Die zweite Staffel der Eventserie «Unsere wunderbaren Jahre» läuft am 11., 15. und 22. März in Doppelfolgen ab 20:15 Uhr im Ersten. Die Geschichte der Fabrikantenfamilie Wolf zur Zeit von Währungsreform und Wirtschaftswunder begeisterte in der ersten Staffel vor zwei Jahren Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Basierend auf dem Erfolgsroman von Peter Prange (67) wird sie nun im Spirit der 68er Jahre weitergeführt. Ins Zentrum rückt dabei Christel Wolfs (Katja Riemann, 59) Enkel Winne Wolf, ein rebellischer Teenager, der auf die Strasse geht und gegen das alteingesessene Regime protestiert.
Verkörpert wird Winne von dem Kölner Schauspieler Damian Hardung (24), der bereits seit mehr als zehn Jahren vor der Kamera steht. In seiner Filmografie finden sich unter anderem «Club der roten Bänder» (2015-2017, 2019), «Das schönste Mädchen der Welt» (2018), «How to Sell Drugs Online (Fast)» (seit 2019) oder «Gestern waren wir noch Kinder» (2023). Parallel zur Schauspielerei studiert Hardung Medizin. Und noch ein dritter Beruf stand für ihn schon in der engeren Auswahl: Profifussballer. Über diese beruflichen Entscheidungen spricht er im Interview mit spot on news. Dabei erzählt er auch, wie er sich auf seine Rolle vorbereitet hat, wer ihn schon früh mit Hollywood-Star James Dean (1931-1955, «... denn sie wissen nicht, was sie tun») verglich und was ihn mit Katja Riemann verbindet.
Die zweite Staffel «Unsere wunderbaren Jahre» startet. Was sollte man aus der ersten Staffel wissen?
Damian Hardung: Ich habe mir die erste Staffel nicht angesehen, deshalb kann ich die Frage relativ schnell beantworten. Natürlich gibt es Handlungsstränge, die aufgegriffen werden, oder zu denen die zweite Staffel einen Bezug hat, aber ich denke, man versteht den Kontext in jedem Fall. Für mich als Schauspieler war es so, dass ich nichts wissen wollte, was Winne nicht wissen kann, weil er erst in Staffel zwei einsteigt. Deswegen habe ich im Drehbuch auch immer nur das gelesen, was Winne wissen kann. Er ist so naiv und fröhlich in dem, was er tut, sodass ich mein Spiel nicht mit zu vielen Zusatzinformationen belasten wollte.
Winne ist «naiv und fröhlich», wie würden Sie ihn noch beschreiben?
Hardung: Ich liebe Winne, weil er so jung, lebensbejahend und energetisch ist. Der geht raus und geht in die Aktion. Der macht lieber was, als zweimal zu viel nachgedacht zu haben und es dann nicht zu tun. Ausserdem ist er ein totaler Kindskopf. Winne geht nicht einfach eine Treppe runter, er springt über die Brüstung. Er fährt auch nicht einfach Fahrrad, er fährt auf dem Lenker Rad. Er ist nie ruhig. Er ist einfach ein junger Dude, der raus will. Es hat sehr viel Spass gemacht, das zu spielen...
... weil Sie sich darin wiederfinden?
Hardung: Mit genug Kaffee, ja (lacht). Es hat aber auch Spass gemacht, weil es natürlich schöner ist, so jemanden zu spielen, als einen zutiefst deprimierten Menschen. Das habe ich ja auch schon gespielt und das nimmt man dann natürlich auch mit nach Hause.
Wie gefällt Ihnen das Styling Ihrer Rolle? Es erinnert ja durchaus an James Dean...
Hardung: Oh, das ist natürlich ein sehr grosses Kompliment, das ich sehr gerne annehme. In meinem Kinderzimmer hatte ich tatsächlich Bilder von ihm hängen. Und eine Lehrerin hat mich damals auch immer so genannt. Und wahrscheinlich will Winne auch wirklich ein bisschen James Dean sein. Sein Signature Move ist ja das Hochklappen des Kragens seiner Lederjacke. Er will schon immer sehr lässig und auf jeden Fall der Coolste im Raum sein. Das ist im Übrigen auch eine sehr lustige Aufgabe als Schauspieler, denn man hat immer ein Szenenziel - sogar, wenn man mal nichts macht.
Apropos Lederjacke. Welches Kleidungsstück von Winne würden Sie privat auch tragen?
Hardung: Seine Jeans habe ich tatsächlich privat auch im Kleiderschrank. Das ist eine klassische Levis 501.
Die zweite Staffel spielt rund um die 68er Jahre. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
Hardung: Bei einem historischen Projekt ist es schon interessant und wichtig, sich die Zeit vor Augen zu führen. Ich habe mir Filme und Dokumentationen darüber angesehen. Teilweise haben wir auch Originalbilder von Gastarbeitern in der Serie. Der damalige Umgang mit diesen Menschen hat ja bis heute eine Relevanz.
Und ich erinnere mich da auch noch an viele Gespräche, die ich mit meinem Opa über die Nachkriegszeit geführt habe. Schon damals habe ich gemerkt, dass es ein schwieriges Thema ist. Es ist für diese Generation nicht so einfach, objektiv oder auch subjektiv darüber zu sprechen. Diese Zeit hat die Generation natürlich traumatisiert. Aus ihrer Perspektive war es ja so: Du riskierst dein Leben und denkst, du machst es für einen guten Zweck und dann kommst du zurück und bist der Buhmann. Ich verstehe, dass man das irgendwann von sich wegschiebt.
Das alles gepaart mit einer klassischen Rollenvorbereitung habe ich im Vorfeld gemacht.
Sie sind in der zweiten Staffel neu in ein bestehendes Team gekommen. Wie wurden Sie von Katja Riemann, Anna Maria Mühe, Hans-Jochen Wagner, Ludwig Trepte, Elisa Schlott und Co. aufgenommen?
Hardung: Ganz klar von allen sehr gut. Mit Katja Riemann habe ich mittlerweile schon drei Projekte gemacht. Und sie kennt mich auch, seitdem ich ungefähr zwölf Jahre alt bin. Damals haben wir zum ersten Mal zusammen gedreht. Sie war schon immer sowas wie eine Mentorin für mich, mit der ich grossgeworden bin. Wenn ich mit ihr spiele, fühle ich mich sehr aufgehoben.
Generell war es einfach nur toll, mit diesen Schauspielerinnen und Schauspielerin zu spielen - das ist ja die Crème de la Crème in Deutschland und jeder einzelne spielt so gut. Einem Ludwig Trepte guckt man sogar gerne beim Kaffee-trinken zu, weil er das einfach grandios macht - jeder, der diese Szene gesehen hat, wird mir zustimmen.
Auffallend in der Serie sind auch die vielen alten Autos. Waren das echte Fahrzeuge oder Attrappen?
Hardung: Das waren echte alte Autos - und auch ein grosser Spassfaktor. Ich bin eigentlich überhaupt kein Auto-Nerd, sondern sehe sie eher als Mittel zum Zweck, aber mit so einem alten Cabrio über eine Landstrasse zu brettern, das ist schon toll. Diese Autos sind einfach dafür gemacht, das Fahren zu geniessen. Man kann sie auch gar nicht nur als Mittel zum Zweck benutzen, weil sie viel zu langsam sind. Auf diese Weise kann man aber auch nicht gestresst sein. Und mit so einem Oldtimer würde man niemals angehupt werden, wenn man an der Ampel steht, sie auf grün springt und man nicht sofort loskommst. Stattdessen wirst du angelächelt.
Das macht einfach mehr Eindruck als jeder Sportwagen. Und genau dieses Lebensgefühl - dass Langsamkeit in Ordnung ist - würde ich auch gerne mit ins Heute nehmen.
Die Geschichte spielt in Altena. Haben Sie wirklich dort gedreht?
Hardung: Wir haben überall in NRW gedreht, in Solingen, Buxtehude, Köln etc. Besonders hübsch war es in der Altstadt des kleinen Städtchens Zons. Dass die so gut erhalten ist, hat mich wirklich wahnsinnig überrascht. In Altena selbst habe ich persönlich gar nicht gedreht. Für mich war es aber insgesamt sehr schön, weil ich in Köln lebe und daher zuhause schlafen konnte.
Was ist denn Ihr liebster Ausgleich zur Schauspielerei oder nach anstrengenden Dreharbeiten?
Hardung: Sport. Ich nehme meine Sportsachen immer mit ans Set. Und wenn ich mich nach Drehschluss umziehe, schlüpfe ich gleich hinein und fahre direkt ins Fitnessstudio, zum Yoga, Padel Tennis oder Spiken. Ich brauche nur irgendwas mit Ball oder Gewichten und schon bin glücklich.
Fussball war auch mal eine grosse Leidenschaft von Ihnen, richtig?
Hardung: Ja, Fussball war eine Riesenleidenschaft. Das war ein grosses Ding für mich, damals damit aufgehört zu haben. Privat ist es aber einfach schwer, die richtig Anzahl an Leute zusammenzubekommen, deshalb spiele ich leider nicht mehr oft. Alternativ habe ich mir jetzt Sportarten ausgesucht, die man auch zu zweit, dritt oder viert machen kann. So kann man es spontan schneller organisieren.
Sie hätten sogar Fussballprofi werden können?
Hardung: Ach, ich glaube, das sagt jeder Deutsche, der mal Fussball gespielt hat, von sich, oder? (lacht) Aber es stimmt schon, ich habe viel und auch hochklassig gespielt. Ob es letztendlich zum Vollprofi gereicht hätte, das weiss man nie. Am Ende des Tages hat es ja immer auch noch mit Glück zu tun: Bekommt man eine Chance zum Einspringen, weil ein Stammspieler verletzt ist? Und sieht einen ein Trainer zum richtigen Zeitpunkt? Und dergleichen. Meine Ausgangsvoraussetzungen waren allerdings schon nicht ganz so schlecht, weil ich als Linksfuss linker Aussenverteidiger war. Das gibt es nicht so oft.
Ich muss aber auch sagen, dass ich sehr glücklich bin, wie es jetzt gelaufen ist. Denn mit dem Schauspielerberuf lässt sich auch die Uni verbinden, was mit Vollzeit-Fussball vermutlich schwieriger geworden wäre. Ich finde es ganz schön, dass sich jetzt gerade zwei Leben habe.