Nach dem Auftakt zur neuen «Tatort»-Saison steigt am kommenden Sonntag, den 18. September um 20:15 Uhr, auch der Stuttgart-Ableger der Krimi-Reihe ins Geschehen ein. Die Kommissare Lannert und Bootz müssen im «Tatort: Der Mörder in mir» den Fall eines tödlichen Verkehrsunfalls mit Fahrerflucht aufklären. Dabei konzentriert sich der Film nicht auf eine möglichst facettenreiche Geschichte, sondern auf reale Probleme inklusive juristischer Spitzfindigkeiten. Mit Erfolg?
Darum geht's im «Tatort: Der Mörder in mir»
Ben Dellien (Nicholas Reinke, 41) hätte auf der nassen, abendlichen Strasse nur ein paar Schritte bis zum Strassengraben gehen müssen. Dort liegt der Fahrradfahrer, den er gerade angefahren hat. Aber der Babysitter muss abgelöst, ein Auftrag noch zu Ende geführt werden - Ben steht unter Druck und fährt einfach weiter.
Am nächsten Tag, während Thorsten Lannert (Richy Müller, 66) und Sebastian Bootz (Felix Klare, 43) ihre Ermittlungen wegen Fahrerflucht und fahrlässiger Tötung aufnehmen und die ersten Indizien zusammensetzen, nagt die Reue an Ben. Warum nur hat er nicht angehalten? Dem Anwalt und Familienvater ist klar, dass das ein Fehler war. Trotzdem zieht er es vor, die Spuren des Unfalls zu vertuschen, statt sich zu stellen. Schliesslich würde das den Toten auch nicht wieder lebendig machen, aber das Leben der Delliens zerstören. Da sind sich Ben und seine Frau Johanna (Christina Hecke, 43) einig.
Doch die akribische Beweisaufnahme von Lannert, Bootz und Gerichtsmediziner Vogt (Jürgen Hartmann, 57) zahlt sich aus. Sie kommen der Wahrheit immer näher. Dabei stossen sie auch auf Laura Rensing (Tatiana Nekrasov, 39), die in einer Autowaschanlage arbeitet und ihnen vermutlich weiterhelfen könnte, wenn sie bereit wäre auszusagen. Auch Ben fürchtet, dass Laura ihre Rückschlüsse gezogen hat und versucht, sie unauffällig zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Aber Laura will möglichst nicht in den Fall hineingezogen werden und scheint gegen Druck, gleichgültig von welcher Seite, unempfindlich zu sein...
Lohnt sich das Einschalten?
Auf alle Fälle. Dieser «Tatort» hält jedem Autofahrer den Spiegel vor. Es ist eine Situation, die jeder fürchtet, der schon einmal ein Kfz gelenkt hat: Ein winzig kleiner Moment der Unaufmerksamkeit, eine kurze Ablenkung - und ein nicht wieder gutzumachendes Unglück ist geschehen. Wie würde man in einer solch dramatischen Lage noch am Unfallort selbst reagieren? Und welche Konsequenzen entwachsen daraus?
Zugegeben: Wirklich spannend im klassischen Krimi-Sinne ist «Der Mörder in mir» nicht. Vielmehr schickt er die Zuschauer auf die realistische Reise eines Familienvaters, der möglicherweise alles verliert, weil er einen Augenblick unkonzentriert war und anschliessend eine falsche Entscheidung trifft. Liegt hier dann sogar ein Mord vor, weil er sich vom Tatort entfernt? Oder kommt der Täter mit einer glimpflichen Strafe davon? Details entscheiden über die Zukunft von Dellien und über jahrelangen Knast oder harmlose Geldstrafe...
Der einzig echte Kritikpunkt ist das abrupte Ende. Ohne zu viel verraten zu wollen: Die «Tatort»-Fans werden ein wenig allein gelassen. Zwar ist die Ermittlungsarbeit der Polizisten beendet, und damit der Fall für Lannert und Bootz abgeschlossen. Jedoch wäre es spannend zu sehen, wie zum einen die juristische Bewertung von Staatsanwaltschaft und Richter ausfallen würde und wie das weitere Leben von Dellien aussehen könnte. Dennoch lohnt sich am Sonntag in jedem Fall ein Blick nach Stuttgart...