Schlendert man heute durch eine beliebige Grossstadt dieser Welt, ist ein Name kaum zu übersehen: Calvin Klein. Seien es die Leuchtreklamen der Geschäfte, Plakate an Kaufhauswänden und Litfasssäulen oder die Kleidung junger Menschen in den Strassen - Calvin Klein ist allgegenwärtig. Doch wer steckt hinter dem Mode-Imperium, das sich seit Jahrzehnten grosser Beliebtheit erfreut? Calvin Klein ist ein Mann, der ganz klein anfing und sich langsam mit harter Arbeit an die Spitze kämpfte. Heute wird der Designer 80 Jahre alt - ein Rückblick auf sein Leben und sein Schaffen.
Calvin Richard Klein wurde am 19. November 1942 in der Bronx in New York geboren. Er wurde in einer jüdischen Familie gross. Seine Eltern hatten Wurzeln in Ungarn und der heutigen Ukraine. 1960 schloss er die High School ab und besuchte von da an das Fashion Institute of Technology in Chelsea. 1963 machte er dort seinen Abschluss in Modedesign. Als freier Designer nahm er erste Jobs von Modehäusern in Manhattan an.
Im Dezember 1967 war es dann so weit: Calvin Klein gründete mit der finanziellen Unterstützung eines Schulfreundes das nach ihm benannte Modeunternehmen. Im darauffolgenden März stellte er erstmals eine eigene Kollektion zum Verkauf. Sechs Mäntel und drei Kleider wurden in einer Boutique in einem Hotel in Manhattan ausgestellt - und wurden zum absoluten Verkaufsschlager. Schnell bekam er seinen ersten offiziellen Auftrag von einem Modehaus - weitere Händler sollten folgen.
Calvin Kleins Designs: Dezent, minimalistisch, cool
Schon früh zeigte sich eine klare Linie in Kleins Designs. Er setzte auf dezente Farben, klare Schnitte und weiche Stoffe - ein Stil, der in den Flower-Power-Jahren der 70er von anderen Designern eher vernachlässigt wurde. «Ich halte Mode für etwas, das sich weiterentwickelt», sagte der Modeschöpfer einst in einem Interview mit «The Talks». Dennoch blieb er sich und seiner Marke immer treu. Calvin Klein erfand das Rad nicht neu. Doch Calvin Kleins Mode wirkte stets frisch und begehrt. Wie machte er das nur?
Viel gibt der Künstler über sein Leben und sein Wirken nicht preis. Nur selten zeigt er sich auf Events, den Red Carpet meidet er im Vergleich zu vielen seiner Kollegen meist. Auch Interviews sind eine rare Kost. Doch wenn er erstmal anfängt zu reden, hört man ihm gerne stundenlang zu. Denn Klein ist wie seine Mode - locker, lässig, begehrenswert.
Zum Erfolgskonzept der Marke Calvin Klein gehörten sicher nicht nur die modischen Kreationen des Genies. Der heute 80-Jährige war viel tiefer in seiner Firma verstrickt, als viele es vielleicht vermutet hatten. Klein wirkte in allen Bereichen des Labels mit. Design, Marketing, Verkauf - der Chef wusste über alles Bescheid, liess überall seine Ideen mit einfliessen.
So fand der Modeschöpfer seine Models
Für das Magazin «Interview» liess sich Calvin Klein vor einigen Jahren von Designerkollege Marc Jacobs (59) ausfragen. Dabei kam heraus, dass Klein zu Beginn seiner Marke die Models höchstpersönlich von der Strasse castete. Stabhochspringer Tom Hintnaus (64), der als erstes Model die Unterwäsche von Calvin Klein präsentierte, war sozusagen ein «Fund von der Strasse». «Ich mochte es, Menschen zu entdecken. Ich mochte es, Leute zu finden, mit denen ich auf einer Wellenlänge war», erinnerte sich der US-Amerikaner 2013.
Calvin Klein ging mit den Models anders um als viele seiner Kollegen. Er war bekannt dafür, dass seine Models über mehrere Saisons hinweg Verträge bei ihm unterschrieben. Bei der Konkurrenz war es üblich, nach jeder Saison frische Models zu casten. Doch Calvin Klein baute sich damit eine Art Familie auf. Die Marke fühlte sich persönlicher, nahbarer an.
Doch nicht immer sorgte Kleins Casting für Begeisterung. Die Verpflichtung der damals 15-jährigen Brooke Shields (57) sorgte 1980 für einen waschechten Skandal. «Nothing comes between me and my Calvins» sagte der Teenies damals in einer Jeansreklame, was so viel bedeutet wie «Nichts kommt zwischen mich und meine Calvins». Für Aufregung sorgte, dass das junge Mädchen unter ihrem Hemd nichts trug, mehr oder weniger oben ohne posierte. Die Sender ABC und CBS verbannten den provokanten Clip aus ihrem Werbeprogramm.
Brooke Shields verteidigt ihre Skandal-Werbung für Calvin Klein
Shields selbst verteidigte die Kampagne 2021 in einem Interview mit der «Vogue». «Ich fand nicht, dass es sich um Unterwäsche drehte oder sexuell angehaucht war», betonte sie. Sie sei damals ein Kind und noch sehr naiv gewesen. Sei der Clip wirklich mit sexuellen Hintergedanken gedreht worden, so habe sie das damals nicht verstanden.
Auch in seinem Privatleben sorgte Calvin Klein immer wieder für Aufsehen - wenn auch ungewollt. Der Antiquitätensammler war zweimal verheiratet. Die zweite Ehe mit seiner Assistentin Kelly Rector hielt sogar 20 Jahre lang. Zudem datete er angeblich Ex-Porno-Darsteller Nicholas Gruber, was die Presse immer wieder über Kleins Sexualität spekulieren lässt. Er selbst lässt solche Fragen bislang unkommentiert. Zuletzt wurde ihm eine Liaison mit Model Kevin Baker nachgesagt, mit ihm wagte sich der scheue Designer sogar auf den roten Teppich.
Seinen 80. Geburtstag wird der vielfach prämierte Modegott vermutlich in Ruhe auf seinem Anwesen in Long Island feiern. Da er die Firma Calvin Klein 2002 verkaufte, muss er sich heute keine grossen Gedanken mehr über das hektische Business machen. Vielleicht schmeisst er eine kleine Party für all seine berühmten Freunde und Verehrer - davon gibt es schliesslich genügend.