Tim Lobinger (49) meldet sich aus dem Münchner Krankenhaus Grosshadern. Zu einem äusserst berührenden Foto, das ihn sehr ernst in einem Krankenhausstuhl sitzend zeigt, schreibt der ehemalige Stabhochsprung-Star auf Instagram: «Danke für die zahlreichen Nachrichten und die aufmunternden Worte!» Und er verspricht: «Ich kämpfe weiter.»
In den vielen hinzugefügten Hashtags macht er sich und allen, die mit ihm bangen, ausserdem Mut: «#verlierenistkeineoption #nevergiveup [»Niemals aufgeben«, Anm. d. Red.] #fightcancer [»Krebs bekämpfen«] #dkms [Deutsche Knochenmarkspenderdatei] #blutspende #familie #freunde #dontquit [»Nicht aufgeben«] #lifegoeson [»Das Leben geht weiter«] #happy #glück #immerweiterbeissen #einfachmarschieren», schreibt Lobinger.
Im Februar habe ihn «das erste Mal die Hoffnungslosigkeit gepackt»
In einem Interview mit der Illustrierten «Bunte» machte der Ex-Leistungssportler diese Woche öffentlich, dass die Krankheit zurückgekehrt ist. Demnach leide Lobinger nun an einem Multiplen Myelom. «Myelome sind Tumore, die überall wachsen können», erklärt er. Im Januar 2021 habe es einen Schub gegeben. «Da fingen die Schmerzen an, stärker zu werden», so Lobinger. Dann seien bei ihm immer mehr sichtbare Tumore gewachsen: «Die kamen am Bein raus, am Kopf, an der Leiste.» Den Krebs mit eigenen Augen zu sehen, habe es für ihn schwer gemacht, «irgendwie normal weiterzuleben».
Trotz verschiedener Therapien und Bestrahlung habe Lobinger körperlich immer weiter abgebaut. «Dann bin ich nach Hause gekommen und habe es da erst richtig registriert: Das war es jetzt», erinnert er sich. Im Februar habe der dreifache Vater seine dunkelste Zeit erlebt. «Es war das erste Mal, dass mich die Hoffnungslosigkeit gepackt hat, zusammen mit Panikattacken.» Dabei habe er noch miterleben wollen, wie sein kleiner Sohn eingeschult wird und seine Tochter im Sommer heiratet. Doch Lobinger habe «keinerlei Kraft mehr gehabt».
«Ich bin ein Kämpfer, für mich, meine Familie und meine Freunde»
Plötzlich schien die Therapie doch anzuschlagen. Innerhalb weniger Tage seien seine sonst deutlich sichtbaren Tumore verschwunden. «Vor einer Woche sagten die Ärzte: ‹Verabschieden Sie sich von allen.› Und eine Woche später: ‹Das ist jetzt das wünschenswerteste Ergebnis.›» Für Lobinger sei dies eine «emotionale Achterbahnfahrt» gewesen, die er nur schwer habe verarbeiten können.
Nun müsse er seinem Körper Zeit geben, sich zu erholen. «Dank der Wissenschaft sitze ich heute hier», zeigt sich der Ex-Leistungssportler dankbar. Er hoffe auf weitere und neue Therapiemöglichkeiten in ein paar Jahren. «Und wenn meine Chance nur ein Prozent ist, ergreife ich sie. Darauf setze ich. Ich bin ein Kämpfer, für mich, meine Familie und meine Freunde.»
Im März 2017 hatte Tim Lobinger die Diagnose Leukämie erhalten. Durch eine Stammzellentherapie konnte er den Krebs damals besiegen und fast zwei Jahre krebsfrei bleiben.