Für Skiurlauber und die auf sie spezialisierten Orte sind die Nachrichten der vergangenen Monate und Jahre eher ernüchtern bis erschreckend. Immer kürzer läuft die Wintersaison, immer früher zieht der Frühling auch in die alpinen Tourismusregionen ein. Doch für diejenigen, die sich eher in Wanderschuhen oder auf dem Fahrradsattel wohlfühlen als in Ski– oder Langlaufstiefeln, sieht es ganz anders aus. In der sonst eher ruhigen Zeit nach Ostern und vor Pfingsten lassen sich jetzt schon viele Regionen in den Alpen zu Fuss oder auf zwei Rädern erkunden. Und das, bevor ab Mitte, spätestens Ende Mai, die Besucherzahlen wieder steigen. Hier drei Vorschläge für naturnahe und erholsame Tage in den Alpen.
Das Freiberg, Oberstdorf: Ganz anders als erwartet
Wer an Oberstdorf denkt, hat vor allem das Skispringen vor Augen – und eine gesetzte Allgäuer Gemütlichkeit, mit Holz an den Wänden und Fleisch auf dem Teller. Beides hat das 4–Sterne–Hotel «Das Freiberg» zu bieten, allerdings eher am Rande. Denn zum einen kann das mit nur 27 Zimmer angenehm kleine Hotel am Ortsrand mit einer hauseigenen Skisprunglegende aufwarten: Max Bolkart, der vor allem in den 50er– und 60er–Jahren Goldmedaillen sammelte, und jetzt den Ruhestand an der Hotelbar geniesst. Zum anderen wird im hauseigenen Restaurant «Das Jagdhaus» genau das serviert, was Touristen erwarten: «brutal lokale» Küche.
Aber auch schon in diesem ersten der insgesamt drei Restaurants des Mitglieds der AllgäuTopHotels bemerkt man die besondere und erfrischende Philosophie, die in den anderen beiden Locations noch weiter entwickelt wird: Edel, aber trotzdem unaufgeregt mit À La Carte und wechselnden Tagesmenüs wird man im Fine–Dining–Restaurant «Das Maxi» verwöhnt. Modern und mit exotischen und veganen Einflüssen, sowie auch etwas ausgelassener geht es im «Das Fetzwerk» zu. So werden nur wenige Meter voneinander entfernt Medaillons vom Seeteufel oder geschmorte Backen vom Milchkalb im «Maxi» serviert, und Poke Bowls sowie Veggie Smash Burger im «Fetzwerk». Und trotzdem passt es irgendwie zusammen, das anfangs sehr bunt wirkende, bald aber als sehr durchdacht erkennbare Konzept des Freiberg.
Der Wellnessbereich des Freiberg ist im Vergleich zu den Restaurants eher überschaubar, reicht aber gerade in der ruhigeren Vorsaison dennoch aus, um nicht mit anderen Gästen in die Quere zu kommen. Dafür liegt das Hotel so, dass man in nur wenigen Metern schon auf der ersten Blumenwiese steht, und die Erholung auch direkt in der Natur tanken kann. Von hier lassen sich in gemütlichen Touren von 1,5 – 3 Stunden die umliegenden Täler und Flüsse oder der namensgebende Freiberg (samt See und Skiflugschanze) erwandern.
Werdenfelserei, Garmisch–Partenkirchen: Viel Holz, viel Ausblick
Wie Oberstdorf liegt auch Garmisch–Partenkirchen, eingebettet in die Alpen. Lediglich 150 Kilometer Luftlinie weiter östlich und damit in Oberbayern und nicht mehr im Allgäu. Und was für Oberstdorf das Nebelhorn (2.224 Meter über NHN) ist, ist für Garmisch–Partenkirchen die Zugspitze (2.962 Meter). Die jeweiligen Hausberge locken auch die Touristen, die es nicht bis ganz nach oben schaffen (wollen), sondern allein den Blick auf die beeindruckende Bergkulisse schätzen.
Perfekt geht das beispielsweise von der «Werdenfelserei», dem nach eigenen Aussagen ersten Vollholzhotel Bayerns, direkt am Kurpark und entsprechend grün gelegen. Auch im Inneren dominiert der natürliche Werkstoff, ob im rund 1.000 qm umfassenden Wellness–Bereich mit Dachterrassen–Pool, zwei Saunen und Dampfbad oder auch in den 51 Studios in Suiten, die allesamt mit Balkon oder sogar Gartenzugang punkten. Und in jeder Richtung wartet beim Blick aus den Fenstern ein Berg inklusive Sonnenauf– oder –untergang, sei es die Zugspitze, die Alpspitze oder die Kramerspitz. Die Suiten punkten zusätzlich mit frei stehender Badewanne, eigener Sauna oder Kamin.
Kulinarisch dürften sich Gäste im hoteleigenen Restaurant «Wurzelwerk» gut aufgehoben fühlen, das kreative, moderne Speisen mit regionalem Anstrich serviert. Natürlich dürfen auch Kaviar und Austern nicht auf der Karte eines gehobenen Restaurants fehlen, viel mehr Blicke und Bisse wert sind aber eher die regionalen Schmankerl wie Tatar vom Almochsen, der Kranzbach Saibling oder das Krüner Berglamm. Die regionalen Pfunde wieder abtrainieren können Wanderbegeisterte dann auf dem Weg durch die Partnachklamm (ca. 3 Stunden) oder zum Eibsee unterhalb der Zugspitze (ca. 5 Stunden).
Berghotel Rehlegg, Berchtesgaden: Traditionell, aber nachhaltig
Nochmal rund 200 Kilometer weiter östlich, aber ebenso an die Grenze zu Österreich geschmiegt, lockt das Berchtesgadener Land – hier mit Blick auf den so imposanten wie gefährlichen Watzmann (Mittelspitze 2.713 Meter). Frühjahrstouristen, vor allem den eher ungeübten, sei empfohlen, sich eher auf geringeren Höhen zu bewegen und sich vielleicht maximal bis zum Watzmannhaus vorzutasten. Im Tal selbst locken Touren durch die Wimbachklamm oder um den Hintersee. Als Ausgangspunkt bietet sich hierfür das Berghotel «Rehlegg» in Ramsau an.
Das 4–Sterne–Superior–Hotel ist auf den ersten Blick noch deutlich bayerisch, mit Hirschgeweih, gedrechselten Stuhlbeinen und schweren gusseisernen Leuchtern. Doch auf den zweiten Blick erkennt man die Liebe zum modernen Detail: die Wärmflaschen auf den Zimmern, die Meditations– und Yoga–Sessions, die hausgemachten Kräuter– und Blüten–Kosmetika, die Saunahütte mit verglaster Front in Richtung Berge. Ein weiteres Highlight: ein Zimmer, das keines ist – auf dem Bergwiesenplateau können Gäste von Mai bis September unter freiem Himmel schlafen.
Nachhaltig geht es in den Restaurants zu: dem Lichtmannegger's, das nach der Hotelierfamilie benannt ist, sowie dem À–La–Carte–Restaurant, dem Almstüberl. Serviert wird viel Selbstgemachtes (Speck, Marmeladen, Kräutersalze), sonst überwiegend regionale Produkte, oft direkt vom Nachbarhof, meist aus artgerechter Haltung.