Darf der Afroamerikaner Denzel Washington (68) den karthagischen Feldherren Hannibal spielen? Diese Frage wird derzeit in Tunesien erbittert diskutiert. Das antike Karthago lag auf dem Gebiet des heutigen nordafrikanischen Staates. Hannibal wird hier wie ein Volksheld gefeiert.
Die tunesische Zeitung «La Presse» bezeichnet Washingtons Besetzung in dem kommenden Netflix–Projekt als «historischen Fehler». Eine Online–Petition, die laut «The Guardian» schon über 1.300 Menschen unterschrieben haben, fordert Netflix dazu auf, den Film zu canceln. Sie ruft die Regierung auf, «gegen den Versuch, unsere Geschichte zu stehlen», vorzugehen.
«Es ist Fiktion»
Der Politiker Yassine Mami sieht die Kulturministerin Hayet Ketat Guermazi in der Pflicht. «Es geht darum, die tunesische Identität zu verteidigen und auf die Reaktionen der Zivilgesellschaft zu hören», zitiert «The Guardian» Mami.
Doch Hayet Ketat Guermazi denkt gar nicht daran, gegen Netflix in den Ring zu steigen. Im Gegenteil. «Es ist Fiktion. Es ist ihr Recht, zu tun, was sie wollen», sagte sie laut der französischen Zeitung "Le Monde«. »Hannibal ist eine historische Figur, auch wenn wir alle stolz darauf sind, dass er Tunesier war". Der Ministerin ist wichtiger, dass Netflix in Tunesien dreht, um den Filmstandort zu stärken.
Keine Gewissheit über Hannibals Hautfarbe
Über die Hautfarbe des realen Hannibal gibt es in der Forschung keine gesicherten Erkenntnisse. Die Karthager stammen von den Phöniziern ab. Die Stadtstaaten der Phönizier befanden sich in dem Gebiet, in dem die heutigen Staaten Libanon, Syrien und Israel liegen. Zu Lebzeiten von Hannibal (ca. 247 – 183 v. Chr.) war das Gebiet um das Mittelmeer ethnisch stark durchmischt.
Im noch unbetitelten Film soll Denzel Washington den legendären Feldherren spielen, der in den Punischen Kriegen das Römische Reich an den Rand der Niederlage brachte. Regie führt Antoine Fuqua (58), der mit Washington bereits «Training Day» und die «Equalizer»–Reihe drehte.