Auch in Hollywood ändern sich die Zeiten. Das Kino ist längst nicht mehr allein Dreh- und Angelpunkt, wenn es um Filme geht. Das beweist ein besonderer Rekord, den der Film «CODA» in der Oscar-Nacht aufgestellt hat.
Das Drama von Apple TV+ ist der erste Film eines Streamingdienstes, der in der Königskategorie triumphieren konnte. «CODA» wurde als bester Film geehrt und konnte sich damit gegen die Streaming- und Kinokonkurrenz in Form von Titeln wie «Don't Look Up» oder auch «Dune» durchsetzen.
Troy Kotsur (53) brilliert in «CODA» in seiner Rolle als Familienvater. Er konnte sich gegen Kollegen wie Jesse Plemons (33, «The Power of the Dog») und J. K. Simmons (67, «Being the Ricardos») behaupten und wurde damit der erste gehörlose, männliche Darsteller, der einen Oscar für eine Nebenrolle erhielt. Es ist zudem erst das zweite Mal, dass ein gehörloser Star für sein Schauspiel ausgezeichnet wurde. Marlee Matlin (56), die neben Kotsur ebenfalls in dem Film zu sehen ist, hatte 1987 den Award als beste Hauptdarstellerin für «Gottes vergessene Kinder» erhalten.
Zwei Regisseurinnen in Folge
Die Neuseeländerin Jane Campion (67) gewann für ihren Western «The Power of the Dog» die Auszeichnung für die beste Regie. Nach ihrem Drehbuch-Oscar für «Das Piano» im Jahr 1994 ist es nicht nur ihr zweiter Goldjunge. Sie wurde auch als erste Frau zwei Mal für den Regie-Preis nominiert. Zwar war sie für «Das Piano» ebenfalls in dieser Kategorie vorgeschlagen, Steven Spielberg (75) siegte aber damals mit «Schindlers Liste».
Erstmals konnten mit dem Regie-Oscar für Campion nun auch zwei Frauen in Folge die Auszeichnung einheimsen. Die in Peking geborene Chloé Zhao (39) war 2021 mit ihrem Film «Nomadland» als erste Asiatin und erst zweite Frau in der Kategorie erfolgreich. Ihr war ihre US-Kollegin Kathryn Bigelow (70) mit «Tödliches Kommando - The Hurt Locker» im Jahr 2010 zuvorgekommen.
Spielberg war 2022 auch an einem Rekord beteiligt. Für seine «West Side Story»-Neuverfilmung bekam Ariana DeBose (31) für ihre Darstellung der Anita in diesem Jahr den Oscar als beste Nebendarstellerin. Es ist das erste Mal, dass eine Figur in dieser Kategorie zwei Mal ausgezeichnet wird. Rita Moreno (90) hatte die Anita 1961 im Filmmusical «West Side Story» gespielt und war dafür ebenso als beste Nebendarstellerin geehrt worden.
Die ersten Oscars für Kenneth Branagh und Will Smith
Seinen ersten Oscar durfte unterdessen Schauspielveteran, Regisseur und Drehbuchautor Kenneth Branagh (61) für seinen Film «Belfast» im Empfang nehmen. Das Drama wurde für das «Beste Originaldrehbuch» ausgezeichnet. Für die Hauptrolle in «King Richard» bekam auch Will Smith (53) seinen ersten Oscar. Der Sieg des Multitalents wurde allerdings von einer schallenden Ohrfeige überschattet. Smith hatte den Komiker und Schauspieler Chris Rock (57) attackiert, nachdem dieser auf der Bühne einen Witz über Jada Pinkett Smith (50), die Ehefrau des 53-Jährigen, gemacht hatte.
Ein besonderer Erfolg blieb Lin-Manuel Miranda (42) verwehrt. Der Schauspieler und Komponist hätte sich bei einem Gewinn des Oscars für den besten Song den «EGOT»-Status sichern können. Er steht für den jeweils mindestens einmaligen Gewinn eines Emmys, Grammys, Oscars und Tony Awards. Nur wenige Stars wie Andrew Lloyd Webber (74) oder Schauspielerin Whoopi Goldberg (66) haben dies bisher geschafft. Miranda war mit «Dos Oruguitas» aus «Encanto» nominiert, die Auszeichnung ging jedoch an Billie Eilish (20) und ihren Bruder Finneas O'Connell (24) für den Bond-Song «No Time To Die».