28 Jahre nach dem Sieg der Europameisterschaft im legendären Wembley–Stadion hält Thomas Helmer (59) die Trophäe erneut in den Händen. Der 59–Jährige holte 1996 in London an der Seite von Jürgen Klinsmann (59), Thomas Hässler (57) und Golden–Goal–Schütze Oliver Bierhoff (55) den EM–Titel zum dritten Mal nach Deutschland.
«Damals wollten natürlich alle Spieler den Pokal halten. Hier kann man ihn mal in Ruhe in die Hand nehmen», freut sich der ehemalige Fussballstar bei der «Betano Trophy Tour» im Berliner Olympiastadion. Der Anbieter von Sportwetten ist offizieller Partner der Fussball–EM 2024 und bringt die begehrte EM–Trophäe bereits rund sechs Wochen vor dem Finale an den Endspielort, in das Berliner Olympiastadion. Im Interview erinnert sich Helmer an den grossen Titel–Triumph zurück und blickt auch auf die bevorstehende Heim–EM, die am 14. Juni in München startet.
Sie wurden 1996 selbst Fussball Europameister. Welche Bilder von damals haben sich in Ihr Gedächtnis eingebrannt?
Thomas Helmer: Oh, das sind so viele Bilder. Aber vor allem natürlich Wembley, das Halbfinale und das Finale. Das Golden Goal zum Beispiel auch. Obwohl ich zu meiner Schande gestehen muss, dass ich in dem Moment gedacht habe, dass es weiter geht. Ich bin zurückgelaufen in die eigene Hälfte und habe gedacht: «Wann ist Anstoss?» Besonders in Erinnerung ist mir aber auch die Atmosphäre dort geblieben, gerade im Halbfinale gegen England. Das ganze Wembley–Stadion hat «Football's Coming Home» gesungen. Deutsche und Engländer zusammen. Und wir haben dieses Lied jeden Tag in Dauerschleife gehört. Auch in der Massageabteilung lief es immer. Aber es hat uns Glück gebracht.
Würden Sie rückblickend sagen, dass das die glücklichsten Tage in Ihrer Fussballkarriere waren?
Helmer: Ach nein, da gab es viele glückliche Tage. Man holt irgendwann den ersten Titel, das erste Bundesligator, besondere Spiele in besonderen Stadien, wie eben in England. Das erste Champions–League–Spiel, der erste gewonnene UEFA Cup. Es gab ganz, ganz viele schöne Momente, aber der Titelgewinn gehört natürlich dazu.
Wie wurde der Titelgewinn denn damals gefeiert?
Helmer: Das war tatsächlich relativ unspektakulär. Im alten Wembley–Stadion waren die Kabinen sehr, sehr klein. Jeder Spieler hatte wirklich nur einen Platz und einen Haken. Wie in der Kabine früher bei mir in der Jugend oder im Amateurbereich. Ich erinnere mich daran, dass, als ich endlich in der Kabine war, auch der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl und Berti Vogts da waren – und damit war die Kabine voll. Jürgen Kohler hat irgendwo Whisky organisiert, und wir haben ordentlich mit dem Bundeskanzler gefeiert. Das war zumindest die Feier im Stadion, im Hotel ging es dann weiter, allerdings nicht sehr lange, weil die Engländer natürlich sauer waren, dass wir Europameister geworden sind in ihrem Land und in ihrer Stadt, in ihrer Hauptstadt. Aber auch, weil sie am nächsten Tag eine Veranstaltung hatten und den Raum brauchten. Und dann haben sie einfach gesagt: Es gibt nichts mehr.
Wie ist es heute, hier zu stehen und den Pokal wieder in den Händen zu halten? Kommen da nostalgische Gefühle auf?
Helmer: Hier kann man ihn vor allen Dingen mal in Ruhe in die Hand nehmen. Damals wollten ihn natürlich alle Spieler, die dabei und beteiligt waren, halten. Letztendlich sind wir ja immer noch die letzten, die diesen Titel für Deutschland gewonnen haben, den wir ja auch insgesamt nur drei Mal geholt haben. Da kommen natürlich Erinnerungen auf.
Sie haben es vorhin kurz angesprochen, das Golden Goal von Oliver Bierhoff 1996. Würden Sie sich die Rückkehr des Golden Goals wünschen?
Helmer: Eigentlich nicht. Auch wenn es für uns damals natürlich hilfreich war und wir dadurch Europameister geworden sind. Ich finde es gut, dass es abgeschafft wurde. Ich bin kein Freund davon, weil du wirklich keine Chance hast, den Fehler dann auszugleichen, gerade in der Verlängerung.
Wo bewahren Sie denn heute Ihre EM–Medaille auf? Hat sie einen besonderen Platz?
Helmer: Gute Frage, die liegt in irgendeiner Schublade. Ich gebe es zu, ich weiss es gerade gar nicht.
In wenigen Wochen startet die EM in Deutschland. Welche Chancen räumen Sie dem DFB–Team ein?
Helmer: Ich bin von vornherein immer optimistisch. Wir sagen immer, wie wichtig das erste Spiel ist. Und das ist gegen Schottland, gegen die haben wir noch nie verloren. Zudem haben wir eine Heim–EM und die Stimmung ist wieder ein bisschen positiver nach zwei Siegen. Wenn dann noch das Wetter mitspielt, dann werden wir schon eine gute EM spielen. Julian Nagelsmann hat mit den Spielern, die er geholt hat, die richtigen Schritte eingeleitet. Damit sehe ich zumindest grössere Chancen.
Wer ist Ihrer Meinung nach der grosse Favorit auf den EM–Titel?
Helmer: Ich weiss es gar nicht, ich kann die anderen Nationen gar nicht so gut einschätzen. Die Franzosen haben wir ja zweimal geschlagen, sie sind also nicht unbesiegbar. Die Engländer, Italiener, Spanier werden auch hoch gehandelt. Für mich gibt es keinen Topfavoriten und deswegen sehe ich uns nicht so chancenlos.
Mit wem werden Sie die EM–Spiele verfolgen?
Helmer: Das kommt darauf an, wie ich arbeitstechnisch unterwegs bin, und ob ich überhaupt viele Spiele live schauen kann oder auch möchte. Ich habe fussballverrückte Freunde, die haben wirklich für alle Tickets eine Option. Da ergibt sich dann meistens alles.
Und sind Ihre Kinder auch fussballbegeistert?
Helmer: Ich habe drei Söhne, von denen spielt keiner Fussball. Meine Tochter hat noch am meisten Bock auf Fussball. Aber wenn Turnier ist, gucken sie natürlich alle. Ich glaube, da kommt auch keiner dran vorbei. Und das ist auch gut so.
Spielen Sie privat manchmal noch Fussball?
Helmer: Wenn meine Wade das zulässt, mache ich das gerne. Aber das ist immer das grosse Problem. Ich hatte früher nie Probleme mit der Wade, jetzt habe ich das permanent. Aber ja, ab und zu spiele ich noch. Ich darf bei der HSV Traditionself mitspielen, obwohl ich nie für den HSV gespielt habe. Weil ich aber seit 20 Jahren dort wohne. Beim BVB ist es das gleiche, und auch bei den Bayern–Legenden spiele ich ab und zu.
Gibt es noch andere Sportarten, mit denen Sie sich fit halten?
Helmer: Ich versuche, wenn ich kann, ab und zu ein bisschen zu joggen, aber das war's. Ich spiele gerne Padel. Das wird ja in Deutschland immer populärer. Ich war gerade in Spanien, da spielen das alle und sie haben wahnsinnig viele Plätze. Padel ist auf jeden Fall etwas für mich. Man muss nicht ganz so viel laufen, das kommt mir entgegen.