Am heutigen Mittwoch, 15. November, startet mit «Deutsches Haus» ein deutsches Historiendrama mit hochkarätiger Besetzung. In der Nachkriegszeit des Jahres 1963 erfährt eine junge Dolmetscherin darin erstmals die erschütternde Wahrheit über den Holocaust und das nationalsozialistische Vernichtungslager Auschwitz. Hinter der aus fünf Episoden bestehenden Miniserie auf Disney+ steckt als Serienschöpferin und Showrunnerin die «Ku'damm 56 und 59»–Autorin Annette Hess (56).
Darum geht es in «Deutsches Haus»
In den Jahren des deutschen Wirtschaftswunders lebt die junge Eva Bruhns (Katharina Stark, 25), eine Übersetzerin für polnische Sprache, noch zuhause bei ihren Eltern. Diese führen in Frankfurt am Main das Restaurant «Deutsches Haus». Eva steht kurz vor der Hochzeit mit dem wohlhabenden Erben Jürgen Schoormann (Thomas Prenn, 29), als sie unvermittelt die Aufgabe erhält, am Landgericht Frankfurt als Dolmetscherin in einem Strafprozess zu arbeiten.
Wie viele Kinder der Nachkriegszeit hat Eva noch nie von Auschwitz gehört. Vor dem Gericht beginnt ein Prozess gegen ehemalige SS–Offiziere, die für ihre mörderischen Taten in dem Konzentrationslager angeklagt werden. Bei der Verlesung der Anklageschrift stockt dem Gerichtssprecher die Stimme ob der geschilderten grausamen Taten gegen die Menschlichkeit. Gegen viele Widerstände – auch aus ihrer eigenen Familie – setzt Eva ihre Arbeit als Dolmetscherin in dem Prozess fort, übersetzt Zeugenaussagen ehemaliger Lagerinsassen, und wird so zur Stimme der Überlebenden des NS–Terrors. Dabei entdeckt Eva auch Geheimnisse, die in ihrer eigenen Familie seit Jahrzehnten totgeschwiegen werden.
Die Darsteller und Beteiligten hinter den Kulissen
Neben Jungschauspielerin und Hauptdarstellerin Katharina Stark, die zuvor bereits in beliebten Fernsehreihen wie «Tatort» oder «Polizeiruf 110» zu sehen war, konnte für «Deutsches Haus» ein hochkarätiges Schauspiel–Ensemble vor der Kamera versammelt werden. So verkörpert etwa Iris Berben (73) die polnische KZ–Überlebende Rachel Cohen, während Evas Eltern Edith und Ludwig Bruhns von Comedy–Legende Anke Engelke (57) und Hans–Jochen Wagner («Tatort Schwarzwald», 54) gespielt werden.
Heiner Lauterbach (70) verkörpert den ehemaligen Gestapo–Mitarbeiter Wilhelm Boger, der in Frankfurt zu den Angeklagten gehört. Henry Hübchen (76) mimt Evas zukünftigen Schwiegervater Walther Schoormann.
Showrunnerin und Chefautorin Hess adaptiert für «Deutsches Haus» ihren gleichnamigen, im Jahr 2018 erschienenen Debütroman. Die Serienmacherin kann auf jede Menge Erfahrung mit fiktionalen Stoffen über die deutsche Nachkriegsgeschichte zurückblicken. So ist sie Serienschöpferin der ARD–Produktion «Weissensee» und der Amazon–Prime–Serie «Wir Kinder vom Bahnhof Zoo». Mit der spiessigen deutschen Nachkriegszeit setzte sich Hess als Autorin bereits in den Fernsehmehrteilern «Ku‹damm 56» und «Ku›damm 59» auseinander, für die sie die Drehbücher verfasste.
Lohnt sich «Deutsches Haus»?
«Die Mörder sind unter uns», sagte sich die deutsche Jugend in den 1960er Jahren. Doch davon ahnt die junge Dolmetscherin Eva zu Beginn der Serie «Deutsches Haus» noch nichts. Behütet und in gewissem Wohlstand aufgewachsen, steht sie in der biederen Nachkriegszeit kurz vor ihrer Hochzeit, wobei ihr künftiger Gatte von ihr erwartet, dass sie nach der Eheschliessung ihren Beruf niederlegt und zur Hausfrau und Mutter wird.
Doch dann erfährt Eva im Frankfurter Auschwitzprozess, in dem erstmal deutsche und nicht internationale Gerichte über die Verbrechen der Nazizeit verhandelten, die schreckliche Wahrheit über den Holocaust. Evas anfängliche Naivität schlägt erst in Ungläubigkeit, und schliesslich in blankes Entsetzen um, während um sie herum auch andere Figuren erkennen müssen, dass ihre Eltern unter Hitler einst Täter waren.
Geschickt erzählt Serienschöpferin Hess dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte aus der Perspektive der jungen Frau, der klar wird, welch grausame Verbrechen der jüngeren deutschen Vergangenheit in den Wirtschaftswunderjahren konsequent verschwiegen und verdrängt werden. Mit viel Zeitkolorit schafft die Serie den Spagat zwischen der Schilderung und Aufarbeitung der NS–Zeit und einem tiefen Eintauchen in die spiessige Gemütlichkeit der Nachkriegsära. Einfühlsam erzählt und getragen vom exzellenten Schauspiel–Ensemble wirft «Deutsches Haus» einen so erschütternden wie fesselnden Blick auf die damaligen Geschehnisse.