Als Rosi Mittermaier (1950–2023) am 4. Januar 2023 einem Krebsleiden erlag, war die Betroffenheit in der Öffentlichkeit gross. Auch wenn feststand, dass sie ein langes und erfülltes Leben in vollen Zügen ausgekostet hatte, erschien der Zeitpunkt ihres Abtritts von der Weltbühne dennoch ein wenig zu früh. Dass nach dem ersten Schock die Gedanken bald auch ihrem hinterbliebenen Ehemann Christian Neureuther (74), ihren gemeinsamen Kindern Felix (39) und Ameli (42) sowie den vier Enkelkindern galten, verwunderte nicht. Denn Rosi Mittermaier war nicht nur eine Sportlegende, sondern auch ein absoluter Familienmensch.
Sich Christian Neureuther ohne «Gold–Rosi» an seiner Seite vorzustellen, fiel nicht leicht. Seit ihrer Hochzeit im Jahr 1980 hatte man die beiden stets im Doppelpack erlebt, nur mit Mühe lassen sich Bilder der einstigen Ski–Ikone finden, auf denen sie alleine zu sehen ist.
Im Jahr ihrer Hochzeit beendete auch Neureuther seine aktive Sportlerlaufbahn, wie seine Frau bereits vier Jahre zuvor, unmittelbar nach ihren atemberaubenden Goldmedaillen–Erfolgen bei den Olympischen Winterspielen 1976. Danach widmeten sich beide einer gemeinsamen Karriere abseits der Skipisten und Siegertreppchen. Ihre ungeheure Popularität nutzten die beiden für Engagements als Werbebotschafter und Sportkommentatoren, schrieben gemeinsam zahlreiche Bücher über den Skisport oder Nordic Walking und waren stets gern gesehene Gäste in TV–Shows aller Art.
«Rosi ist immer da, mal mehr, mal weniger»
Nach dem Tod seiner Frau zog sich Neureuther zunächst für viele Monate aus der Öffentlichkeit zurück. Erst im Oktober 2023 trat er wieder in das Licht der Öffentlichkeit und äusserte sich beim «Talk im Schloss» der Evangelischen Akademie Tutzing zu seinem neuen Leben ohne Rosi. Wie «Bunte» berichtete, machte er in dem Gespräch deutlich, wieder einigermassen fest im Leben zu stehen und auch wieder lachen zu können. Dennoch mache ihm der Verlust natürlich immer noch sehr zu schaffen. «Rosi ist jede Sekunde bei mir», erklärte er dort. «Rosi ist immer da, mal mehr, mal weniger.»
Diese fortwährende Verbundenheit spüre er nicht zuletzt in der Natur rund um ihre idyllisch gelegene Familienresidenz in Garmisch–Partenkirchen. «Ich gehe jeden Tag am Berg eine Runde, die Runde, die ich immer mit Rosi gegangen bin», verriet er dem Publikum. «Das ist mental wunderschön, in die Berge hineinzuschauen.» Das grosse Haus nun alleine zu bewohnen, mache ihm hingegen sehr zu schaffen. Immer noch sei es für ihn kaum zu ertragen, den Schrank seiner Frau zu öffnen und ihre Kleider vor Augen zu haben.
«Sie hat zu mir immer gesagt: Du musst weitermachen!»
Für die Zeit nach ihrem Tod habe seine Frau ihm jedoch mit auf den Weg gegeben, sich nicht zu tief in die Trauer hineinfallen zu lassen: «Sie hat zu mir immer gesagt: Du musst weitermachen! Und zu den Kindern: Passt auf den Vater auf! Die Familie ist das Zentrum von allem!»
In einem Interview mit dem «Münchner Merkur» berichtete der frühere Weltklasse–Skifahrer, dass es vor allem seine verbliebene Familie gewesen sei, die ihm den Halt und die Kraft gegeben habe, durch die schwere Zeit zu kommen. Da sie alle begeisterte Wintersportler seien, gebe es viele Gelegenheiten für gemeinsame Aktivitäten im Garmischer Skigebiet: «Es ist einfach toll, mit meinen Enkeln auf die Piste zu gehen. Das gibt mir unheimlich viel.»
Sohn Felix Neureuther: In den Bergen dem Himmel und Mama näher
Sein Sohn Felix Neureuther verriet im vergangenen Oktober in der TV–Talkshow «3 nach 9», dass er ähnlich naturverbundene Strategien wie sein Vater verfolge, um seiner Mutter weiterhin nah sein zu können. Auch er gehe regelmässig in die Berge, weil er sich dort dem Himmel näher fühle und damit auch seiner Mutter. Dort oben herrsche ultimative Ruhe, man könne über Dinge nachdenken und sie reflektieren. Dabei gehe natürlich der Blick immer wieder nach oben, weil in den Bergen auch viele Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse zurückkämen. «Das hilft aber auch sehr, Dinge zu verarbeiten», so der ehemalige Skirennläufer. «Weil sie ist ja nicht weg, sie ist ja immer noch da.»
Bis zum Schluss sei ihm gar nicht klar gewesen, wie berühmt seine Mama tatsächlich war: «Erst durch diese Anteilnahme, die gigantisch war, ist einem erst so richtig bewusst geworden: Hoppala – was hat die eigentlich mit den Menschen damals gemacht, in den Siebzigerjahren, wo sie so erfolgreich war.» Diese überwältigende und aufrichtige Anteilnahme habe in der Zeit der Trauer jedoch auch ihre Tücken gehabt. «Du hast das Gefühl gehabt, es will sich jeder mal irgendwie von ihr verabschieden. Und das macht den Prozess des Verarbeitens nicht unbedingt einfacher.» Doch der Stolz auf die berühmte und geliebte Mama überwiege.