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Vegane und digitale Innovationen

«DHDL»: Ein Kühlpad aus Seegras und eine Brotmischung für Veganer

Es bleibt nachhaltig und digital in der «Höhle der Löwen». Diesmal geht es unter anderem um biologische Ersatzprodukte, vegane Brote und digitale Sammelkarten. Investorin Tijen Onaran bricht für einen «lockeren» Gründer ihre Prinzipien.

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Loggä-Gründer Matthias Parzich lud die Löwen zur Brotzeit (v.l.): Nils Glagau, Tillman Schulz, Tijen Onaran, Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer.
Loggä-Gründer Matthias Parzich lud die Löwen zur Brotzeit (v.l.): Nils Glagau, Tillman Schulz, Tijen Onaran, Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer. Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer

Das gab's noch nie: In der siebten Folge der 14. Staffel der «Höhle der Löwen» (unter anderem bei RTL+) verlassen alle fünf Löwen ihre Jury–Throne und nehmen neugierig Platz an der gesunden Tafel von Gründer Matthias Parzich (32). Die Löwen beissen genüsslich in seine veganen Brote und lassen es sich auf Kosten des Hauses schmecken. Doch reicht es, damit einer aus der Investorenrunde anbeisst?

Seegras statt Chemie und Alkohol im Kühlkissen

Einigkeit herrscht bei der ersten Produktidee: Alle Löwen sind von der Idee des BIOTherma–Pad überzeugt. Gründerin Friederike Freifrau von Rodde (38) aus Büttelborn hat mit Beratung durch einen Professor für Meeres–Mikrobiologie ein rein biologisches Kühlkissen erfunden. Mithilfe von Seegraspulver soll ihr Pad die gängige chemische Variante, die oft mit Industrie–Alkoholen und giftigem Frostschutzmittel versetzt wird, ersetzen.

Die Mutter von zwei Kindern, die auch eine soziale Schneiderei betreibt, in der Flüchtende Arbeit gefunden haben, hat sich dazu noch die «Trösties» einfallen lassen. Lustige Handpuppen, aus zertifizierten Bio–Stoffen handgefertigt, in denen verletzte Hände und Kühlpads eingeschoben werden können.

Nils Glagau (47) ist begeistert: «Ich glaube, dass dein Seegras ein Potenzial hat, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit», ist er sicher, und sieht bereits «Märkte, die haben wir noch gar nicht im Kopf». Allerdings gibt es auch noch ein paar Haken: Das Pad ist weder marktreif noch gibt es ein Patent noch eine fertige Rezeptur. Auch der beratende Professor möchte noch ein Stück vom Kuchen. Am Ende bekommt von Rodde ihre 60.000 Euro, muss aber 30 Prozent abgeben, hat dafür aber zwei Löwen mit an Bord: Tillman Schulz (34) schifft mit ein und von Rodde strahlt: «Das ist so cool!»

Digitalen Sammelkarten hat bei den Investoren keine guten Karten

Weniger Freude kommt bei den «Racemates» auf. Die Gründer Michael Salzer (39) aus Löhne und Duc Huy Bui (30) aus Gütersloh sind in der Formel 3 aktiv und wollen die Sammelkarten ins digitale Zeitalter heben – aber auch eine neue Form des Rennsport–Sponsorings etablieren. Ralf Dümmel (56) ist baff: «Was es alles gibt!»

Duc Huy Bui verteilt die limitierten und lizenzierten Sammelkarten von Rennfahrern, die es in drei Preis–Kategorien je nach Auflage gibt und deren Preis zusätzlich durch Nachfrage bestimmt wird. Salzer erklärt: Jede Sammelkarte verfüge über «ein digitales Echtheitszertifikat» und sei «mit NFTs auf der Blockchain gesichert und verbunden». So könnten sie stets ihrem Besitzer zugeordnet werden, der auch die Rechte daran besitzt.

Um die Karten weltweit bekannt zu machen, brauchen die Gründer 500.000 Euro, bieten dafür zehn Prozent ihres Start–ups, das sie mit fünf Millionen Euro bewerten – bei einem derzeitigen Umsatz von lediglich 13.000 Euro.

Das kommt nicht gut an. Gratis gibt es dafür einen Tipp von Carsten Maschmeyer (64): «Sucht euch Profis aus dem Motorsport, holt Nico Rosberg und andere», so der Löwe, «die die anderen kennen und euch das befördern können».

Beim «Loggä»–Brotgründer beissen die Löwen nicht so richtig an ...

Nach dem Ausflug in die digitalen Welten wird es mit den veganen Brotmischungen von «Loggä» wieder kernig und handfest. Gründer Matthias Parzich (32) schafft es mit viel Charme, die Löwen zur Brotzeit zwischen Gemüsesticks an seinen gedeckten Tisch zu locken.

Die Idee zum Brotmix hatte der Ingenieur aus München vor drei Jahren nach einer Ernährungsumstellung entwickelt. An seinem Firmensitz im hessischen Lichtenau stellt er sowohl seine Mischungen als auch die fertigen Brote her. Der Markenname «loggä» ist dagegen ein Import aus dem Norden, bedeutet einfach «locker», erklärt Parzich. Und sei eine Anspielung auf die besonders saftige Konsistenz seiner Brote. Die käme «dank Goldleinmehl» zustande, verrät der Hobby–Bäcker.

Die Investoren kauen genüsslich, doch die meisten sind skeptisch, ob «es wirklich noch eine neue Brotsorte» braucht und verlassen nach und nach den Tisch. Aber Investorin Tijen Onaran (38) hat angebissen!

Der nachhaltige Anspruch, die plastikfreie Verpackung, aber auch das nette Wesen des Gründers lassen die Löwin von ihren eisernen Grundsätzen abkommen: «Da passiert heute eine grosse Ausnahme», gesteht sie kleinlaut, denn sie würde eigentlich nur in Projekten von Frauen investieren. Ihr «Portfolio–Alien», wie Onaran den männlichen Gründer spontan getauft hat, bekommt die Zusage für 50.000 Euro bei 15 Prozent. Parzich strahlt: Der Deal passe zum ihm «wie Arsch auf Eimer!».

Die Fantasie–App findet Lob – aber keinen Investor

Fantasievoll geht's beim Gründer–Duo Marc Hertel und Michaela Kasper aus Mannheim zu. Die Idee des TV–Regisseurs (u.a. «Cobra 11») und der Produktdesignerin: Sie wollen Familien eine fantasievollere Alternative zu Videospiele, Smartphone und Fernsehen bieten.

Mithilfe ihrer App «MyMonsi» können Kinder zwischen vier und 9 Jahren aus Hörspielen und Szenen wählen. Doch im Gegensatz zu herkömmlichen Hörspielen leitet eine Erzählerstimme die Kinder an, aktiv in diese Welten einzutauchen. Zwei Mädchen präsentieren, wie sie das Sofa zum Piratenschiff umbauen oder den Stuhl zum Pony. Die Klangkulisse läuft weiter und Kinder können der Fantasie zur Fortsetzung der Geschichte freien Lauf lassen.

Im Kita–Test kam die Idee super an, versichert Michaela Kasper und wünscht sich 200.000 für 20 Prozent Firmenanteil. Das Geld soll über Abos in die Kasse kommen – für 14,95 Euro im Monat werden alle Inhalte freigeschaltet. Über Printwerbung und soziale Träger sollen die Abo–Kunden gewonnen werden. Doch die Löwen winken unisono ab. Nils Glagau bringt es auf den Punkt: «Charmante Idee, aber noch nicht ausgereift.» Auch der Preis sei ihm zu hoch. Gründerin Kasper ist enttäuscht, will aber «trotzdem weitermachen».

Maschmeyer lacht über .io–Domain: «Das heisst ‹In Ordnung›!»

Viel zu viel Lebenszeit verschwendeten Pendler für die Anfahrten zu ihren Jobs, finden JobSwop.io–Gründer Jan Meier (32), Felix Nawroth (34) und Frank Burian (41) aus Chemnitz. Und rechnen mal hoch: Wer täglich 90 Minuten Fahrtzeit hat, verbringt jährlich 14 Tage nur für die Hin– und Rückwege!

Gegen diese «Verschwendung von Lebenszeit» soll der Algorithmus ihrer neuen Job–App Abhilfe schaffen und ähnlich wie beim Studienplatz–Tausch den Job–Tausch ermöglichen. Denn Jobs werden bislang erst nach der Kündigung sichtbar – in der App der Gründer können aber auch tauschwillige Arbeitnehmer ihre Jobs zum Tausch ausschreiben.

Die Gründer sind sicher: Das würde auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken, da sich so für viele die Arbeitsbedingungen verbessern liessen. Nils Glagau ist skeptisch, wie soll ein Tausch funktionieren, wenn die Menschen unterschiedliche Löhne haben? Auch die Finanzierung ist noch dünn – bei erfolgreicher Vermittlung fällt eine Gebühr von maximal zwei Prozent des Jahresgehalts an.

Auch Carsten Maschmeyer ist skeptisch: «Die Idee ist Gold, aber wie ihr das bisher gemacht habt, ist Blech!» Dennoch will er sich des Trios annehmen, sieht aber einen anderen Einsatzbereich: «Ich werde euch mit meinen Start–ups vernetzen», und betont, was auf die Gründer zukommen wird: «'Ne Menge Arbeit!». Statt den geforderten 15 gibt es den Zuschlag auch erst bei 20 Prozent – allerdings für die stolze Investitionssumme von 180.000 Euro. Das Trio jubelt und Maschmeyer fragt überrascht in die Runde: «Habe ich etwa schlecht verhandelt?»

Von SpotOn am 10. Oktober 2023 - 05:04 Uhr