In einem Punkt sind sich Kamala Harris (59) und Donald Trump (78) doch glatt einig. Die Herausforderer im Rennen ums Weisse Haus entschieden sich bei der Personalfrage bezüglich ihres «Running Mates» jeweils für einen Kandidaten, der auf dem internationalen Polit–Parkett noch nicht verheizt wurde. Dazu noch die jeweilige, obligatorische Laufbahn beim US–Militär – dann hat es sich aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten zwischen den potenziellen Vize–Präsidenten J.D. Vance (39) und Tim Walz (60), den Harris unlängst zu ihrer Nummer zwei auserkoren hat.
In der Tat kann Timothy James «Tim» Walz als Antithese, als exaktes Gegenstück zu Vance angesehen werden. Der eine ist mit seinen 39 Jahren noch sehr jung, vertritt aber zumindest neuerdings höchst konservative Ansichten. Und der andere mag zwar aussehen wie der kleine Bruder von Ex–Vizepräsident und Bush–Flüsterer Dick Cheney (83) – ist aber offenbar ein alter, weisser Mann mit jungen Ansichten.
Eines vorweg: Mit seinen 60 Jahren ist Walz lediglich ein Jahr älter als Harris und sogar stolze 18 Jahre jünger als Donald Trump. Rein optisch dürfte der Gouverneur des US–Bundesstaates Minnesota aber bei einigen den Verdacht geweckt haben, die Demokraten hätten einen konservativen Gefährten für Harris gesucht – und gefunden.
Doch der Schein trügt, wie seit seiner Nominierung auch zahlreiche prominente Unterstützer – bewusst oder unbewusst – richtigstellen wollen. Der ehemalige Geografielehrer und Ex–Football–Coach setzte sich in den zwei Amtszeiten für Abtreibungs– und LGBTQ–Rechte sowie für schärfere Waffen– und Klimagesetzte in Minnesota ein. Drei der grössten Reizthemen von Donald Trump also, in denen Walz maximal unterschiedliche Ansichten zu haben scheint.
Die ersten Giftpfeile fliegen
Bei einem ersten gemeinsamen Wahlkampf–Auftritt mit Harris in Philadelphia wurde Walz folglich auch nicht müde, weitere Unterschiede zum Gespann Trump/Vance aufzuzählen. Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner sei förmlich im Country Club in Mar–a–Lago mit einem Goldenen Löffel im Mund aufgewachsen. Und auch Vance habe «seine Karriere von Milliardären finanzieren lassen». Walz, so die deutliche Wahlkampfstrategie, soll als Mann des Volkes für weiteren Stimmenzuwachs bei den Demokraten sorgen. Zu einer beschwichtigenden, zusammenführenden Rhetorik griff auch er nicht. Dafür ist es wohl ohnehin zu spät.
Bekennende prominente Trump–Gegner sind jedenfalls glücklich über die Walz–Wahl und sehen darin eine Fortsetzung jener Aufbruchstimmung, die mit dem Wechsel weg von Joe Biden (81) und hin zu Kamala Harris Mitte Juli ihren Ursprung gefunden hatte. Julianne Moore (63), Jamie Lee Curtis (65), Bette Midler (78) oder auch Cynthia Nixon (58) reagierten schon in den sozialen Medien und feierten die Entscheidung.
So auch Vivian Jenna Wilson, die Trans–Tochter von Multimilliardär Elon Musk (53). Den Graben zwischen Vater und Tochter dürfte dieser Umstand noch tiefer schaufeln. Schliesslich betonte Musk zuletzt immer wieder, dass sich Trump auf seine volle Unterstützung im Wahlkampf verlassen kann. Hierbei mag es sich um einen Extremfall handeln. In zahlreichen weniger prominenten US–Familien werden sich die Fronten aber auf ähnliche Weise und weit über die kommende US–Wahl hinaus verhärten.