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ESC-Vorentscheid am 16. Februar

Das schätzt Max Mutzke an der Freundschaft mit Stefan Raab

Max Mutzke will nach 20 Jahren erneut zum ESC. Warum er sich Chancen beim deutschen Vorentscheid ausrechnet, was er heute über seine Teilnahme von 2004 denkt und welches Verhältnis er zu seinem früheren Mentor Stefan Raab hat, erzählt er im Interview.

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Max Mutzke tritt mit «Forever Strong» beim deutschen ESC-Vorentscheid an.
Max Mutzke tritt mit «Forever Strong» beim deutschen ESC-Vorentscheid an. NDR Presse und Information

Max Mutzke (42) belegte 2004 mit «Can't Wait Until Tonight» den achten Platz beim Eurovision Song Contest in Istanbul. Zum 20. Jubiläum seiner Teilnahme will er es dieses Jahr noch einmal wissen und tritt beim deutschen Vorentscheid «Eurovision Song Contest – Das deutsche Finale 2024» am 16. Februar in Berlin an (22:05 Uhr live auf eurovision.de, im Ersten und auf ONE sowie in der ARD Mediathek). Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt der Sänger, warum er noch einmal mitmachen will und warum sein Song «Forever Strong» ein ESC–Song ist. Zudem blickt Mutzke auf seinen für ihn enttäuschenden achten Platz zurück und verrät, wie das Verhältnis zu seinem Entdecker und früheren Mentor Stefan Raab (57) heute ist.

Sie schreiben bei Instagram, dass Ihr Besuch beim ESC in Liverpool Sie dazu bewegt hat, erneut teilzunehmen. Was haben Sie dort erlebt?

Max Mutzke: Meine erste Berührung mit dem ESC überhaupt war meine eigene Teilnahme 2004. Ich komme aus einer anderen musikalischen Prägung und hatte nie den emotionalen Zugang dazu, sondern bin aus dem Schwarzwald ins TV gefallen und war plötzlich in einer Welt, die mit meiner Realität bis dahin nichts zu tun hatte. Wenn du teilnimmst, bist du so beschäftigt, dass du gar nicht merkst, was der ESC für das Publikum draussen bedeutet. Dann habe ich mich letztes Jahr, 19 Jahre später, von Barbara Schöneberger überreden lassen, in der Show in Liverpool aufzutreten. In der Stadt kam ein totaler Impact auf uns zu, sie war voller Menschen und es war so divers, wie man es sich in seinen kühnsten Träumen nur vorstellen kann.

Ich hatte nicht erwartet, wie bunt diese Gesellschaft war. Bei dem, was um uns herum gerade passiert auf dieser Welt, dass Menschen einfach nicht mehr miteinander zurechtkommen, zeigt der Contest als grösste Musikveranstaltung der Welt genau das Gegenteil. Die Fans gehen einfach miteinander so um, wie wir es als Kinder gelernt haben, nämlich mit Respekt und Liebe, mit Leidenschaft und Toleranz. Das hat mich so geflasht. Deshalb habe ich damals gesagt: «Wisst ihr was, nächstes Jahr feiert meine Teilnahme 20–Jähriges, eigentlich könnte man noch mal mitmachen.»

Wie haben Sie Ihren achten Platz damals erlebt?

Mutzke: Ich war von Platz acht wirklich enttäuscht, muss ich sagen. Ich hatte eine Woche nach der anderen eine Show gewonnen und dann noch den Berliner Vorentscheid. Ich habe gedacht, dass es zumindest für Platz drei reicht. Ich habe nie verstanden, warum immer noch alle sagen: respektabler achter Platz. Es gibt ja erfolgreichere Beispiele, Michael Schulte mit Platz vier oder Lena mit Platz eins. Nach meiner Teilnahme wollte ich erst mal nichts mehr mit dem ESC zu tun haben und habe ihn nicht mehr weiter verfolgt, weil es eben auch nicht die Veranstaltung war, wo ich mich eigentlich in meiner Prägung sehe.

Wie haben Sie die Entscheidung für die erneute Teilnahme final getroffen und wie wurde es der Song «Forever Strong»?

Mutzke: Nach der anfänglichen Idee haben wir monatelang nicht mehr darüber gesprochen. Alexander, mein Manager, brachte mich eine Woche vor Ablauf der Bewerbungsfrist dann wieder darauf. Ich habe mit meiner Familie gesprochen, weil ich letztes Jahr so viel weg war und dieses Jahr durch das 20–jährige Jubiläum grundsätzlich viel ansteht, auch ohne den Grand–Prix–Vorentscheid. Alle meinten: «Dieses Momentum, nach 20 Jahren noch mal mitzumachen, das hast du ein einziges Mal. Wenn die noch Platz und Bock haben auf dich und du das schaffst, dann mach das unbedingt.» Viel Zeit blieb nicht, um den Song, den ich bis dato nicht hatte, fertig zu machen und einzusenden.

Mit drei Freunden habe ich mich ins Studio gesetzt und wir haben wirklich an einem Tag den Song geschrieben und drei Tage drangesessen, um ihn zu verfeinern. Für mich musste es ein Song sein, der eine grosse Melodie hat, der klassisch geschrieben und nachvollziehbar ist, der das Volumen meiner Stimme zeigt. Und dass ich wieder, wie beim ersten Mal auch, auf ein ganz reduziertes Bühnenbild setze, damit der Song und die Stimme im Vordergrund stehen. Für mich war auch klar, dass er Englisch sein muss, damit er noch einen besseren Zugang in die Ohren findet. Das, was ich sagen will, ist an alle Menschen gerichtet. Englisch als universelle Sprache, weil es um universelle Werte geht.

Was sagen Sie zu Ihrer Konkurrenz beim Vorentscheid?

Mutzke: Ich war total positiv überrascht, dass jeder Song ganz individuell ist. Keinen Song gibt es ein zweites Mal beim Vorentscheid. Ich bin sehr dankbar dafür, dass es also ganz viel Auswahlmöglichkeiten gibt. Es sind unglaublich gute Stimmen und wahnsinnig schöne Melodien dabei. Ich finde, es gibt zwei, drei Nummern, die wesentlich besser als meine sind. Sie sind fresher und noch einmal individueller, wenn ich da zum Beispiel an Leona denke. Wenn ich mir eine Chance ausmale, dann aus dem Grund, weil ich beim Schreiben des Songs den Grand Prix und seine Grösse vor Augen hatte.

Ich weiss, dass mein grosses Kapital meine Stimme ist, die muss im Vordergrund stehen. Der Text muss universell sein und er muss Pathos haben. Und es muss ein, zwei Grand–Prix–Momente in dem Song geben. Ich habe keinen Song gehört, der diesen Plan so strikt verfolgt hat, wie ich das mache. Das heisst aber nicht, dass das Publikum in Deutschland das nicht ganz anders sieht. Ich kann mich total vertun und die Punkte gehen an andere Acts. Dass es auch kein Vorteil ist, dass ich seit 20 Jahren im Business bin, habe ich damals selber bewiesen. Neben den etablierten Acts war ich der Newcomer.

Sie sind ehrgeizig. Wie würden Sie mit einer Niederlage umgehen?

Mutzke: Ich will gewinnen. Wenn ich nicht nach Malmö fahre, dann werde ich zwei, drei Tage brauchen, um darüber hinwegzukommen. Ich weiss von mir, dass ich ein unglaublich schlechter Verlierer bin. Das habe ich in der Vergangenheit oft selbst gemerkt, wenn ich bei so etwas mitgemacht habe. Mir geht das dann schon immer nah. Wenn du auf der Bühne stehst, du dich öffnest, dann ist es auch, wenn man nicht gewinnt, wie eine Art Kritik. So empfindet man es zumindest. Aber ich weiss, dass ich ein ganz tolles Leben mit vielen süssen Kindern habe, die um mich herum sind. Und ich habe wahnsinnig viele Projekte für dieses 20–jährige Jubiläum sowieso am Start. Das heisst, ich bin auch schnell wieder in einem anderen Film drin.

Stefan Raab war massgeblich an Ihrem Erfolg 2004 beteiligt. Hat er auf Ihre erneute Teilnahme bereits reagiert?

Mutzke: Ich habe Stefan angerufen, einen Tag bevor bekannt gegeben wurde, wer alles mitmacht. Dass ich wieder dabei bin, hat ihn sehr gefreut. Wir haben regelmässig Kontakt. Das kann auch mal ein halbes Jahr gar nicht sein, das spielt aber keine Rolle, weil wir einfach eine sehr hohe Qualität in der Freundschaft haben. Man trifft manche Menschen nur alle zwei Jahre und es geht genau da weiter, wo man aufgehört hat. Damals war Stefan für mich ganz wichtig, weil er in vielen Punkten einfach ein wichtiger Ratgeber war. Er meinte immer: «Ich bin in viele Fettnäpfchen getreten, in die du nicht auch noch reintreten musst. Wenn du etwa ein cooles, entspanntes Privatleben haben willst, dann kannst du folgende Tipps annehmen oder nicht, aber du wirst damit besser fahren.» Bei Stefan hatte ich dieses Vertrauen, die Ratschläge anzunehmen, und das hat sich sehr ausgezahlt.

Die letzten Jahre lief es beim ESC nicht rosig für Deutschland. Woran lag das Ihrer Meinung nach?

Mutzke: Ich weigere mich, wie viele zu sagen: Das ist ein Politikum. Da macht man es sich sehr einfach, wenn man die Schuld den anderen zuschiebt. Zudem darf man sich nicht aufregen und darüber beschweren, welcher Act für Deutschland auf die Bühne geht, da jeder die Möglichkeit hat, das Telefon in die Hand zu nehmen, um zu voten, wenn es ihm wichtig ist. Es ist ein demokratischer Prozess. Warum es gerade letztes Jahr nicht erfolgreich lief? Ich hätte gedacht, dass Lord of the Lost so stark polarisieren, dass sie zwar Leute vielleicht nicht gut finden, aber es andere gibt, die das super geil finden. Vielleicht wirkten sie im internationalen Wettbewerb unauthentisch. Dass das Ganze zu aufgesetzt oder inszeniert wirkte, auch wenn sie so sind, wie sie sich dargestellt haben. Ich glaube, Authentizität ist immer ein ganz grosses Stichwort für alle ESC–Acts. Auch für die grössten Superstars wie Adele ist es ein grosses Erfolgsrezept, dass sie unique und authentisch sind.

Wird Ihre Familie Sie beim Vorentscheid vor Ort unterstützen?

Mutzke: Meine Kinder können wegen der Schule leider nicht dabei sein. Vor Ort wäre aber sowieso einfach viel Wartezeit, die man überbrücken muss und Berlin ist wahnsinnig weit weg von uns, fast 900 Kilometer. Unterstützen wird mich hoffentlich, wie beim letzten Mal, die ganze Region. Wir leben ja sehr ländlich und die Menschen finden es hoffentlich toll, dass ich wieder dabei bin. Letztes Mal gab es durch die Castingshow eine unglaubliche Euphorie, fast eine Hysterie in unserer Gegend über diese vielen Wochen. Die wird es dieses Jahr sicher nicht geben. Das ist einfach damals einmalig gewesen und überhaupt das erste Mal, dass aus der Region heraus jemand so einen Schritt geht. Jetzt bin ich schon seit 20 Jahren der Max Mutzke, der dort lebt.

Wenn es nach Schweden gehen würde, haben Sie einen Bezug zu Malmö?

Mutzke: Nein, noch nicht. Aber ich freue mich wahnsinnig darauf, es zu entdecken. Istanbul ist mir zum Beispiel wahnsinnig ans Herz gewachsen durch den ESC. Zwischenzeitlich war ich noch mal ein paar Mal da und liebe diese Stadt. Es gibt fast keine schönere auf der Welt, weil dort einfach so viel zusammenkommt. Ich finde es sehr traurig, dass jemand wie Erdogan seit so langer Zeit das alles demontiert, für die westliche Welt quasi separiert. Es ist immer noch ein unglaublich multikultureller Platz, aber es hat ein bisschen diesen Charme des ganz freien Istanbuls verloren.

Von SpotOn am 14. Februar 2024 - 00:49 Uhr