Die Figur Ted Lasso aus der gleichnamigen Apple-Serie macht sich zunehmend als Symbol mit wichtiger Aussagekraft selbstständig. Eindrucksvoll belegt das die jüngste Nachricht, dass Darsteller Jason Sudeikis (47) und der restliche Cast von «Ted Lasso» an diesem Montag bei US-Präsident Joe Biden (80) im Weissen Haus vorstellig werden. Es stellt sich heraus, dass der unbändige Optimismus, den die Serie versprüht und der sich in nunmehr drei Staffeln als Erfolgsrezept herauskristallisiert hat, auch im wahren Leben bitter von Nöten ist. Nicht schlecht für eine Kunstfigur, die vor zehn Jahren als Werbegag das Licht der Welt erblickt hat.
Fussball-Muffel in den USA abholen
In der Tat trieb Ted Lasso erstmals vor knapp zehn Jahren sein Unwesen in der britischen Premier League. Allerdings tat er das in einem nur rund vier Minuten langen Werbeclip, den US-Sender NBC Sports produziert hatte, um die erworbenen Rechte an der englischen Liga zu promoten - und so dem fussballscheuen Publikum in den Staaten den Sport näherzubringen. Ein völlig überforderter Mann namens Ted Lasso, dem das Konzept von Relegationsspielen so unerklärlich wie die Abseitsregel ist, gerät darin als neuer Tottenham-Trainer von einem witzigen Missverständnis ins nächste: «Es gibt Unentschieden?»
Zur eigenen Serie bei Apple TV+ schaffte es Ted jedoch erst 2020 und in mehrfacher Hinsicht fürs TV angepasst. Als US-amerikanischer College-Football-Coach landete er in Staffel eins beim erfolglosen, missmutigen (und fiktiven) Club AFC Richmond. Statt mit purem Klamauk wie der Werbesketch zu punkten, wurde die Titelfigur und mit ihr die ganze Serie tiefgründig umgeschrieben: Ted Lasso versprüht der Realität geradezu widersprechenden Optimismus. Er tut dies aber nicht aus Kalkül, aus trügerischer Freundlichkeit, sondern mit von Herzen kommender Ehrlichkeit.
Interessantes Psychogramm
Doch der Mann, der stets das Gute in anderen Menschen sieht, hat selbst an mehreren mentalen Fronten zu kämpfen. Seine Scheidung macht ihm schwer zu schaffen, so schwer, dass er während einer Siegesfeier eine Panikattacke hat. Vor allem die zweite Staffel der Serie beschäftigte sich auf clevere Weise mit der Depression ihrer Hauptfigur und zeigte auf, weshalb gerade sie dafür verantwortlich sein kann, dass Ted nach aussen hin den Strahlemann gibt.
Wohl auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist ein Grund dafür, dass «Ted Lasso» so immens erfolgreich werden konnte. Just als die Corona-Pandemie unser aller Leben ungemein grau werden liess, kam Herr Lasso mit seinem «Believe»-Schild ums Eck und liess uns damit wissen: Wir alle haben unsere physischen wie psychischen Kreuze zu tragen, aber wir alle können es miteinander aus dieser schweren Zeit schaffen. Mitten in einer Schaffensära, in der die Marschrichtung zu lauten schien, immer düsterer und mitunter unfreiwillig zynisch zu werden, nahm uns «Ted Lasso» warmherzig und ohne Hintergedanken in den Arm.
Der Besuch des «Ted Lasso»-Casts bei Präsident Biden schlägt in dieselbe Kerbe. Gemeinsam mit dem mächtigsten Mann der Welt soll durch das ungewöhnliche Treffen für «die Bedeutung der psychischen Gesundheit für das allgemeine Wohlbefinden» geworben werden. Hätte man vor knapp zehn Jahren Sudeikis diesen Werdegang seiner Figur verraten, er hätte wohl vehement mit dem Schnurrbart geschüttelt.
Die Popkultur jedenfalls scheint gar nicht mehr ohne den liebenswerten Coach auskommen zu wollen. Das wissen auch alle Zocker des Fussballspiels «Fifa», die nach dem neuesten Update gar mit dem fiktiven AFC Richmond und Ted an der Seitenlinie gegen reale Teams antreten können.
Aktuell befindet sich die mehrfach mit Golden Globes und Emmys ausgezeichnete Serie in ihrer dritten und dem Vernehmen nach wohl letzten Staffel. In Zukunft dürfte es aber wohl dennoch mehr aus dem «Lasso»-Universum geben: Hauptdarsteller und Miterfinder Sudeikis jedenfalls ist beim Thema Spin-offs offen, wie er Anfang März der Seite «Deadline» verraten hatte. Gut möglich also, dass bald einer von Ted Lassos Protegés dessen positive Botschaft weiter in die Welt hinausträgt.