«Berge sind die unvergänglichen Denkmäler der Erde.» Nun, wenn es nach Romantik-Schriftsteller Nathaniel Hawthorne (1804-1864) geht, dürften Historien- wie Outdoorfans in den Dolomiten voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Schliesslich sind die Regionen Trentino-Südtirol und Veneto Sehnsuchtsort für Skifahrer, Gipfelstürmer und «Buongustai». Im Herzen der Sellaronda liegt eine Gemeinde, die diesbezüglich keine Wünsche offenlässt: Willkommen in Canazei!
Marmolada: Die Gletscherkönigin erwartet die Wintersportler
Eingebettet zwischen den Massiven der Dolomiten, der Marmolada, der Sellagruppe und dem Gran Vernèl hat es sich das 2.000-Seelen-Dorf mit der ladinischen Bezeichnung «Cianacei» gemütlich gemacht. Zwischen kleinen Kunsthandwerksläden ragen Glockentürme in den Winterhimmel, der auch in der dunklen Jahreszeit mit vielen Sonnenstunden lockt. Von hier aus können Ski- und Snowboarder bequem die vielen Gebiete des Verbundes Dolomiti Superski erreichen, etwa das Belvedere-Col Rodella, das Buffaure-Ciampac und die Marmolada.
Letztere gilt als Gletscherkönigin der Dolomiten und blickt von 3.343 Metern Höhe auf ihre schneebegeisterten Besucher herab. Das Skigebiet Buffaure-Ciampac bietet mit seinen blauen (40 Prozent, leicht), roten (46 Prozent, mittel) und schwarzen Pisten (14 Prozent, schwer) Abwechslung für Gross und Klein. Nicht minder steil, dafür runder geht es auf der Sellaronda zu. Die Vier-Pässe-Tour erstreckt sich rund um den Sellastock. Dabei durchstreifen wir die ladinischen Täler Gröden, Alta Badia, Arabba und natürlich das Fassatal mit unserem Startpunkt Canazei. Für die insgesamt 40 Kilometer (davon 27 Pistenkilometer) sollte man eine gute Kondition mitbringen.
Rekorde knacken in Gröden und Alta Badia
Fans des Skirennsports horchen bei Gröden und Alta Badia sicher auf. Alljährlich sind sie Austragungsorte des Weltcups der Männer. In Gröden steigt eine Woche vor Weihnachten die berühmte Abfahrt «Saslong Classic», bei der die Herren mit Höchstgeschwindigkeit über den «Kamelbuckel» und die Wellen der «Ciaslat» brettern. Wenige Tage später blickt die Skiwelt einige Kilometer weiter nach Alta Badia. Die hiesige Gran Risa wird als eine der schönsten und anspruchsvollsten Pisten des Weltcups gesehen.
Ein Sagenkönig bringt die Alpen zum Glühen
Neben sportlichen Höhepunkten kommt auch die Südtiroler Romantik nicht zu kurz und bringt die Dolomiten im wahrsten Sinne des Wortes zum Leuchten: Nahe des Skigebietes Val di Fassa/Carezza liegt der Rosengarten, Heimat des Sagenkönigs Laurin. Aus verschmähter Liebe verfluchte er seine Rosen, sie sollten weder am hellen Tag noch in dunkler Nacht zu sehen sein. So wurde der gesamte Garten zu Fels und Stein. Doch Laurin hatte die Dämmerung vergessen. So erwacht an manchen Abenden, wenn die Felsen in der Abendsonne rot leuchten (Enrosadira: Alpenglühen), die Erinnerung an den Zwergenkönig.
Schlemmen auf ladinisch
Nach Spannung, Sport und Sagen ist es höchste Zeit für ein kulinarisches Intermezzo mit ladinischem Einschlag. Natürlich könnten wir uns die Ravioli all'italiana, Tortelli, Cappelletti, Agnolotti, Culurgiones und Schlutzkrapfen schmecken lassen. Doch es geht weitaus regionaler: Zwei Varianten, die unverkennbar für das Val di Fassa und die ladinische Kultur stehen, sind die «Casunziei di sciopetis» und die «Cajoncie da fighes». Traditionell werden Casunziei mit Roter Bete und Gemeinem Leimkraut (ladinisch: sciopetis) gefüllt. Aus dem Val di Fassa kommen hingegen die Cajoncie da fighes - eine süsse Vorspeise, bei der die Teigtaschen mit Feigen gefüllt werden. Dazu noch ein Glas Pinot Grigio und wir sagen: Buon appetito - oder besser bun apetit!