Stimmung, darauf, wie du dich fühlst. Das sollten Eltern bei ihren Kindern nicht unterschätzen.
Wer sind Ihre absoluten Lieblingsmusiker?
Ermakova: Da gibt es viele. Ich mag Frauen, die sie selbst sind und ihre Emotionen durch Musik und durch Performances mit der Welt teilen. Ich habe Lana Del Rey vor etwa einem Monat live gesehen, was unglaublich war. Ich liebe es auch, mir ikonische Auftritte von grossen Performerinnen wie Britney Spears oder Beyoncé anzusehen. Genauso kann ich mich für Jazzmusikerinnen wie Etta James oder Billie Holiday begeistern.
Auf Ihrem Album singen Sie ein Duett mit Florian Silbereisen. Wie kam das zustande?
Ermakova: Ich hatte das Glück, im Januar bei seiner Show in Berlin im Velodrom aufzutreten. Das war das erste Mal, dass ich überhaupt vor einem grossen Publikum gesungen habe, das war verrückt. Florian habe ich dort kennengelernt, er war sehr unterstützend und gab mir die Bühne, wofür ich wirklich dankbar bin. Dann bin ich im Februar bei seiner Show «Die grosse Schlagerüberraschung» aufgetreten und habe mit ihm «Something Stupid» performt, bei dem er nur die «I Love You»–Teile singen musste, weil er ja die Texte nicht kannte, da ich ihn überrascht habe. Wir waren so glücklich über die Reaktion des Publikums, dass wir beschlossen haben, es in eine Single zu verwandeln. Die Aufnahmen und Auftritte haben so viel Spass gemacht und ich habe das Gefühl, dass ich sehr viel von ihm gelernt habe.
Zum Beispiel?
Ermakova: Als wir gemeinsam für eine Fernsehübertragung probten, begann es zu regnen, es schüttete regelrecht. Für ihn war klar, wir machen einfach weiter, wir lassen uns nicht stressen. Es geht darum, es einfach zu geniessen, Spass zu haben und den Leuten eine gute Zeit zu bereiten. Bei den Shows von Florian habe ich auch viele der Schlagermusiker kennengelernt, was wirklich schön war. Es ist wie eine kleine Familie. Es hilft, Menschen zu treffen, die das Gleiche tun wie man selbst. Vor allem weil ich noch so neu bin in diesem Bereich. Es ist eine andere Art von Leben mit anderen Problemen und Sorgen, wie Nervosität oder der Druck, den Leuten eine Show zu bieten.
TV–Erfahrung konnten Sie auch bei «Let's Dance» sammeln. Wie hat sich Ihre Beziehung zu Deutschland und dem deutschen Publikum seit dieser Show verändert?
Ermakova: Es hat sich komplett verändert. Davor haben viele über mich geurteilt und hatten ihre Meinung über mich, ohne dass sie jemals mit mir gesprochen hatten. Ich habe lange Zeit nichts in der Presse gesagt und lebte einfach mein Leben in London, ging zur Universität, hatte meine Freunde und dennoch hatten so viele Leute diese Annahmen und Vorurteile. Zu sehen, dass sich das verändert, man unterstützt wird und die Leute stolz auf einen sind, war wie eine grosse Umarmung. Ich habe eine neue Gemeinschaft gefunden.
Zu Ihrer Teilnahme gehörte auch, dass Sie intensiver Deutsch gelernt haben...
Ermakova: Wenn ich Deutsch spreche, lachen die Leute gerne, wegen meines Akzents. Ich mache Millionen Fehler, aber für mich ist das ist in Ordnung. Ich bin froh um die Leute, die mich von Anfang an unterstützt haben, von meiner Ankunft bei «Let's Dance», als ich wirklich gar kein Deutsch sprechen konnte, bis jetzt, wo ich tatsächlich Sätze bilden und Gespräche führen kann. Ein Lehrer hat mir dabei geholfen. Um etwas zu lernen, sei es Tanzen oder eine Sprache, braucht man diese Hilfe. Jede Person ist individuell und hat unterschiedliche Lernbedürfnisse. Vor meinem Hintergrund mit Englisch, Russisch und Französisch war dieser persönlichere Ansatz wirklich wichtig für mich.
Welchen Einfluss hat «Let's Dance» noch heute auf Ihr Leben?
Ermakova: Für mich war es lebensverändernd. Ich habe noch Kontakt zu vielen der Promis, die dabei waren, und zu vielen der Profis. Ich habe Renata und Valentin erst vor ein paar Tagen bei einem Event gesehen. Es ist einfach schön, wenn man so eng mit Menschen zusammenarbeitet und sich Freundschaften entwickeln, obwohl es ein Wettbewerb ist. Meine engsten Freunde stammen hauptsächlich aus meiner Schulzeit, worüber ich sehr glücklich bin, aber Leute zu treffen, die das Gleiche tun, schafft ein anderes Gleichgewicht. Neben den Freundschaften ist das Tanzen geblieben. Ich habe in London wieder Stunden genommen, wenn auch nicht sofort. Ich musste eine kleine Pause einlegen, mein Körper war müde (lacht). Dabei habe ich auch neue Dinge wie Reggaeton ausprobiert, was überhaupt nicht mein Stil und bei meiner Grösse eher schwierig ist. Es ist wunderbar, sich einfach aus der Komfortzone zu bewegen und diese Verbindung zu spüren. Wenn man tanzt, verbindet man sich mit seinem Körper. Wenn man singt, verbindet man sich mit seiner Stimme. Wenn man für Menschen auftritt, verbindet man sich mit anderen Menschen und fühlt sich wohler in seiner Haut und ist nicht mehr schüchtern. Das sind die grössten Erkenntnisse des letzten Jahres für mich.
Wird Tanzen auch ein Teil Ihrer Live–Auftritte als Sängerin sein?
Ermakova: Ich liebe es, Popstars zu sehen, die tanzen. Ich bin mit Britney, Lady Gaga oder Beyoncé aufgewachsen. Das waren meine drei grossen Vorbilder. Natürlich bin ich nicht sie, aber ich werde versuchen, ein bisschen etwas zu machen.
Bei den erwähnten Sängerinnen ist Styling ein grosses Thema...
Ermakova: Styling ist sehr wichtig. Es drückt aus, wer man ist und es ist wieder ein Teil von sich, den man teilt und andere damit inspiriert. Ich mache deshalb momentan mein ganzes Styling selbst. Ich habe die Zügel wieder in die Hand genommen, weil ich authentisch sein und mir treu bleiben möchte. Meine Looks sind meistens bunt, ein bisschen sexy und ein bisschen Glitzer.
Wie hat sich Ihr Alltag durch Ihre Musikkarriere verändert?
Ermakova: Ich habe in letzter Zeit natürlich viel mit Gesangsunterricht, Aufnahmen im Studio und den Gedanken um meine Performance verbracht. Mein alltägliches Leben hat sich aber wenig verändert, ich gehe spazieren in der Natur, ich schreibe Tagebuch und versuche, Dankbarkeit zu praktizieren. Je mehr ich das Showbusiness lebe, desto mehr möchte ich als Ausgleich nach Hause kommen und einfach alleine sein und die Ruhe geniessen. Sollte ich dann doch wieder mehr reisen, habe ich das Glück, dass meine Freunde verständnisvoll sind. Es ist wirklich schön, immer ihre Unterstützung zu haben.
Wird Ihre Basis also immer London bleiben?
Ermakova: Fürs Erste ja. Es gibt so viel Neues in meinem Leben und so viel Veränderung, dass es für mich wichtig ist, einfach nach Hause kommen zu können. Allerdings mag ich es, das Leben interessant zu halten und Neues zu entdecken. Ich bin immer offen für alle Möglichkeiten des Lebens und schliesse eine neue Umgebung nicht aus. Man lebt nur einmal und sollte das Beste daraus machen. Ich habe gelernt, mehr und mehr auf die innere Stimme, sein Herz, zu vertrauen.
Was haben Sie sich noch für die Zukunft vorgenommen?
Ermakova: Ich fühle mich sehr gesegnet, dass viele meiner Träume bisher in Erfüllung gegangen sind, darunter mein Universitätsabschluss, das Erlernen einer neuen Sprache (Deutsch), der Gewinn von «Let's Dance», die Aufnahme eines Albums und ein Auftritt auf der Bühne. Ich bin wirklich stolz auf mich, aber das bedeutet auch eine Menge Druck, der überwältigend sein kann. Deshalb versuche ich jetzt, im Hier und Jetzt zu bleiben, dankbar für die kleinen Dinge des Alltags zu sein und mein Bestes zu geben, bei allem, was ich tue. Ich bin offen für alle Möglichkeiten, die das Universum zu bieten hat, also werden wir sehen, was die Zukunft bringt!