Zum 70. Mal jährt sich am Sonntag (6.2.) der Tag, an dem die damalige Prinzessin Elizabeth zu Queen Elizabeth II. (95) wurde. Ein Jubeltag. Doch gleichzeitig ist es auch der Todestag ihres Vaters, King George VI. (1895-1952), von dem sie 1952 das Zepter übernahm. Wie die britische Königin den kommenden Sonntag verbringen wird, was für sie wohl im Vordergrund steht - der Todestag oder das Thronjubiläum - und was die offiziellen Feierlichkeiten zum Platin-Jubiläum im Juni so besonders machen, darüber sprach die Nachrichtenagentur spot on news mit Royal-Expertin (TV-Film «Powerpaare» im Juni bei Arte/ZDF) und Autorin («Royal Weddings - Königliche Hochzeiten») Julia Melchior im Interview.
Am 6. Februar starb King George VI. und Prinzessin Elizabeth wurde zur Queen. Wie wird die Königin den 70. Jahrestag an diesem 6. Februar verbringen?
Julia Melchior: Queen Elizabeth II. wird am 6. Februar viel Würdigung erfahren, weil das einfach der Stichtag ist, an dem sie das Zepter übernommen hat. Ein historisch schier unglaubliches Datum. Sie selbst wird den Tag aber vermutlich wieder im stillen Gedenken begehen. Die grossen Feierlichkeiten finden dann im Juni statt.
Und was wird für sie im Vordergrund stehen, der 70. Todestag ihres Vaters oder das 70. Thronjubiläum?
Melchior: Nach 70 Jahren steht der Todestag vermutlich nicht mehr so im Vordergrund. Das war sicherlich in den ersten Jahren nach dem Tod des geliebten Vaters anders, zu dem sie eine sehr innige Beziehung hatte. Der Moment der Thronbesteigung war für sie vor allem ein Moment der tiefen Trauer und gleichzeitig der Wendepunkt in ihrem jungen Leben. Mit 26 Jahren fiel die Verantwortung mit all ihren Verpflichtungen auf sie. Auch das junge Eheglück mit Prinz Philip [1921-2021, Red.] musste sie von nun an dem Dienst für Krone und Vaterland unterordnen. 70 Jahre später aber kann sie mit Stolz auf ihre Lebensleitung zurückblicken.
Setzt Queen Elizabeth II. sich generell öffentlich mit dem Tod auseinander?
Melchior: Ja, das macht sie. Sie spricht über den Tod ihres Mannes - «meines geliebten Philip», wie man sie sagen hört - und in versteckten Botschaften auch über den eigenen Tod. Im November konnte sie aus gesundheitlichen Gründen an verschiedenen Veranstaltungen, die ihr eigentlich sehr lieb und teuer sind, nicht teilnehmen. In einem Statement an die Church of England, in dem sie ihr Fehlen entschuldigte, schrieb die Queen: «Keiner von uns kann die Zeit anhalten.» Das zeigt, dass sie sich mit dem Tod beschäftigt.
Zuletzt hat sie in ihrer sehr berührenden Weihnachtsansprache in die Tiefe ihres Herzes blicken lassen, als sie daran erinnerte, dass Weihnachten ein Fest der Freude, aber für viele Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben, eben auch schwierig ist. Eine Erfahrung, die sie selbst macht. Über neun Millionen Zuschauer folgten der Weihnachtsansprache und wurden Zeugen von einer Seite der Königin, die den meisten sonst verborgen bleibt.
Das Platin-Jubiläum soll im Juni an vier Tagen offiziell und öffentlich gefeiert werden. Was finden Sie an den bisher bekannten Plänen besonders bemerkenswert?
Melchior: Die Königin wünscht sich ein Gemeinschaftserlebnis. Es geht ihr nicht so sehr darum, sich selbst feiern zu lassen. Das sagt viel über sie aus. Sie will den Menschen die Möglichkeit geben, zusammenzukommen und gemeinsam fröhlich zu sein. Gerade auch nach den entbehrungsreichen Pandemie-Jahren ist das ein starkes Signal.
Königin Margrethe II. von Dänemark (81) hatte im Januar ihr 50. Thronjubiläum, was ebenfalls eine stolze Leistung ist. Die Feierlichkeiten dazu wurden wegen Corona zwar auf September verschoben, bekannt ist aber, dass alles etwas mehr um ihre Person zentriert sein wird. Beispielsweise wird es ein grosses Festbankett mit allen gekrönten Häuptern Europas geben, die anreisen, um ihr gewissermassen zu huldigen. Aber die beiden Königinnen trennen 14 Lebensjahre, das macht natürlich auch einen Unterschied, wie man solche Feierlichkeiten begeht.