Der Dreh seines halb-autobiografischen Films «The Fabelmans» war für Steven Spielberg (75) eine «beängstigende Erfahrung». «Ich dachte, es würde viel einfacher werden, als es sich herausstellte», verriet der Regisseur in einer Pressekonferenz in Toronto. Beim Toronto International Film Festival (TIFF) hatte der Oscarpreisträger am Abend zuvor seinen neuen Film vorgestellt und Standing Ovations geerntet.
«The Fablemans» basiert auf der Jugend der Regielegende in den 1950er-Jahren und zeigt seine ersten Versuche als Filmemacher. Sein junges Alter Ego Sammy Fabelman nutzt die Kamera, um negative Erfahrungen von sich fernzuhalten. Das gelang Steven Spielberg in diesem Film laut eigener Aussage diesmal nicht.
Keine Distanz durch die Kamera
«Als wir anfingen, daran zu arbeiten, wurde mir klar, dass es keine ästhetische Distanz zwischen mir und dem Erlebnis geben würde», sagte er in der Pressekonferenz. «Ich würde nicht in der Lage sein, eine Kamera zwischen mich und die schrecklich realistischen Dinge, die ihm widerfahren, zu stellen». Zu den negativen Erlebnissen von Sammy und seinem Vorbild zählen etwa die Scheidung der Eltern und die Erfahrung von Antisemitismus. Spielberg über den Dreh: «Die Darsteller wissen, dass dies emotional eine sehr schwierige Erfahrung war. Nicht alles, aber manches war wirklich sehr, sehr schwer zu verkraften.»
Eine Herausforderung war für Steven Spielberg, dass er nicht nur sein eigenes Leben auf die Leinwand brachte, sondern auch das seiner verstorbenen Eltern und der drei Schwestern. «Die Verantwortung, die sich daraus ergab, wurde immer grösser». Ein Spass war es für den Regisseur aber, die 8-mm-Filme seiner Jugend nachzustellen. «Es war körperlich, es war ein Handwerk», erinnert sich Spielberg. «Es gab keine professionellen Werkzeuge. Man musste sich mit einem Spleisser hinsetzen und die Emulsion abschaben, um eine Versiegelung zu erhalten, wenn man Klebstoff auftrug. Man musste den Film buchstäblich zusammenkleben. Ich vermisse das».
«The Fabelmans» soll am 11. November 2022 in die amerikanischen Kinos kommen. Der deutsche Start ist am 9. März 2023 vorgesehen. Damit spekuliert der Verleiher eindeutig auf einen Schub durch die Oscar-Verleihung am 12. März. Der Film mit Michelle Williams (42) und Paul Dano (38) gilt schon jetzt als heisser Kandidat für diverse Goldjungen.