Nach «Die Queen – Schicksalsjahre einer Königin» (2022) und «Charles – Schicksalsjahre eines Königs» (2023) folgt nun die Dokumentation «Harry – Schicksalsjahre eines Prinzen» der britischen Autorin und Regisseurin Claire Walding. Die drei Teile à 25 Minuten stehen ab dem 9. September in der ARD–Mediathek zur Verfügung. Am Tag nach Harrys 40. Geburtstag (15. September) zeigt das Erste am 16. September um 20:15 Uhr eine einstündige Fassung.
Was erwartet die Zuschauerinnen und Zuschauer?
Die Doku zeichnet den Lebensweg des Zweitgeborenen des heutigen König Charles III. (75) nach. Insbesondere Teil eins («Family Business») und Teil zwei («Love») rufen in Erinnerung, wie der jüngere Bruder von Thronfolger Prinz William (42) zum weltweiten Liebling wurde. Viele Fotos und Filmaufnahmen sind bekannt, einige aber auch nicht.
Vor allem aber werden die Aufnahmen interessant kommentiert von den Expertinnen und Experten, die die Filmemacherin vor die Kamera geholt hat: unter anderem die Royal–Kennerinnen Leontine von Schmettow und Tessa Dunlop, ARD–Korrespondentin in London Annette Dittert, Historiker Ed Owens, Journalist und Podcaster James Barr sowie ein Vertreter der britischen Boulevardpresse, der offenbar bei vielen Enthüllungen über Harry hautnah dabei war.
Vom trauernden Jungen zum «Rockstar»
Sie alle ordnen die aussergewöhnlichen Geschehnisse in Harrys Leben ein. Von der schwierigen Kindheit mit dem tragischen Verlust der Mutter, Prinzessin Diana (1961–1997), über seine rebellische Jugend und die erfolgreiche Militärkarriere bis hin zu seiner Beziehung zur US–amerikanischen Schauspielerin Meghan Markle (43). Vor allem Teil drei der Dokumentation, «Out», behandelt dann den Bruch mit der Königsfamilie.
Zum alles überschattenden Todesfall wird etwa erklärt: «Überall um Harry herum brachen Leute in Tränen aus, und soweit er wusste, kannten diese Menschen seine Mutter nicht.» Oder: «Es war keine persönliche herzergreifende Trauerfeier, es war ein öffentliches Ereignis.» Über seine Zeit am Eton College erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer, dass er dort «einen Ausweg aus seiner Einsamkeit fand, indem er den Klassenclown spielte».
Irgendwann kippte es und die ersten Negativschlagzeilen über den jungen Mann, der «wilde Partys auf dem Landsitz seines Vaters in Highgrove feierte», wurden veröffentlicht. Doch: «Je mehr wir ihn aus den falschen Gründen auf die Titelseite brachten, desto mehr vergötterte ihn die Öffentlichkeit», erklärt der Pressevertreter das Faszinosum Harry. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität war er «der Royal, mit dem Männer ein Bier trinken und Frauen ein Date haben wollten», so sein Fazit. Aus dem «Bad Boy» der Königsfamilie war der «Rockstar der Royals» geworden.
Und dann kam Meghan ...
Über Harrys immer wieder scheiternde Liebesbeziehungen heisst es im Film: «Er ist ein Freigeist und er hat sich Frauen gesucht, die ähnlich freigeistig waren, die unabhängig waren, die ehrgeizig waren, die ihre eigenen Ziele vor Augen haben – und all das ist nicht wirklich vereinbar mit dem Leben im goldenen Käfig.»
Doch dann entdeckte Harry 2016 auf dem Instagram–Account einer Freundin eine Schauspielerin vom anderen Ende der Welt – und sein Leben verwandelte sich in eine Art Liebesfilm über «zwei Menschen mit komplett unterschiedlichem Hintergrund, die sich ineinander verlieben».
Aus der jungen Liebe wurde eine Familie – gleichzeitig entfernte Harry sich immer mehr von seiner eigenen «schrecklich netten Familie» und seiner Heimat. Die Doku zeigt Beabsichtigtes und Zufälle in dieser dramatischen Spirale ...
Claire Walding: «Porträt eines ‹wütenden jungen Mannes› in royalem Gewand»
Filmemacherin Claire Walding erklärt über ihren dreiteiligen Film: «Als ich anfing, mich Harry anzunähern, musste ich einen Weg finden, seine Stimme hörbar zu machen, aber zugleich so objektiv wie möglich zu bleiben.» Sie habe versucht, die um ihn herum gesponnenen Lügen zu lichten, dem Wahrheitsgehalt seiner eigenen Behauptungen nachzugehen und die Konsequenzen seiner Entscheidungen für die britische Monarchie zu analysieren.
«Das Ergebnis ist ein lebendiges Porträt eines ‹wütenden jungen Mannes› in royalem Gewand, der zugleich komplex und naiv ist, aber auch liebenswürdig und liebenswert», so ihr Fazit – das man nach diesem filmischen Porträt durchaus unterschreiben mag.