Heidi und Peter wollen unbedingt raus aus der «Höhle der Löwen» (Montags, 20:15 Uhr, Vox), aber sie dürfen nicht. Nico Rosberg (36) legt Hand an, versucht zu beruhigen, Carsten Maschmeyer (62) kommentiert: «Ein Formel-1-Weltmeister hat euch auch noch nicht gestreichelt!». Heidi und Peter sind Schafe, aus deren Wolle die Gründerinnen Alice Özserin (30) und Anne Baltes-Schlüter (41) eine Art Socke zur Balkonpflanzung herstellen. Diese lässt sich über «The Plant Box» einzeln oder als Abo fertig bepflanzt vor die Haustür liefern, der Kunde oder die Kundin muss sie nur noch auf dem Balkon platzieren.
Die Schafwolle hat dabei eine ganz besondere Funktion, wie Gartenbauwissenschaftlerin Alice Özserin erklärt. «Sie ist biologisch abbaubar und wasserregulierend.» Dazu dienen Inhaltsstoffe wie Kalium, Phosphor, Stickstoff oder Schwefel als Dünger für die Pflanzen. Der bekennende Pflanzenfan Maschmeyer sieht nicht gerade das grosse Geschäft, aber: «Mein Gartenherz hat den Kapitalkopf, das Rationale, besiegt.» Zusammen mit Judith Williams (50) steigt er für 150.000 Euro für 20 Prozent in die Firma ein. Und ist dann doch wieder ganz Kapitalist: «Wachsen, wachsen, wachsen!» spornt er die Frauen und Schafe zum Abschied an.
An Guadn aus Bayern
Nicht ganz so tierfreundlich ist die nächste Erfindung: Die Bayern Alexader Feilen (34) und Tobias Daniel (30) wollen knuspriges Grillgut für alle. Zur grossen Erleichterung von Nico Rosberg gibt es aber erstmal einen kleinen Bayrisch-Kurs: «Knusprig heisst bei uns resch. Bauchfleisch heisst bei uns Wammerl. Und statt ‹Guten Appetit› sagen wir ‹An Guadn›», erklärt Alex. Rosberg ganz erleichtert: «Ich hab echt ein bisschen Panik bekommen am Anfang.»
Nachdem die Verständigung geklärt ist, kann das Produkt erklärt werden: Die Freunde haben eine Edelstahl-Konstruktion erfunden, mit der Fisch und Fleisch die perfekte Kruste bekommen sollen. Das «Grill-Must-Have» demonstrieren die Männer direkt im Studio - und den Löwen läuft das Wasser schon im Mund zusammen. Gut hörbar über das Mikro hat das Wammerl tatsächlich eine Kruste, die alle begeistert. «Hammer», so Nils Glagau (46) bei der Verkostung. «Perfekt», findet auch Ralf Dümmel (55). «Fantastisch», ergänzt Dagmar Wöhrl (67). Sie und Dümmel wollen einsteigen, Wöhrl versucht es mit Lokalpatriotismus: «Ich präferiere bayerische Gründer», versichert die Bayerin Wöhrl. Aber die Gründer präferieren Ralf Dümmel, der für 50.000 Euro 25 Prozent Firmenanteile erhält.
Die Freunde Marco Colombo (34), Gian-Luca Menn (29) und Nadine Zdych (34) wollen für mehr Sicherheit beim Wassersport sorgen - aber in cool. Da Wassersportler auf dem Surfbrett oder beim Stand-Up-Paddling so gut wie nie Schwimmwesten tragen, haben sie ein T-Shirt erfunden, das in zwei Sekunden zur Rettungsweste wird. Der Unfall einer Freundin auf dem Zürichsee hatte den Gründer Marco auf die Notwendigkeit der Westen gebracht: «Sie ist ausgerutscht und gefallen, hat sich die Schulter dabei ausgekugelt und konnte den Arm nicht mehr bewegen.» Die Investoren haben trotzdem Bedenken: Williams etwa sieht zu viel Konkurrenz und Glagau bezweifelt, «dass die coolen Leute bereit sind, soviel Geld auszugeben.» 149 Euro soll die Sicherheit beim Wassersport kosten. Das Problem besprechen die Löwen, nachdem die Freunde ohne Deal enttäuscht abgezogen sind. «Coole Wassersportler - das ist so eine kleine Zielgruppe!», fasst Williams zusammen.
Personalisierte Kunst - aus Nägeln und Faden
Thomas Willberger (31) und André Gall (38) haben für ihre Idee sogar vor kurzem ihre Jobs gekündigt: Mit WireStyle wollen sie personalisierte Bilder an die Wände bringen - aber nicht mit Öl oder Druckerfarbe, sondern mit Nägeln und Faden. Dafür haben die beiden eine Software und einen Roboter entwickelt, die Fotos mit Nägeln und Faden «nachzeichnen». Die Löwen sind begeistert, sobald sie die die Bilder in den Händen halten: «Das ist wirklich beeindruckend!», so Kofler. «Das ist der Hammer, das ist unglaublich», so Dümmel. «Das ist wirklich ein Kunstwerk», stimmt Dagmar Wöhrl ein. Nils Glagau will einsteigen: «Ich würde gerne in eure Kunst investieren.» Er bietet 200.000 für 20 Prozent, die Gründer handeln ihn auf 17,5 Prozent Firmenanteile herunter. Bevor sie gehen, fragen die anderen Löwen, ob sie ihre Fadenbild-Porträts mitnehmen dürfen. «Ja, eure dürft ihr haben!», bieten die Gründer an. Da mischt sich Glagau direkt ein: «Nee, nee, nee!» Aber Maschmeyer stellt klar: «Er hat nur 17,5 Prozent, er hat hier gar nichts zu sagen!»
Der letzte Pitch wäre eine grosse Hilfe für blinde Menschen. Der Handelsunternehmer und Thriller-Autor Ralph Brey (40) hat einen E-Book-Reader für Blinde erfunden. Dafür hat er eine Software geschrieben, die ein E-Book in ein virtuelles Braille-Buch konvertiert. Die Buchstaben fühlt der oder die Blinde über den Zeigefinger auf einer Art Maus. «Smartbraille bedeutet für blinde Menschen Zugang zur Literatur, zu Bildung, zu Inklusion und Selbstbestimmung», führt Brey aus. Mit Hilfe der Löwen will er mit seinem Prototyp in Serie gehen. Dafür benötigt der 40-Jährige 300.000 Euro und bietet 20 Prozent Firmenanteile. Einen Deal erhält er für seine Idee allerdings nicht - die Löwen haben Bedenken wegen der komplizierten Finanzierung und finden das Geschäftskonzept noch nicht ausgeprägt genug. Brey bleibt trotzdem optimistisch: «Ich habe in meinem Leben bisher immer alles erreicht - nichts davon im ersten Anlauf. Von daher war das jetzt der schlechte Anlauf und jetzt kommt der richtige.»