Musik gehört für viele Menschen zum Sport dazu. Doch gibt es erstaunlich wenige Kopfhörer, die eine gute Klangqualität mit den Herausforderungen der ständigen Bewegung sinnvoll vereinen. Denn egal, ob beim Laufen, Fahrradfahren oder Klettern, klassische Headphones sind aus verschiedenen Gründen ungeeignet: Meist stören die Kabel, die zu kurz, zu lang oder zu unflexibel sind. Ohne zusätzlichen Halt rutschen die In–Ear–Kopfhörer aus der optimalen Position oder ganz aus dem Ohr, die Over–Ear–Varianten sind ohnehin schlecht für schweisstreibende Tätigkeiten geeignet.
Mehrere aktuelle Modelle haben sich aber zumindest einiger der oben genannten Probleme angenommen – mit ganz unterschiedlichen Ansätzen. Alle vereint ein Merkmal: kein Kabel. Die Musik kommt also immer per Bluetooth vom Smartphone oder einem anderen Gerät. Das ist – neben dem in unterschiedlichem Masse ausgeprägten Schutz vor Wasser und Staub – meist die einzige Gemeinsamkeit. Anbieter wie Teufel, Sony und Jabra setzen auf In–Ear–Varianten, die wahlweise durch die ergonomische Form oder einen entsprechenden Bügel an Ort und Stelle gehalten werden. Hersteller wie Shokz setzen auf die Knochenschall–Technologie, bei der die Kopfhörer gar nicht im Ohr sitzen, also auch nicht herausfallen können. Die abweichenden Herangehensweisen bringen gewisse Vor–, aber auch Nachteile mit sich.
Teufel Airy Sports
Die Airy Sports von Teufel erinnern noch am ehesten an klassische Sport–Kopfhörer. Ein Bügel hält sie in der richtigen Position, ein Kabel verbindet immerhin die beiden Ohrhörer miteinander, wenn auch nicht mit der Musikquelle. Die Verbindung mit Bluetooth wird bequem über den Multifunktions–Button am Kabel hergestellt, über die kleine Steuerung lassen sich dann auch einfach Lautstärke und Songauswahl regeln. Die Akustik ist, wie man es vom Audio–Profi Teufel erwartet, satt und knackig.
Die Bügel sind auch auf längeren Strecken angenehm zu tragen und nicht zu wuchtig, um dem Fahrradhelm und/oder der (Sonnen)Brille in die Quere zu kommen. Das Verbindungskabel lässt sich zumindest ein wenig in der Länge verstellen, könnte aber bei viel Equipment oder Kleidung um die Schultern oder den Hals teilweise doch etwas zu kurz sein. Ebenfalls ein kleineres Manko: Der Multifunktionsbutton reagiert teilweise nur auf wirklich starken Druck, was bei häufigerem Skippen oder Lauter–/Leiserstellen während des Sports lästig sein kann. Rund 20 Gramm wiegen die Kopfhörer inklusive Kabel und Fernbedienung, wasserdicht sind sie gemäss IPX7 zumindest bei kurzem Untertauchen. Mit 80 Euro sind die Airy Sports die günstigsten Geräte im Test – mit sehr ordentlichem Preis–Leistungs–Verhältnis.
Jabra Elite 8 Active
Ohne Verbindungskabel oder Bügel kommt das Modell Elite 8 Active von Jabra aus. Die In–Ear–Geräte sitzen optimal in der Ohrmuschel, und halten auch bei stärkeren Bewegungen die Position. Wer die App zum Kopfhörer herunterlädt, erhält auch einen simplen Equalizer dazu und kann die Tastenbelegung verändern. Ebenso gibt es in der App Auskunft über Ladestatus der beiden Stöpsel und der Ladeschale, Updates lassen sich ebenfalls darüber einspielen. Das erstmalige Koppeln und regelmässige Verbinden mit dem Endgerät klappt sowohl mit als auch ohne App einfach.
Gut gedacht, aber nur bedingt gut umgesetzt, ist die Wahl zwischen Noise Cancelling, Hearthrough und herkömmlichem Klang. Wählt man Letzteres, steht die Akustik des Elite 8 Active der des Teufel–Modells in nichts nach: Die Bässe sind kräftig, die Höhen klar. Sowohl das Ausblenden von Umgebungslärm als auch das Durchlassen der Geräusche wirkt sich aber nur bedingt aus und sorgt eher für ein zu künstlich klingendes Ergebnis.
Die Elite 8 Active sind derzeit für nur 149 Euro zu haben – auch weil die Gen 2 kürzlich in den Handel gekommen ist. Auf dem Papier sind sie die widerstandsfähigsten Geräte im Test, denn mit Schutzklasse IP68 sind sie nicht nur staubdicht, sondern auch wasserdicht.
Shokz OpenFit
Bewusst auf Hearthough ausgelegt sind die Modelle von Shokz. Auch bei OpenFit hält ein Bügel die Kopfhörer in Position, aber diese sitzen eher auf als im Ohr. Der Grund: die Knochenschall–Technologie. Schallwellen werden also direkt über die Schädelknochen ins Innenohr transportiert und lassen den Gehörgang frei für Umgebungsgeräusche.
Was beim Sport in der freien Natur noch ganz angenehm sein mag, ist im Strassenverkehr allerdings eher lästig – auch wenn es bestimmt die Sicherheit der Läufer und Fahrradfahrer erhöht, wenn sie nähernde Autos besser und früher hören. Dennoch ergibt sich leider zu oft ein Geräuschbrei. Fehlt der Umgebungslärm oder ist er deutlich reduziert, liefern die OpenFit–Kopfhörer einen guten Klang, der jedoch nicht an den von Teufel oder Jabra heranreicht. Für 199 Euro sind die OpenFit zu haben. Die Ohrhörer wiegen je 8,3 Gramm und sind gemäss IP54 vor Staub und Strahlwasser geschützt.
Shokz OpenRun Pro
Noch einen Schritt weiter geht Shokz mit dem Modell OpenRun Pro. Getragen eher wie ein Headset, liegen die beiden Klanggeber eher auf der Schläfe als auf dem Ohr. Auch hier überzeugt die Klangqualität, solange sich die Umgebungsgeräusche im Rahmen halten. Der Nackenbügel stört trotz Sonnenbrille und/oder Fahrradhelm kaum. Einziges Manko: Da Shokz keine Ladeschale vorgesehen hat, benötigt man ein spezielles Ladekabel – das man also tunlichst nicht vergessen sollte. In der Hülle, die aufgrund des starren Nackenbügels grösser ausfällt als bei allen anderen getesteten Modellen, ist aber ein fester Platz dafür vorgesehen. Die OpenRun Pro sind mit 189 Euro ein wenig günstiger als das Schwestermodell OpenFit, wiegen 29 Gramm und sind gemäss IP55 vor Staub und Strahlwasser geschützt.
Sony WF–1000XM5
Akustisch in der Liga von Teufel und Co. spielen die kabellosen Noise–Cancelling–Kopfhörer WF–1000XM5. Die Bedienung ist intuitiv und das Klangergebnis einwandfrei. Nur zu schnell sollte man nicht unterwegs sein, denn dann nimmt das Rauschen des Fahrtwindes etwas überhand – hier liesse sich vielleicht noch etwas an der Aerodynamik feilen. Mit 249 Euro sind die Sony–Kopfhörer die teuersten im Test, es ist also beruhigend, dass sie wirklich fest und angenehm im Ohr sitzen. Ein Verlust ist eher unwahrscheinlich, auch wenn es mal etwas bewegungsintensiver wird. Die beiden Stöpsel wiegen je 5,9 Gramm und sind gemäss IPX4 geschützt gegen Spritzwasser aus allen Richtungen. Kleines Manko: Gesteuert wird über Touch, eine Mütze sollte man also nicht tragen, sonst wird es schwierig, das berührungssensitive Feld zu treffen.
Teufel Airy Sports TWS
Auch mit Touchfeld arbeitet das Schwestermodell der eingangs vorgestellten Airy Sports von Teufel – die Einschränkung für die Bedienung bei kälterem Wetter ist also wie bei Sony durch eventuell getragene Mützen gegeben. Das TWS–Modell verzichtet ausserdem auf das Verbindungskabel und wird nur durch die Ohrenbügel an Ort und Stelle gehalten. Diese sind allerdings wenig flexibel und könnten für den ein oder anderen etwas gross ausfallen – also unbedingt vorher Probetragen! Sitzen sie allerdings richtig, müssen sie sich in Sachen Klang nicht hinter Jabra und Sony verstecken. Mit je 16,4 Gramm sind die Ohrhörer keine Leichtgewichte, aber auch nicht unangenehm zu tragen, der Sprühwasserschutz ist mit IPX3 eher gering. Rund 120 Euro kosten die Airy Sports TWS bei Teufel.
Fazit:
Jedes der Modelle hat seine Vor– und Nachteile, am Ende kommt es auf die Nutzung und die Vorlieben der Sportlerinnen und Sportler an. Wer vor allem in Wald und Wiesen unterwegs ist, kann durchaus die Knochenschall–Kopfhörer OpenFit und OpenRun Pro von Shokz ausprobieren, sie verbinden guten Klang mit angenehmem Sitz. In lauterer Umgebung sollten Fitness–Fans eher die klassischen In–Ear–Modelle in Erwägung ziehen.
Findet das Training auch im Herbst und Winter statt, sollte man allerdings darauf achten, wie gut die Touch– Bedienfelder von Sony oder Teufel Airy Sports TWS sich mit Mütze oder Handschuhen vertragen. Hier stellen die Teufel Airy Sports eine gute und günstige Alternative dar.
Im Test hat Jabra mit dem Modell Elite 8 Active die beste Mischung aus sehr guter Akustik in jeder Situation, Tragekomfort, Sporttauglichkeit dank Staub– und Wasserdichtigkeit, sowie Bedienbarkeit geschaffen – zu einem sehr guten Preis–Leistungs–Verhältnis.