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Film-Doku über Legende Ilie Nastase

Boris Becker mit «Ersatzvater» Tiriac auf dem roten Teppich in Cannes

Es war ein ganz besonderes Wiedersehen: Zur Premiere der Tennis–Doku «Nasty» traf Boris Becker seinen Entdecker und Ex–Manager Ion Tiriac. Was macht die Beziehung der beiden aus? Und was verbindet Becker mit der rumänischen Tennis–Legende Ilie Nastase?

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Besonderes Treffen in Cannes: Boris Becker und Ion Tiriac.
Besonderes Treffen in Cannes: Boris Becker und Ion Tiriac. imago/ABACAPRESS

Ein Auftritt wie ein Flashback in die Tenniswelt der 70er und 80er Jahre. Am Donnerstag trafen sich beim Filmfestival von Cannes gleich mehrere Ikonen des Sports zur Premiere der Film–Doku «Nasty» über den exzentrischen rumänischen Tennis–Star Ilia Nastase (77). Neben Nastase samt Ehefrau Ioana (48), dem Franzosen Henri Leconte (60) und dem iranischen Ballzauberer Mansour Bahrami (68) zeigten sich auch Boris Becker (56) und sein ehemaliger Entdecker und Manager Ion Tiriac (85) gemeinsam auf dem roten Teppich an der Cote d'Azur. Dabei wurde einmal mehr deutlich: Die beiden verbindet eine ganze besondere Beziehung – lebenslänglich.

Rockstars des «weissen Sports»

Schulden, Insolvenz und Haft: In den vergangenen Jahren machte Becker vor allem mit finanziellen Eskapaden von sich reden. Was viele darüber vergessen: Becker riss den «weissen Sport» in den 80er–Jahren aus seinem Dornröschenschlaf und machte ihn wieder bunt. Er fluchte, schmiss Schläger und sich selbst auf den Rasen von Wimbledon und pushte eine ganze Nation mit seiner Becker–Faust nach vorn. Becker war Identifikationsfigur und Lebemann, ein moderner Rockstar in kurzen Hosen. All das traf ein Jahrzehnt zuvor auch auf eine Reihe exzentrischer Herren zu. Charakterköpfe wie Jimmy Connors (71), John McEnroe (65) und nicht zuletzt der Rumäne Ilie Nastase machten dem schwedischen Schweiger Björn Borg (67) das Leben auf dem Court so schwer wie möglich. Sie schrien, schimpften und beleidigten Schiedsrichter und Gegner. Der Tennisplatz wurde zur Bühne – der Sport boomte.

Becker–Entdecker Tiriac

Dass Becker das Erbe der 70er–Helden überhaupt antreten konnte, hat er vor allem zwei Menschen zu verdanken: seinem ehemaligen Trainer Günther Bosch (81) und seinem langjährigen Manager Ion Tiriac. Die beiden ehemaligen Arbeitskollegen und Tennis–Profis entdeckten 1984 den Leimener Jugendspieler, glaubten an ihn und bescherten ihm und sich selbst eine erfolgreiche und lukrative Zukunft. Bereits 1985 ging Beckers heller Stern mit dem sensationellen Sieg in Wimbledon auf und sollte sich lange am Tennis–Himmel halten. Im selben Jahr beendete Nastase seine aktive Karriere und ging in die Politik. Tiriac formte anschliessend in einer im deutschen Individualsport bis dahin ungekannten Weise die Marke Becker. Beide verdienten Millionen, mit denen sie bekanntermassen unterschiedlich haushalteten. Während Tiriac mit einem geschätzten Vermögen von knapp zwei Milliarden Euro aufwarten kann, setzte Becker so manches Business in den Sand.

«Wie ein Ersatzvater bis heute»

Scheidungen, Trennungen, Insolvenz, Schulden und Haft: Nach jahrelangen Negativ–Schlagzeilen – beruflich wie privat – gab Becker auf der Berlinale 2023 sein Comeback auf dem roten Teppich. Gemeinsam mit seiner neuen Lebensgefährtin Lilian de Carvalho Monteiro (33) stellte er sich im Sinne eines Neuanfangs freudestrahlend den Fotografen. In Berlin präsentierte er nicht nur die Doku mit dem vielsagenden Titel «Boom! Boom! The World vs. Boris Becker.» Im Anschluss beantwortete er auch ein paar heikle Fragen. Zum Beispiel die, ob er nicht besser auf seinen Ex–Manager hätte hören sollen. Beckers ebenso kurze wie eindeutige Antwort: «Ja!»

Dabei hatten sich ihre geschäftlichen Wege offiziell bereits 1993 wieder getrennt. Die dreissig Jahre dazwischen scheinen der Beziehung nicht geschadet zu haben. Ebenfalls 2023 sagte Becker über Tiriac: «Er ist für mich ein Vaterersatz bis heute. Ich habe meinen Vater 1999 verloren. Und obwohl wir beruflich nicht mehr zusammengearbeitet haben, habe ich immer das Gefühl gehabt, dass ich ihn als Vater anrufen konnte. Und er hat mir meistens das Richtige gesagt.» Tiriac, der seinen eigenen Vater im Alter von neun verlor, weiss, wovon Becker spricht. Am 17. April postete Becker auf Instagram ein Bild mit Tiriac und schrieb vielsagend darunter: «Vereint mit meiner rumänischen Familie».

Becker als Testimonial für Nastase

Zur Premiere von «Nasty» erwiesen beide, «Ersatzsohn» Becker und «Vaterersatz» Tiriac, Ilie Nastase die Ehre. «Nasty», also «gemein», war Nastase öfter mal, indem er auch verbal Einfluss auf Gegner und Ausgang eines Matches nahm – genau wie Boris Becker zu seinen besten Zeiten. Beide waren geliebte Helden, die ihr Herz auf dem Platz liessen. Ausserhalb des Courts verbindet sie die Liebe zu Frauen und zum Leben an sich. Nicht umsonst taucht Becker in der Nastase–Doku als Testimonial auf. Er versteht, wie Nastase gedacht und gefühlt haben muss. Vor dem Premieren–Raum sagte Becker, wohl gemerkt über Nastase: «Er war ein Charakter, eine Persönlichkeit, ein echter Showman.» Die Premiere des Dokumentarfilms in Cannes fand beim Publikum grossen Anklang. Nastase kassierte wieder einmal in seinem Leben Standing Ovations, wie ein kurzes Instagram–Video zeigt. Eine Reaktion, die sich auch Boris Becker von der breiten deutschen Öffentlichkeit für sein Lebenswerk wünscht.

Von SpotOn am 24. Mai 2024 - 21:13 Uhr