Mit sieben Oscars war «Everything Everywhere All at Once» der grosse Gewinner bei der 95. Verleihung der Academy Awards. Das genresprengende Spektakel holte vier der «Big Five»-Oscars: bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch und beste Hauptdarstellerin (Michelle Yeoh, 60).
In den letzten Monaten mauserte sich die multidimensionale Actionkomödie zwar immer mehr zum Favoriten, doch als sie im März 2022 beim South by Southwest Festival startete, konnte damit noch keiner rechnen. Zu schräg und nischig schien das Projekt des Regie-Duos Daniel Kwan und Daniel Scheinert (beide 35), auch als die Daniels bekannt. Doch über Mundpropaganda wurde «EEAAO» (dieses Kürzel setzte sich schnell durch) schnell zum Kultfilm.
Beeinflusst von philosophischer Theorie und Dokumentation
Kwan und Scheinert wurden zu ihrem Konzept eines Multiversums, in denen jede Entscheidung eines Menschen zu einer eigenen alternativen Existenz führt, von einer philosophischen Theorie inspiriert. Der modale Realismus des Philosophen David Kellogg Lewis (1941-2001) stand Pate. Dabei geht es, vereinfacht gesagt, um mögliche Welten, die genauso real sind wie die echte Welt. Allerdings eher in logischer als in physikalischer Hinsicht.
Der Filmemacher Ross McElwee (75) verarbeitete diese Theorie 1986 in seiner Doku «Shermans Feldzug», die wiederum die Daniels zu ihrem Drehbuch zu «EEAAO» inspirierte.
Idee für Multiversum schon vor «Spider-Man» und «Rick and Morty»
Ihr Konzept eines Multiversums der Möglichkeiten entwarfen die Daniels bereits 2010. Doch die Umsetzung zögerte sich immer weiter hinaus. So sahen die Regisseure während der Wartephase immer wieder mit Schrecken andere Filme oder Serien, die mit ähnlichen Ideen jonglieren.
So beunruhigte der Start von «Spider-Man: A New Universe» (2018) das Duo. «'Oh Mist, alle werden uns mit dieser Sache, an der wir gearbeitet haben, zuvorkommen», dachte Daniel Kwan laut eigener Aussage damals. Auch die zweite Staffel der Kultserie «Rick and Morty» frustrierte die Filmemacher. Immerhin kam man dem Kinostart von «Doctor Strange in the Multiverse of Madness» um wenige Wochen zuvor.
Eigentlich für Jackie Chan geschrieben
Ursprünglich sollte die Hauptfigur von «Everything Everywhere All at Once» keine Waschsalonbesitzerin sein. Die Daniels hatten einen Professor mit ADHS als Protagonisten vorgesehen. Als Hauptdarsteller hatten sie beim Schreiben keinen Geringeren als Hongkong-Superstar und Martial-Arts-Ikone Jackie Chan (68) im Kopf.
Irgendwann im Schreibprozess änderten Kwan und Scheinert ihren Plan und das Geschlecht der Hauptfigur. Zum Glück für Michelle Yeoh. Die Malaysierin gewann für die Rolle als erste Asiatin einen Oscar als beste Hauptdarstellerin.
So kam das Comeback von Ke Huy Quan zustande
Für die Rolle des Ehemanns der Heldin gelang den Daniels ein echter Casting-Coup. Sie holten Ke Huy Quan (51) aus der Schauspielrente. In den 80er-Jahren war der US-Amerikaner mit vietnamesischen Wurzeln ein Kinderstar, spielte in den Kultfilmen «Indiana Jones und der Tempel des Todes» und «Die Goonies».
2002 beendete Ke Huy Quan seine Darstellerkarriere aus Frust wegen mangelnden Angeboten für asiatische Schauspieler. Mit «EEAAO» und dem parallel entstandenen Netflix-Film «Abenteuer ʻOhana» kehrte er zurück auf die grosse Bühne.
Auf Ke Huy Quan als Darsteller kamen die Daniels, als sie ein Meme sahen, das den US-Politiker Andrew Yang als erwachsenen Short Round zeigte, Quans Figur in «Indiana Jones». Sie fragten sich, was Ke Huy Quan jetzt so treibe und schlugen zu. Quan gewann für sein Comeback den Oscar als bester Nebendarsteller.
Hier kann man «Everything Everywhere All at Once» schauen
Fast ein Jahr nach seinem Kinostart in Deutschland ist «EEAAO» hierzulande auf diversen Streamingplattformen zu sehen. So kann man den Film auf Amazon Prime Video, Apple TV, Maxdome und vielen mehr kaufen oder leihen.
Abonnenten von Sky Go über dem Sky-Streamingdienst WOW können «EEAAO» im Rahmen der Flatrate streamen.