Durch Chadwick Bosemans (1976-2020) tragischen, viel zu frühen Tod im August 2020 stand «Black Panther»-Regisseur Ryan Coogler (36) vor einer schier unlösbaren Aufgabe: Wie sollte der Filmemacher die von Marvel-Fans mit Spannung erwartete Fortsetzung «Black Panther: Wakanda Forever» ohne seinen verstorbenen Hauptdarsteller und Star bewerkstelligen? Das jetzt am 9. November in den deutschen Kinos startende Sequel soll einerseits Bosemans Vermächtnis gerecht werden, und dabei selbstverständlich auch das bewährte Marvel-Feuerwerk an atemberaubenden Actionsequenzen und grossen Schlachten abfeuern. Hat sich das Warten auf den neuesten Superheldenfilm der Marvel Studios gelohnt?
Darum geht es in «Black Panther: Wakanda Forever»
Das fiktive afrikanische Land Wakanda trauert um seinen König und Anführer T'Challa, auch bekannt als Black Panther. Gleich in den ersten Momenten des Films verstirbt die Figur offscreen - und eine berührende, ganz in Weiss gekleidete Trauerprozession zieht durchs Land. Viel Zeit zum Innehalten ist den Wakandanern jedoch nicht vergönnt. Die mächtigen Nationen der Erde wie die USA oder Frankreich gieren nämlich nach Vibranium, dem sagenumwobenen Bodenschatz des Landes.
Auf der Suche nach dem seltenen Metall alarmieren die Vereinigten Staaten das Unterwasserreich Talokan und dessen mit Superkräften ausgestatteten Herrscher Namor (Tenoch Huerta, 41). Er ist ein mit übermenschlicher Stärke und Schnelligkeit gesegneter Mutant, und kann dank kleiner Flügel an seinen Fussgelenken sogar fliegen. Der konfrontative Namor, ein echter Antiheld, will eine Allianz mit Wakanda und dessen neuer Königin Ramonda (Angela Bassett, 64) schmieden, um den Rest der Welt zu unterjochen. Doch die friedfertigen Wakandaner lehnen ab, und es kommt zum Kampf der beiden Völker.
Talokan: Mehr Inklusion im Marvel-Universum
«Black Panther» erschien im Jahr 2018 mitten im US-amerikanischen Black History Month. Schwarze Schulklassen und Kirchengruppen strömten damals zuhauf in die Kinosäle, um endlich einen Superhelden mit ihrer Hautfarbe als Titelfigur in einem grossen Blockbuster zu erleben. Der zweite «Black Panther» stellt nun einen vergleichbaren Meilenstein dar, was Repräsentation und Inklusion im Marvel-Universum angeht.
Die im Sequel neu eingeführte Unterwassernation Talokan ist inspiriert von der untergegangenen Kultur der Maya. Die Darsteller der Einwohner Talokans stammen aus süd- und mittelamerikanischen Ländern wie Mexiko, Venezuela oder Guatemala. In der Welt des Marvel-Films flüchteten die Talokaner einst vor den brutalen, mörderischen Konquistadoren ins Meer - und die «Black Panther»-Fortsetzung «Wakanda Forever» erhält mit diesem Subplot erneut eine durchaus politische Note.
Berührendes Gedenken an Chadwick Boseman
Gleichzeitig ist «Wakanda Forever» ein in vielen Momenten ruhiger und geradezu besinnlicher Marvel-Blockbuster geworden, und stellt daher einen eher ungewöhnlichen Eintrag ins besonders für Humor und Action bekannte Superfranchise dar. Nach dem Tod von T‹Challa trauern seine Hinterbliebenen um Prinzessin Shuri (Letitia Wright, 29), General Okoye (Danai Gurira, 44) und die Spionin Nakia (Lupita Nyong›o, 39) um ihn. Dadurch rücken die weiblichen Figuren stärker als noch im ersten Teil in den Mittelpunkt der Handlung - und zeigen auf ergreifende Weise, wie schwer es nach einem tragischen Verlust fallen kann, weiterzuleben.
Trotz seiner Abwesenheit sind Darsteller Boseman und die von ihm verkörperte Figur T'Challa somit allgegenwärtig in «Black Panther 2». Ohne die Handlung zu sehr auszubremsen, gelingt es den Filmemachern um Regisseur Coogler so, den niederschmetternden Tod des realen Darstellers im Popkultur-Werk ein Stück weit zu verarbeiten.
Grandiose Action und die Nachfolgerin von Iron Man
Die gewohnte Marvel-Action kommt bei aller Trauer um den verstorbenen Hauptdarsteller jedoch nicht zu kurz. Die Armeen Wakandas und Talokans treffen in ausgedehnten Schlachten zu Wasser und an Land aufeinander. Hier liegt dann auch für nicht Superhelden-affine Zuschauer der grösste Kritikpunkt des Films. Zwar überzeugen die zu grossen Teilen per Computer generierten Kampfsequenzen - und auch die Übersicht geht in den zahlreichen Massenszenen überraschenderweise nicht verloren - doch wer sich nicht zu den Marvel-Superfans oder Anhängern des Actionkinos zählt, schaltet hier rasch ab.
Marvel wäre nicht Marvel, wenn in «Black Panther: Wakanda Forever» nicht auch neue Figuren für die Zukunft des Franchises eingeführt würden. So lernen Kinobesucher erstmals die geniale Erfinderin Riri Williams (Dominique Thorne, 25) kennen. Die junge Studentin hat sich einen hochtechnologischen Anzug gebastelt, mit dessen Hilfe sie wie einst Tony Stark fliegen und kämpfen kann. Abonnenten von Disney+ werden Williams in der Serie «Ironheart» wiedersehen, die im kommenden Jahr starten soll. Im Marvel-Universum wird sie über kurz oder lang zur Nachfolgerin von Iron Man werden.
Fazit
Fans des ersten «Black Panther»-Films und des Marvel-Franchises kommen in «Wakanda Forever» voll und ganz auf ihre Kosten. Der imposante Blockbuster hält das Vermächtnis seines verstorbenen Hauptdarstellers in Ehren und bietet daneben das gewohnte Marvel-Actionfeuerwerk. Nach einigen eher durchschnittlichen Werken wie beispielsweise «Eternals» oder «Thor: Love and Thunder» finden die Marvel Studios wieder zurück in die Erfolgsspur.