Kult–Regisseur Richard Curtis (66), der sich für Kino–Hits wie «Tatsächlich... Liebe», «Bridget Jones» und «Notting Hill» verantwortlich zeichnet, blickt heute mit einem sehr viel kritischeren Auge auf seine in den neunziger Jahren so erfolgreichen Filme. Das offenbarte der britische Filmemacher bei einem Auftritt im Rahmen des Cheltenham Literatur Festivals, bei dem er von seiner Tochter Scarlett Curtis (28) interviewt wurde.
Im Gespräch gab der Drehbuchautor und Regisseur zu, dass Witze über das Gewicht von Frauen heutzutage «nicht mehr witzig» seien. Zudem sei es falsch gewesen, den 1999 erschienen Film «Notting Hill» mit Hugh Grant (63) und Julia Roberts (55) in den Hauptrollen ohne schwarze Charaktere spielen zu lassen – obwohl es sich um ein vielfältiges Londoner Viertel handelt.
«Diese Witze sind jetzt nicht mehr lustig»
«Ich weiss noch, wie schockiert ich vor fünf Jahren war, als Scarlett zu mir sagte: ‹Du darfst nie wieder das Wort ›fett‹ benutzen.›», berichtete Richard Curtis. «In meiner Generation war es lustig, jemand pummelig zu nennen – in ‹Tatsächlich... Liebe› gab es Witze darüber. Diese Witze sind jetzt nicht mehr lustig.» Er gebe seiner Tochter heute recht.
Aus heutiger Sicht werden in mehreren seiner früheren Filme weibliche Charaktere für ihre Aussehen und ihr Körpergewicht beschämt. In «Bridget Jones» beispielsweise wird Renée Zellweger (54) häufig wegen ihres Aussehens kritisiert und als «pummelig» oder «übergewichtig» bezeichnet, obwohl sie etwa um die 60 Kilogramm wiegt. Im Film sagt Bridget Jones von sich selbst, sie habe einen «Hintern so gross wie Brasilien». In «Tatsächlich... Liebe» wird die Hausangestellte Natalie, die sich in den Premierminister (Hugh Grant) verliebt, als «das pummelige Mädchen» bezeichnet.
«Wünschte, ich wäre meiner Zeit voraus gewesen»
Bezüglich der Besetzung in «Notting Hill» sagte der Regisseur: «Ich wünschte, ich wäre meiner Zeit voraus gewesen», so Curtis. Er sei auf einer wenig diversen Schule gewesen und auch durch seine Freunde an der Universität wenig damit in Berührung gekommen. Er habe in Bezug auf das Thema Diversität an dem Gefühl festgehalten, dass er nicht wissen würde, wie man diese Rollen schreibt. «Ich glaube, ich war einfach dumm und habe mich geirrt», sagt er heute.
Curtis‹ Tochter Scarlett ist eine preisgekrönte Autorin feministischer Bücher und als Aktivistin tätig. Ihre Mutter ist die britische Radiosprecherin Emma Freud (61) – eine Urenkelin des berühmten Psychoanalytikers Sigmund Freud (1856 – 1939). Auf dem Literatur Festival war Scarlett Curtis mit ihrem Buch «Feminists Don›t Wear Pink (and other lies)» vertreten.