Es gibt nur wenige Filme, die Kultstatus erreichen. Wenn sie es aber tun, dann brennen sich Redewendungen, Szenen und Anspielungen ins kollektive Gedächtnis ein. Hört man etwa den Titel «The Big Lebowski» tauchen sofort Bowling-Bahnen, ein Teppich oder eine Tasche voll Kochwäsche vor dem inneren Auge auf. Genau 25 Jahre ist es her, dass das Meisterwerk der Brüder Ethan (65) und Joel Coen (68) am 6. März 1998 in die Kinos kam.
Darin wird Jeffrey Lebowski alias der «Dude» (Jeff Bridges, 73) von zwei Schlägertypen in seiner Wohnung überrascht, die ihn für den gleichnamigen Millionär alias «The Big Lebowski» (David Huddleston, 1930-2016) halten, dessen Frau Bunny (Tara Reid, 47) jemandem Geld schulden soll. Nachdem sie auf seinen Lieblingsteppich urinieren, begibt sich der Dude auf die Suche nach dem anderen Lebowski - und seine Probleme beginnen. Der Film löste eine Welle der Begeisterung sowie einen Hype um den Drink White Russian aus. Doch nicht nur ein Cocktail-Rezept haben wir vom Dude gelernt.
Bowling kennengelernt
Ein wichtiger Bestandteil des Films: Bowling. Denn es ist so ziemlich die einzige Beschäftigung des Dudes - regelmässig geht er mit seinen Freunden, dem alten Vietnam-Veteran Walter Sobchak (John Goodman, 70) und dem schüchternen Donny Kerabatsos (Steve Buscemi, 65) auf die Bahn. Wer vorher nicht viel mit der beliebten US-amerikanischen Freizeitaktivität zu tun hatte - spätestens nach diesem Film ist man im Bilde. Kein Wunder also, dass einige der legendärsten Zitate während des Bowlings fallen. «Smokey, wir sind hier nicht in Vietnam, wir sind beim Bowling, da gibt es Regeln» - erklärt Walter etwa einem Gegenspieler.
Alles ein wenig lockerer sehen
Der Dude kann auf der Bowlingbahn entspannen. Alternativ lauscht er den Klängen eines Bowlingspiels - auf Kassette. Auch in der Badewanne, am liebsten mit einem Joint, oder bei Walgesängen kann die Figur abschalten. Genau daraus besteht das Leben des Dudes, der keinerlei Ambitionen an den Tag legt - Arbeit ist für ihn ein Fremdwort. Eigentlich möchte der Charakter in Ruhe gelassen werden, sein Leben geniessen und wenig Scherereien haben. Daraus entstand sogar eine Lebenseinstellung, der «Dudeismus».
Dieser wurde 2005 vom Journalisten Oliver Benjamin (55) entwickelt und folgt dem Mantra: «Take it easy» (dt. «Immer mit der Ruhe») und «abide». Das sind die letzten Worte der Figur im Film: «The Dude abides» - «Der Dude packt das». Und das ist auch ein Pfeiler der Bewegung. Einfach Dinge hinzunehmen, die man nicht ändern kann. Man muss nicht so weit gehen und den Lehren des Dudeismus folgen. Aber was man mitnehmen kann: Der Dude ist zufrieden mit seinem Leben, mit sich selbst - unabhängig von Reichtum, Leistung oder Status. Davon könnte man sich vielleicht hin und wieder eine Scheibe abschneiden.
Wie man einen White Russian mixt
«The Big Lebowski» sorgte in den 90er Jahren für einen regelrechten Hype um den Cocktail White Russian. Denn es handelt sich dabei um das Lieblingsgetränk der Hauptfigur, mehrmals mixt er sich im Laufe des Films den Drink. Was man dafür braucht: Wodka, Kaffeelikör, Eiswürfel und Sahne. Der Dude verwendet im Film zwar das Produkt «Half & Half», das nur in den USA zu erhalten und irgendwo zwischen Sahne und Milch angesiedelt ist, doch auch mit angeschlagener Sahne funktioniert der Cocktail.
Es gibt nicht zu viele Schimpfwörter
Es gibt nur wenige Spielfilme, in denen das Wort «F***» so häufig vorkommt, wie in «The Big Lebowski». Rund 260 Mal fällt der Begriff in dem 117 Minuten langen Streifen. Das wird nur von wenigen Produktionen getoppt - so kommt Martin Scorseses (80) «The Wolf of Wall Street» auf unglaubliche 506 Mal. Wer glaubt, dass manche Schimpfwörter sich im Affekt in den Film gemogelt haben, der irrt. Den Hauptdarsteller Jeff Bridges gestand, dass es keine grossen Improvisationen in den Dialogen gab. «Das stand alles auf den Seiten», erklärte er im Interview mit GQ. «Jedes ‹F***› und jedes ‹Mann›. Es sollte an der richtigen Stelle stehen, es war wie Musik.»
Ein Teppich macht den Raum gemütlicher
Ein Teppich spielt in «The Big Lebowski» eine zentrale Rolle. Schliesslich brechen zwei Schlägertypen in die Wohnung des Dudes ein und urinieren auf seinen Lieblingsvorleger. Das lässt die Figur nicht auf sich sitzen und geht zu seinem Namensvetter, der ihm das Stück ersetzen soll. Denn: «Der Teppich hat das Zimmer erst so richtig gemütlich gemacht», sinniert der Dude immer wieder. Eines führt zum anderen - und die Geschichte nimmt seinen Lauf.
Creedence Clearwater Revival lieben gelernt
Musik kommt im Filmklassiker nicht zu kurz. Der Soundtrack reicht von Bob Dylans (61) «The Man In Me» über die spanische Version des Eagles-Klassikers «Hotel California» der Gipsy Kings bis hin zu «Dead Flowers» von Townes Van Zandt (1944-1997). Die Eagles sind sogar nochmal zu hören - während einer Taxifahrt läuft «Peaceful Easy Feeling». Der Dude wird allerdings aus dem Auto geworfen, nachdem er dem Fahrer erklärt hat, dass er die «f***ing Eagles» hasse. Eine Band, die er hingegen liebt: Creedence Clearwater Revival. Die Songs «Run Through the Jungle» und «Lookin' Out My Back Door» haben es in den Film geschafft. Zudem besitzt der Dude einige Creedence-Musikkassetten, die ihm allerdings aus seinem Wagen gestohlen werden. Aufgrund des Films erlebte die Band, die von 1967 bis 1972 aktiv war, ein Comeback - plötzlich hörten auch Jüngere die alten Songs.
Auf den Wind achten
Leider gibt es auch traurige Momente im Film. So stirbt Ex-Surfer und Bowling-Kollege Donny am Ende nach einer Schlägerei an einem Herzinfarkt. Walter und der Dude wollen ihm die letzte Ehre erweisen und seine Asche aus einer Kaffeedose von einer Klippe ins Meer schütten. Doch bedauerlicherweise achtet Walter nicht auf den Wind - und die Überreste ihres Freundes landen vor allem in Dudes Gesicht. Doch auch hier lässt sich die Figur nur kurz aus der Ruhe bringen, bevor die beiden sich - wie auch sonst - zum Bowling aufmachen.