Im Sommer 2021 stockte «Breaking Bad»– und «Better Call Saul»–Fans der Atem: Emmy–Preisträger Bob Odenkirk (61), der in beiden Produktionen den sympathischen Winkeladvokaten Saul Goodman verkörpert, musste mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert werden. Wie erst später bekannt wurde, brach der heute 61–Jährige während der Dreharbeiten am Set vor den Augen seines Co–Stars Rhea Seehorn (spielt in «Better Call Saul» Kim Wexler, 51) zusammen.
Mit einem herbeigebrachten Defibrillator konnte Odenkirks Herz glücklicherweise wieder zum Schlagen gebracht werden. Eine Operation am folgenden Morgen verlief erfolgreich, und nur etwas über einen Monat später setzte Odenkirk bereits die Dreharbeiten zur sechsten und letzten Staffel von «Better Call Saul» fort.
«Lucky Hank»: Bob Odenkirks Nachfolgeprojekt zu «Better Call Saul»
Auch beruflich erwischte die Herzattacke Odenkirk zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Der Schauspieler und Drehbuchautor, der seine zwei Emmy–Awards übrigens nicht für sein Spiel in «Better Call Saul» erhalten hat, sondern als Autor der Sketch–Comedy–Show «Saturday Night Live» sowie der «Ben Stiller Show», eilte zuletzt von Erfolg zu Erfolg. Neben seinem Auftritt in der allseits beliebten Serie «Better Call Saul» übernahm Odenkirk 2021 auch die Hauptrolle im Actionfilm «Nobody», der an den weltweiten Kinokassen die überaus respektable Summe von knapp 58 Millionen US–Dollar gegenüber einem Budget von 16 Millionen Dollar einspielte.
Doch mit dem Ende von «Better Call Saul» im August 2022 war auch klar, dass sich Serienstar Odenkirk neuen Projekten wird zuwenden müssen. Seine erste Serienhauptrolle nach dem Ende des «Breaking Bad»–Spin–offs ist nun die akademische Satire «Lucky Hank», die in Deutschland am 17. November auf dem Telekom–Streamingdienst Magenta TV erscheint.
Darum geht es in «Lucky Hank»
In «Lucky Hank» verkörpert Odenkirk College–Professor William Henry «Hank» Devereaux Jr., der beruflich in der Krise und daneben in einer Midlife–Crisis steckt. Die Ereignisse kommen in der AMC–Serie ins Rollen, als einer seiner Studenten Hank in einem Seminar zur Rede stellt. Auf nachdrückliche Art wünscht er sich Feedback zu seiner unterirdisch schlechten Geschichte über Nekrophilie im Weissen Haus, und überhaupt habe der lustlose Professor, nachdem er zu Beginn der Lehreinheit die Anwesenheitsliste durchgegangen ist, seitdem überhaupt nichts mehr gesagt.
Solcherart in die Enge getrieben, setzt Hank tatsächlich zu einer Rede an. Sehr zum Leidwesen der Anwesenden wird es allerdings eine regelrechte Hasstirade, in der er an seiner Bildungseinrichtung kein gutes Haar lässt. Als Beweis für die Mittelmässigkeit seiner Studentinnen und Studenten führt Hank unter anderem an, dass sie das mittelmässige College besuchen, an dem auch er unterrichtet. Sich selbst bezeichnet er im gleichen Atemzug ebenfalls als durchschnittlich – und diesen «Rant» hält selbstverständlich eine Seminarteilnehmerin mit ihrem Smartphone fest.
Hanks Rede sorgt an dem kleinen Campus für einen regelrechten Skandal, doch der Professor rückt auch in der Folge nicht von seinen verunglimpfenden, verletzenden Aussagen ab. Innerhalb seines Fachbereichs voller schrulliger Dozentinnen und Dozenten ist Hank deswegen rasch komplett isoliert. Einzig seine verständnisvolle Ehefrau Lily (Mireille Enos, 48) scheint zunächst zu ihm zu halten.
Gut, aber nicht grossartig
Bei Bob Odenkirks neuer Serie «Lucky Hank», das sollte gleich klargestellt werden, handelt es sich eindeutig nicht um einen Ausfall. Gerade der Hauptdarsteller weiss nach wie vor zu begeistern. Odenkirk spielt den mal selbstmitleidigen, doch meistens sich selbst sabotierenden Protagonisten der schwarzhumorigen Comedyserie gewohnt ausdrucksstark, und findet unter dem beissenden Sarkasmus des beruflich festgefahrenen Professors eine tiefe Melancholie.
Doch ist der Serie, die in den USA übrigens bereits im Frühjahr startete, jedoch noch nicht um eine zweite Staffel verlängert worden ist, gleich eine Vielzahl an kleineren und grösseren Problemen zu attestieren. So scheint den Serienmacherinnen und Machern nicht ganz klar zu sein, ob sie sich voll und ganz auf ihre Hauptfigur konzentrieren wollen, oder aber dann doch eine mit grossem Schauspiel–Ensemble ausgestattete Arbeitsplatz–Comedyserie im Stil von «The Office» erzählen wollen.
Viele Nebencharaktere, wie etwa Hanks Fakultätskolleginnen und –kollegen oder seine Ehefrau Lily, wirken unausgereift und nicht zu Ende gedacht. Wenn sich Lily etwa in einer Nebenhandlung der Premierenepisode in ihrer beruflichen Funktion als Vizedirektorin einer Grundschule mit der Frage herumschlägt, ob sie einen Problemschüler der Schule verweisen soll, ist das nicht nur sehr viel weniger lustig als Hanks Eskapaden. Dieser komplette Handlungsstrang könnte vom Tonfall her auch fast aus einer ganz anderen Serie stammen.
So erscheint «Lucky Hank» stellenweise ein wenig ziellos – und auch bei der Hauptfigur ist auf Grundlage der ersten Episoden schwer vorstellbar, wohin die Reise und charakterliche Entwicklung noch führen wird. Zudem werden sicherlich einige unter den Zuschauerinnen und Zuschauern keine Lust darauf haben, sich den Problemen und der Midlife–Crisis eines letztlich doch enorm privilegierten, älteren weissen Mannes zu widmen.
Und «Lucky Hank» bietet, anders als etwa «Breaking Bad», «Better Call Saul» oder die frühe Prestige–Serie «Die Sopranos», auf der Ebene der Handlung nicht die Abwechslung, dass sich die Hauptfigur neben ihren persönlichen Problemen mit einem für die Zuschauenden spannend anzusehenden Leben als Krimineller herumplagen muss. Hier wird kein Crystal Meth gekocht, sondern sehr durchschnittliche Menschen hadern mit ihrem relativ belanglosen Leben voller Mittelmässigkeit. Fans des Hauptdarstellers werden aber mit Sicherheit dennoch Gefallen an der Satire–Show finden.