Am 24. Mai 2023 starb Tina Turner (1939–2023) nach langer Krankheit im Alter von 83 Jahren. Auch wenn sie sich in ihren letzten Jahren weitgehend aus der Öffentlichkeit in das Privatleben an der Seite ihres deutschen Ehemanns Erwin Bach in ihrer schweizerischen Wahlheimat in Küsnacht am Zürichsee zurückgezogen hatte, machte die gigantische Anteilnahme von Fans und Kollegen aus aller Welt in den Tagen nach ihrem Tod noch einmal deutlich, welch grosse Lücke die Rock-Diva hinterliess.
Obwohl sich die 1939 in Brownsville, Tennessee geborene Sängerin mit ihren Songs und ihrer langen Karriere selbst ein gigantisches Denkmal gesetzt hatte, machten sich in den vergangenen zwölf Monaten viele Leute Gedanken darüber, wie man die Erinnerung an sie angemessen bewahren könnte.
Chilly Gonzales fordert Tina-Turner-Strasse in Köln
Dass dies mitunter skurrile Formen annehmen kann, zeigt ein aktueller Fall aus der rheinischen Metropole Köln, wo Tina Turner und Ehemann Erwin zwischen 1985 und 1994 im noblen Villenvorort Marienburg residierten. Wie unter anderem der «Kölner Stadt-Anzeiger» berichtete, startete der kanadische Musiker und Wahlkölner Chilly Gonzales (52) im März 2024 eine Petition auf change.org, in der er die Umbenennung der zentral gelegenen Richard-Wagner-Strasse in Tina-Turner-Strasse fordert.
Seine in der Petition mitgelieferte Begründung: «Richard Wagner war ein grosser Komponist, aber ein scheusslicher Mensch», der in seinem Aufsatz «Das Judenthum in der Musik» (1869) den seinerzeit ohnehin bestehenden Antisemitismus noch weiter befeuerte. Er sei als Namensgeber einer Strasse in einer weltoffenen Kulturmetropole denkbar ungeeignet. Sobald es gelungen sei, «Richard Wagners Namen von der Strasse zu entfernen», werde man als weitere Massnahme eine Umbenennung in Tina-Turner-Strasse vorschlagen.
Seinen Aufruf beendete Gonzales mit den Worten: «Wer wäre dafür besser geeignet als eine afroamerikanische Komponistin und Sängerin, die Köln neun Jahre lang zu ihrer Heimat gemacht hat? Die Umbenennung in Tina-Turner-Strasse wäre eine würdige Hommage an eine weltweit bekannte und geliebte Wahlkölnerin, die 2023 verstorben ist.» Bisher fand seine Petition fast 12.000 Unterstützer.
Geburtsstadt Brownsville plant «monumentale» Statue
Zeitgleich macht man sich auch in Tina Turners Geburtsort Brownsville daran, der prominenten Tochter der Stadt ein würdiges Denkmal zu setzen. Wie der Stadtrat von Brownsville im April in einer offiziellen Verlautbarung bekanntgab, werde man die nur 1,63 Meter grosse Sängerin mit einer rund 1,80 Meter grossen Bronze-Statue ehren, die in einem Park nahe der Schule, die Turner seinerzeit in dem Ort besuchte, ihren Platz finden soll.
Brownsvilles Bürgermeister William Rawls fand zu der Entscheidung bewegende Worte: «Wir möchten sicher sein, dass wir das Erbe von Tina Turner weiterhin auf monumentale Weise würdigen. Ihre Heimatstadt zu sein, die Schule ihrer Kindheit zu retten und jetzt eine Statue auf der anderen Strassenseite aufstellen zu können, wo sie die High School besuchte und Basketball spielte, ist für uns nur eine weitere Möglichkeit, unseren Teil dazu beizutragen, ihr Erbe am Leben zu erhalten und mehr von ihrer Geschichte zu erzählen.»
Auf der Facebook-Seite des in Brownsville ebenfalls ansässigen Tina-Turner-Museums läuft derzeit ein Ideenwettbewerb für die ikonische Pose, die der mit der Anfertigung des Denkmals beauftragte Künstler Fred «Ajano» Ajanogha (66) bei der Darstellung der Rock-Diva umsetzen soll. Mit der feierlichen Enthüllung des weitgehend spendenfinanzierten Werkes wird im Herbst 2025 gerechnet.
Tina-Turner-Museen in der Schweiz geplant
Selbstverständlich machte man sich zwischenzeitlich auch in Tinas Turners letzter Wahlheimat intensiv Gedanken darüber, wie man die Sängerin, die 2013 die schweizerische Staatsbürgerschaft annahm und seit 1998 bis zu ihrem Tod in einer mondänen Villa in Küsnacht bei Zürich lebte, angemessen würdigen könnte.
Es wurde bekannt, dass die Gemeinde ihres letzten Wohnortes über die Errichtung eines Tina-Turner-Museums nachdachte. Wie das Magazin «Züri Today» berichtete, setzt sich in der malerischen Kleinstadt am Zürichseeufer neben der Stadtverwaltung vor allem der örtliche Förderverein «Kunst & Kultur am Zürichsee» mit der Errichtung einer «offiziellen Stätte zu Ehren der verstorbenen Rock-Legende» auseinander.
«Für Tina Turner muss und wird es in Küsnacht eine öffentlich zugängliche Erinnerungskultur geben», betonte Vereins-Präsident Thomas Kain auf Anfrage des Blattes. Die Frage werde lediglich sein, in welcher Form man dieser faszinierenden Persönlichkeit der Rockgeschichte gedenken möchte. Ein Tina–Turner-Museum, so zeigt Kain sich überzeugt, würde der Gemeinde in jedem Fall «langfristig eine Besucherschaft aus Nah und Fern bringen».