Fast wie in guten alten Vor-Corona-Zeiten wurden am Dienstagabend (26.4.) im Bayerischen Hof in München die Best Brand Awards 2022 verliehen. Für die fantastische, fast schon euphorische Stimmung sorgten bei den Marken-Oscars nicht nur die vielen Gäste, sondern auch Hauptredner Joachim Gauck (82) und das Powerpaar des Sports, Ana Ivanović (34) und Bastian Schweinsteiger (37). Ein weiteres Highlight kam frisch aus dem Marvel-Comic-Universum auf der Bühne des grossen Ballsaals. Für den Lacher des Abends sorgte aber Moderatorin Linda Zervakis (46) - spot on news war vor Ort.
Corona in der Nebenrolle
Corona spielte an diesem Abend fast keine Rolle. Zwar wurden am Einlass der «2G plus»-Veranstaltung der Impf- oder Genesenenstatus sowie der tagesaktuelle Corona-Test genau überprüft, hier waren auch noch Masken zu sehen. Doch nach und nach verschwand der Mund-Nase-Schutz von den Gesichtern der Gäste. Zu gross war offenbar die Sehnsucht nach echten Begegnungen nach den vergangenen zwei Jahren.
Vor allem zu Beginn war es fast ein bisschen überwältigend, wie auch Moderatorin Linda Zervakis im Gespräch mit spot on news bestätigte. «Ich fühle mich tatsächlich so, als sei ich auf einem anderen Planeten mit so vielen Menschen und so viel Trubel. Es ist so, als hätte man zwei Jahre lang eine Batterie intus gehabt, die nicht mehr richtig auf Lebensleistung ist. Und jetzt ist es einfach: Wow, alles ist wieder da!» Natürlich gehe einem Corona nicht mehr aus dem Kopf, deswegen sei sie schon auch noch etwas respektvoll.
Für Moderatorin Alexandra Polzin (46) war es ebenfalls das erste grosse Event seit zwei Jahren. «Dafür habe ich mich heute extra herausgebürschtelt von meiner Couch», lachte sie. Corona bleibe aber auch bei ihr im Hinterkopf. «Ich bin jetzt zwei Jahre durchgekommen, ich hatte es nicht», erzählte sie. Und das, obwohl sie auch viel mit positiv Getesteten zusammen gewesen sei. «Und heute werde ich den Abend auch wunderbar überstehen», zeigte sie sich zuversichtlich.
Voller Vorfreude war auch Schauspielerin Laura Oswald (40) auf dem roten Teppich: «Wir sind alle getestet, geimpft, geboostert und das Leben hat endlich die Chance wieder loszugehen», sagte sie und lief durch das Blitzlichtgewitter der unzähligen Fotografen und Kamerateams in den Veranstaltungssaal. Simone Ballack und Magdalena Brzeska, Mariella Ahrens, Viviane Geppert, Verena Kerth, Caro Matzko, Christian Polanc, Simon Pearce, Andreas Türck und viele weitere Promis liessen sich die Gala ebenfalls nicht entgehen.
Joachim Gauck ermuntert zu mehr Mut
Was sie alle wenig später zu hören bekamen, war eine unterhaltsame, aber auch tiefsinnige Rede über «Verantwortung und Mut» des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck (2012-2017). «Darf man in diesen Zeiten feiern?», fragte er zu Beginn. «Ja, wenn man die Augen nicht zumacht vor der Wirklichkeit, vor den schrecklichen Bildern und Tatsachen, die wir sehen.» Das Leben könne nicht nur aus diesen Schrecknissen bestehen und davon bestimmt werden, «deshalb brauchen wir Ermutigung und Stärkung, wir dürfen uns auch in solchen Zeiten gelegentlich freuen». Das brauche jede Gesellschaft, so Gauck. «Wenn wir eine Gesellschaft nur aus Bedenkenträgern hätten, wäre es um unsere Zukunft schlecht bestellt.»
Ausserdem sprach er sich für mehr Mut und weniger Ängstlichkeit aus. In der Vorstufe für ein entscheidungsfähiges Leben sollte schon jedes Kind «mit einer Ich-Stärke» ausgestattet werden, «die es ihm später überhaupt erlaubt, Ja zu sagen zu sich selber, sich etwas zuzutrauen, als ermächtigte Person einzugreifen in die Dinge unseres Lebens». In diesem Zusammenhang, müsse in Deutschland noch viel dazugelernt werden, um die grosse «Ängstlichkeit» und «Sorge, man könnte etwas falsch machen», zu überwinden. «Wollen wir den Mut jenen überlassen, deren destruktive Potentiale für Mord und Totschlag, für Unterdrückung uns Unfreiheit sorgen?», fragte er und schob die Antwort gleich hinterher: «Das kann ja wohl nicht angehen.» Szenenapplaus.
Joachim Gauck forderte mehr Glauben an das, «was wir schon geschaffen haben», und verwies «trotz vieler ungelöster Probleme» auf die «Qualitäten dieses Landes», denn es sei «das beste Deutschland, das wir je hatten» (ein Satz aus seiner Präsidentschaftszeit). Das konkretisierte er:
«Wohlstand, ein menschenwürdiges Leben, Sicherheit, garantierte Bürger- und Menschenrechte, eine relativ gut funktionierende Gewaltenteilung. Die Tatsache, dass wir jederzeit unsere Regierung abwählen können. Die Tatsache, dass wir umgeben sind von Völkern und Ländern, die mit uns in guter Nachbarschaft leben. Die Tatsache, dass wir an jedem Tag, den wir leben, frei entscheiden können, wie wir leben und wo wir leben wollen. Dass wir unsere Meinung sagen und schriftlich auf alle mögliche Weise veröffentlichen können. Dass wir sogar für Unfug auf die Strasse gehen können... All diese Dinge haben unser Land zu einem Land gemacht, das es früher nicht gab.»
Und betrachte man «diesen Erntekorb» von Errungenschaften, so sein Fazit, frage man sich doch: «Wo ist das Glück der Menschen, die das geschaffen haben, über das, was sie geschaffen haben?» Standing Ovations.
Ana Ivanović, Bastian Schweinsteiger - und die etwas andere Bierdusche
Weniger philosophisch, aber nicht minder sympathisch war auch der Auftritt eines Weltsportlerehepaares - Ex-Tennis-Star Ana Ivanović und Ex-Fussball-Star Bastian Schweinsteiger. Die beiden plauderten über ihr Image, ihre gemeinsamen Werte, sein Buch und auch ein wenig aus dem Privatleben. So haben die beiden den Deal, dass er nur fernsieht, wenn die Kinder nicht da oder im Bett sind.
Beide zeigten sich glücklich, nach den Corona-Jahren wieder unterwegs sein und an Veranstaltungen wie den Best Brand Awards teilnehmen zu können. «Ich liebe reisen, ich liebe es zu packen - auspacken mag mache ich nicht so gern», erzählte Ivanović. Schweinsteiger fügte hinzu, dass er sich vor allem auch über das Wiedersehen mit bekannten Gesichtern freue. «Herrn Gauck habe ich vor acht Jahren 2014 in der Kabine in Rio zum letzten Mal gesehen», sagte der Fussballweltmeister 2014 und hatte damit die Lacher auf seiner Seite.
Für den grössten Lacher bei diesem Talk sorgte allerdings eher unfreiwillig die Moderatorin. Schweinsteiger erzählte von der Zusammenarbeit mit einem Bekleidungsunternehmen. «Am Wochenende hat es [das Outfit, Red.] den Bierduschen-Test gut überstanden», freute er sich in Anspielung auf die Feier nach dem vorzeitigen Bundesliga-Sieg des FC Bayern. Den hatte die Hamburgerin Zervakis offenbar nicht auf dem Schirm und sagte: «Wie muss ich mir das vorstellen? Es sind Bilder erzeugt worden, deswegen würde ich da ganz gern nochmal genauer nachfragen: Beide zusammen unter der Bierdusche?» Ein fast kollektiver «Nein!»-Aufschrei des amüsierten Publikums ging durch den Saal. Schweinsteiger lachte und löste die Situation charmant auf: «Am Wochenende war ein unwichtiges Spiel in der Allianz Arena...» Danach half wohl nur noch ein Drink: «Darauf müssen wir jetzt mal einen Ouzo trinken. Sorry, Balkan-Girls have to drink now», sagte Zervakis und stiess mit ihren Podiumsgästen an - eine nette Überleitung zur Preisvergabe «Best Brand Food & Beverages».
Und die Marken-Oscars gingen an...
Die Best Brands Awards wurden zum inzwischen 19. Mal an die stärksten Marken des Jahres verliehen. Ausgezeichnet wurde in der Top-Kategorie «Best Brand Overall» die Gaming-Marke Sony Playstation. Hier wartete die letzte Überraschung des Abends auf die Gäste. Denn anders als bei den anderen Preisen, erschien nicht etwa ein sympathischer Vertreter des Unternehmens auf der Bühne, stattdessen holte Superheld Spider-Man den Preis ab. Wortlos flitze er in Comic-Helden-Manier die ein Treppe im Ballsaal hinunter, übernahm die Auszeichnung, bedankte sich artig und flitzte die andere Treppe wieder hinauf und von dannen.
Der Preis für die «Best Brand Food & Beverages» ging an die pflanzlichen Produkte von Rügenwalder Mühle. Die dritte Kategorie war der von Corona hart getroffenen Tourismus-Branche gewidmet: Als «Best Brand Travel» wurde das Online-Reiseportal booking.com prämiert. Und in der vierten Kategorie, der «Best Hybrid Brand», ging es um Marken, die virtuelle und reale Welt bestmöglich miteinanderverknüpfen. Dieser Preis ging an das Logistik- und Transportunternehmen DHL.