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«Männer spielen mehr als Frauen»

Der Direktor von Swisslos über den Mega Lotto-Jackpot

Die Schweiz im Lottofieber. Der Jackpot von 53,2 Millionen Franken animiert diesen Mittwoch Hunderttausende zum Spielen. Roger Fasnacht, Direktor von Swisslos, weiss bestens Bescheid über das «Kaufen von Träumen». Neu locken 56,5 Millionen Franken.

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Foto: Joseph Khakshouri 20.02.2024 Roger Fasnacht, Direktor Swisslos im Swisslos Hauptquartier in Basel Im Entree befindet sich eine Spielecke, wo man Lotto spielen und verschiedene Sportwetten abschliessen kann. Basel (BS)

Roger Fasnacht (61): Seit 2006 ist der Berner Direktor von Swisslos. Er studierte Wirtschaftswissenschaften. Bis er zu Swisslos kam, arbeitete er als geschäftsleitender Partner einer Unternehmensberatungsgesellschaft. Er lebt in einer Partnerschaft und hat zwei Kinder.

Joseph Khakshouri

Roger Fasnacht, freut es Sie als Direktor von Swisslos, wenn der Jackpot geknackt wird? 

Ja und nein. Es freut mich einerseits für die Gewinnerin oder den Gewinner. Andererseits würden unsere Umsatzzahlen natürlich profitieren, wenn der Jackpot noch etwas länger anwächst.

Wann war das letzte Mal so viel Geld im Jackpot?

2014 gewann jemand 48,6 Millionen Franken. 2016 gabs den höchsten Jackpot überhaupt: 70 Millionen waren im Spiel. Es gewann aber nicht eine Person, sondern drei teilten sich die Summe.

Wie hoch ist überhaupt die Wahrscheinlichkeit, dass man im Lotto gewinnt?

Bei einem Einzeltipp beträgt die Chance etwa 1 zu 31 Millionen. Pro Jahr gibt es aber immerhin etwa 30 Lotto-Millionäre.

Ab welchen Beträgen erhöht sich die Anzahl der Spielenden?

Wenn der Jackpot zehn Millionen Franken erreicht, steigen viele Leute ein, die lediglich sporadisch beziehungsweise bei höheren Jackpots mitspielen. Ein ausserordentlich hoher Jackpot erhöht die Anzahl an Spielenden nochmals deutlich.

Wie viele Menschen haben am Mittwoch Lotto gespielt?

Wir gehen von einer Million aus. Und: Es spielen mehr Männer als Frauen Lotto. Das Verhältnis ist 62 zu 38 Prozent.

Was wird mehr gespielt: Swiss Lotto oder Euromillions?

Euromillions. Grund ist sicher die höhere Gewinnsumme.

Wie viele Leute spielen am Kiosk – wie viele online?

Swiss Lotto wird bereits seit dem Jahr 2000 auch online angeboten. Entsprechend ist der Anteil der Online-Spielenden recht hoch. Er beläuft sich auf rund 40 Prozent.

Wie viel mehr Gewinn wirft ein so hoher Jackpot für Swisslos ab?

Eine sehr lange Periode ohne Jackpot-Gewinn und entsprechenden Anstieg der Höhe des Jackpots kann ein Gewinnplus von 30 Millionen Franken bringen. Es ist so: Auf 10 Franken,
die eingesetzt werden, zahlen wir 5.45 Franken wieder aus. Knapp 1 Franken geht als Provision an die Verkaufsstellen, dann gibts noch Betriebskosten von 55 Rappen, die wir decken müssen. Der Rest ist Reingewinn.

Welche Projekte kann Swisslos damit unterstützen?

Die Swisslos überweist ihren Gewinn vollumfänglich den Kantonen und der Stiftung Sportförderung Schweiz. Wir unterstützen mit den jährlich anfallenden rund 500 Millionen Franken gegen 20 000 gemeinnützige Projekte – vor allem im Bereich Kultur und Sport, aber auch Projekte aus den Bereichen Umwelt und Soziales.

Wo findet die Ziehung statt?

In einem Studio von SRF – wie bereits bei der ersten Swiss-Lotto-Ziehung vor 54 Jahren.

Wie wird sie überwacht?

Die Swiss-Lotto-Ziehung wird von einer Amtsperson des Stadtammann- und Betreibungsamts Zürich 5 überwacht. Erst nachdem der Annahmeschluss verstrichen ist und alle gespielten Tipp-Kombinationen digital signiert gespeichert sind, erhalten die Aufsichtsperson und der Ziehungsleiter Zutritt zum Ziehungsstudio.

Wie wird man eigentlich über den Gewinn informiert?

Das hängt davon ab, ob man online oder via Verkaufsstelle mitspielt. Bei der Online-Teilnahme werden die Gewinner sozusagen automatisch informiert. Da wir die Leute, die via Verkaufsstelle mitspielen, nicht kennen, melden sich die Gewinnenden bei uns. Sie legen ihre Spielquittung bei Gewinnen bis zu 1000 Franken an den Verkaufsstellen vor, welche die Quittung zwecks Prüfung einlesen und dann auszahlen.

Und bei grösseren Gewinnen?

Diese Leute kontaktieren wir persönlich und laden sie zu uns nach Basel ein. Es gibt einen Blumenstrauss und eine Broschüre, den «Kleinen Ratgeber für grosse Gewinne». Ein Tipp ist beispielsweise, dass man es sich gut überlegen soll, wem man von seinem Gewinn erzählt. Viele nehmen übrigens die Einladung nach Basel an. Es gibt aber auch die pragmatischen Gewinner: Sie rufen an, geben ihre IBAN-Nummer bekannt und bitten uns, gleich das Geld zu überweisen.

Foto: Joseph Khakshouri 20.02.2024 Roger Fasnacht, Direktor Swisslos im Swisslos Hauptquartier in Basel In einem Gang hängt ein älteres Plakat. Basel (BS)

Die Swisslos Interkantonale Landeslotterie – gegründet 1937 – ist eine Genossenschaft. Mit Hauptsitz in Basel.

Joseph Khakshouri

Wie lange dauert es im Schnitt, bis die Leute den Gewinn abholen?

Dies ist stark abhängig von dessen Höhe. Kleine Gewinne werden meist sehr rasch abgeholt oder in eine neue Teilnahme reinvestiert. Hohe Gewinne werden teils rasch, teils aber auch erst nach Wochen abgeholt. Das macht oft Sinn, weil sich die Gewinnenden in diesen Fällen meist schon vertiefte Gedanken gemacht haben, was sie mit dem vielen Geld anfangen möchten.

Und was machen sie damit?

Die meisten investieren in Immobilien. Das haben unsere Befragungen bei den Lotto-Millionären ergeben.

Spielen Sie selbst Lotto?

Das kommt durchaus vor. Ich bin aber kein regelmässiger Spieler. Dieses Mal habe ich nicht mitgemacht.

Von Janine Urech am 23. Februar 2024 - 15:09 Uhr