Viel mehr als nur Touristen-Robe: Das Hawaiihemd feiert sein Comeback und findet endlich auch offiziell einen festen Platz in den Damenkollektionen.
Von der Arbeitskleidung auf den Laufsteg
Heute ist das Hawaiihemd - einst Urlaubssouvenir und Touri-Outfit - fester Bestandteil von Modekollektionen: Dries van Noten etwa zeigte in seiner Herren Spring-Summer-Kollektion 2022 Modelle mit klassischem weiten Schnitt und kubanischem Kragen - neu interpretiert mit modernen Foto-Prints.
Chiara Ferragni und Co. machen es vor
Auch in der Frauen-Mode hält der Trend bereits seit ein paar Jahren Einzug. Mode-Expertinnen kombinieren das Retro-Herrenhemd zu Radler-Shorts oder entspannt zur Jeans. Dazu passen lässige Accessoires wie Bucket Hat und Crossbody-Handtasche. Die italienische Unternehmerin Chiara Ferragni (35) und Ehemann Fedez (32) zeigten sich auf einer Jacht in Louis-Vuitton- und Prada-Versionen des Kurzarm-Hemds.
Ein Novum: Bei der australischen Fashion Week im Mai wurden die floralen XL-Prints nun auch in femininen Damenschnitten gezeigt - auf Blusen, Kleidern und sogar in Form von Jumpsuits. Kombiniert mit Ledersandalen und einer schwarzen Beuteltasche feiern Labels wie die australische Brand Matteau ein Hawaii-Print-Revival auf dem Laufsteg.
Modemarken wie MSGM erfinden das hawaiianische Hemd hingegen komplett neu: Als Crop-Shirt mit floralem Print zu passenden Shorts, behält man mit diesem Style auch an heissen Sommertagen einen kühlen Kopf.
Bürotauglich wird das sommerliche It-Piece unter einem Long-Blazer in schlichten Naturtönen. Um die Office-Etikette nicht zu sprengen, empfiehlt es sich, bei dem Hawaiihemd auf eine dezentere Musterung und nicht mehr als zwei verschiedene Farbtöne zu setzen. Dazu eine schmal geschnittene Jogpant oder ein Midi-Rock und der Sommer zieht ins Grossraumbüro.
Die Geschichte des Kulthemds
Das Hawaiihemd, das auch als «Aloha-Shirt» bezeichnet wird, hat seinen Ursprung in den 1840er Jahren der hawaiianischen Hauptstadt Honolulu. Als Arbeitshemd für Männer wurde es von der polynesischen Bevölkerung sowie philippinischen Einwanderern locker über der Hose getragen - ein Schritt weg von der vormals strengen Kleiderordnung. Durch das Hinzukommen traditioneller, floraler Muster, die meist durch die Kultur japanischer und philippinischer Einwanderer beeinflusst wurden, mauserte es sich zur Nationaltracht.
Zu Beginn der 1930er Jahre wurde der Begriff «Aloha-Shirt» durch den Wirtschaftswissenschaftler Ellery J. Chun, der die bunten Kurzarmhemden aus Kimono-Stoff etablierte, erstmals rechtlich geschützt. Durch Touristen und auf Hawaii stationierte Soldaten gewann das Kleidungsstück zunehmend an Bekanntheit, bis es in den 50er Jahren seinen ersten grossen Einzug in der Modewelt feierte. Nicht verwunderlich, dass auch Hollywood den Modetrend für sich entdeckte: 1961 trug Elvis Presley in «Blue Hawaii» ein rot-weisses Hawaiihemd - stilecht mit Blumenkette.