Barcelona, die Kanaren, Mallorca – sie alle klingen nicht nur wie wundervolle Reiseziele, sondern sind es auch. Weil das allerdings so ist, wird vielerorts der Wohnraum für Einheimische knapp. Städte und Regionalregierungen sehen sich gezwungen, einzugreifen und den Wohnungsmarkt zu regulieren. Das immer häufigere Ergebnis: das Verbot von kurzfristigen Wohnungsvermietungen, um den Wohnraum der ansässigen Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Selbstredend sorgt das für öffentliche Diskussionen und Streit. Was dieser Tage auf dem spanischen Ferienwohnungsmarkt geschieht.
Wer das Glück hat, eine Wohnung in der Innenstadt Barcelonas oder auf Gran Canaria zu besitzen, konnte diese bislang häufig lukrativ an Touristen statt an Einheimische vermieten. Dieses sogenannte kurzfristige Vermieten sorgt jedoch im Lauf der Zeit auch dafür, dass die regulären Mietpreise an den jeweiligen Orten immer drastischer steigen. In Barcelona hat die Stadt daher nun beschlossen, Lizenzen für Ferienwohnungen nicht mehr zu verlängern. Bis 2028 wolle man so tausende von Wohnungen für die Bevölkerung Barcelonas zurückgewinnen.
In der katalanischen Metropole ist das Thema nicht neu: Seit 2016 wurde das illegale Vermieten an Touristen in rund 10.000 Wohnungen unterbunden und rund 3.500 Wohnungen wieder der Stadtbevölkerung zur Verfügung gestellt, wie die «Tagesschau» berichtet. Mit ihrem neuen Vorstoss geht die Stadt aber einen entscheidenen Schritt weiter, weil sie auch legal an Touristen vermietete Ferienwohnungen nicht mehr in der Stadt haben will. Naturgemäss sorgt das für Gegenwind: Nach einer Beschwerde der konservativen Partei PP liegt das Vorhaben derzeit deshalb beim spanischen Verfassungsgericht.
Kanarische Inseln und Mallorca: Der Widerstand wächst
Auch auf den Kanaren will die Politik gewährleisten, dass sich die Bevölkerung der Inseln die Mieten leisten kann. Dort gibt es deshalb schon seit Ende letzten Jahres eine rege Debatte. Noch liegt kein fertiges Gesetz vor, doch zu den Plänen gehört unter anderem eine Deckelung von maximal zehn Prozent der Wohnfläche einer Gemeinde, die auf den Tourismus entfallen darf – so wie es auch die spanische Verfassung vorsieht. Ausnahmen sind lediglich für die «grünen Inseln» La Palma, La Gomera und El Hierro geplant, hier sollen es 20 Prozent sein. Laut dem Portal «Teneriffa News» würde es 18 Jahre dauern, bis dieses Verhältnis auf den Kanaren hergestellt sei, denn aktuell liege die Quote bei 37 Prozent.
Und auch auf Mallorca, Lieblingsinsel der Deutschen, haben viele Einheimische den nicht enden wollenden Massentourismus allmählich satt. Mindestens 10.000 Menschen waren deshalb Ende Mai auf der Strasse, um gegen den anhaltenden Massentourismus und die immer drastischer steigenden Mieten zu protestieren. «Mallorca steht nicht zum Verkauf», stand deshalb auf den Plakaten und die Demonstrierenden skandierten «Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht».
Die Kritik der Mallorquiner richtet sich vor allem gegen steigende Wohn– und Lebenshaltungskosten, die dafür sorgen, dass sich immer mehr Menschen das Leben auf ihrer Heimatinsel nicht leisten können. In einem Beitrag der ARD von den Protesten berichtet etwa ein Busfahrer in Rente davon, in einem Wohnwagen leben oder die Insel verlassen zu müssen. Fälle wie dieser seien zunehmend keine Ausnahme mehr, während Luxus– und Partytouristen gleichermassen den touristischen Druck auf Mallorca hoch halten.
Fazit
Vieles von dem, was sich in den touristischen Zentren Spaniens in den nächsten Jahren ändern könnte, hängt in den kommenden Wochen und Monaten von der spanischen Justiz ab. Erklärt sie beispielsweise das Vorgehen Barcelonas für verfassungskonform, könnte ein Präzedenzfall für weitere Städte und Gemeinden geschaffen werden. Für Urlauber und Touristen bedeutet das im Zweifel eine sinkende Verfügbarkeit von Ferienwohnungen und ein häufigeres Aufweichen auf Hotels – oder gänzlich in Richtung anderer Destinationen.