Netflix ist weiterhin darauf bedacht, Nutzerinnen und Nutzer zusätzlich zur Kasse zu bitten, wenn sie ihre Accounts unerlaubt teilen. In fünf Ländern testet der Streamingdienst bald eine neue Methode, um dies zu unterbinden. Doch auch Verbraucherinnen und Verbraucher, die Freunde oder Familienmitglieder nicht mit ihrem Account Hits wie «Stranger Things», «Squid Game» oder «Bridgerton» anschauen lassen, werden in bestimmten Fällen teils Zusatzgebühren entrichten müssen.
Das Teilen der Login-Daten ausserhalb des eigenen Haushalts ist laut der Nutzungsbedingungen eigentlich verboten. Zwar sei es «grossartig», dass die Kundinnen und Kunden die Inhalte so sehr liebten, dass sie diese mit anderen teilen wollten, erklärte Chengyi Long, Director für den Bereich Wachstum und Innovation bei Netflix, kürzlich. Es «untergräbt» jedoch auf längere Sicht die Möglichkeit, «in unseren Service zu investieren und diesen zu verbessern».
Seit März können User in Chile, Costa Rica und Peru in einem Test bereits gegen eine zusätzliche Gebühr «Extra-Mitglieder» zu ihren Accounts hinzufügen. In Argentinien, Guatemala, Honduras, El Salvador und der Dominikanischen Republik startet nun ein Test, bei dem Nutzer «Homes», also weitere Zuhause, einrichten können.
Jeder hat nur ein Zuhause
Unabhängig vom gewählten Abo besitzt dort demnach künftig jede Nutzerin und jeder Nutzer ein «Home». In diesem können User auf allen ihren Geräten das Streaming-Angebot wahrnehmen. «Basis»-User können zusätzlich ein weiteres Zuhause einrichten, «Standard»-Nutzer fügen bis zu zwei Extra-«Homes» hinzu und «Premium»-Kunden bis zu drei. Wie auf einer Support-Seite für Honduras erklärt wird, werden Verbraucher ab dem 22. August entsprechend gefragt, zusätzliche «Homes» hinzuzufügen, wenn sie sich auf einem TV-Gerät an einem anderen Standort anmelden.
Zwar können Verbraucher ihr Zuhause auch verlegen, aber nur drei Mal in sechs Monaten. Netflix nutzt eigenen Angaben zufolge IP-Adressen, mit denen der Standort eines Users zugeordnet werden kann, die IDs einzelner Geräte und die Account-Aktivität, um das Ganze zu überprüfen. In Argentinien kostet ein Zusatz-Zuhause 219 Pesos monatlich, in den vier anderen Ländern 2,99 Dollar im Monat.
Diese Nutzer müssen auch alleine Zusatzgebühren entrichten
Es gibt auch die Möglichkeit, sich auf einem TV-Gerät ausserhalb des Zuhauses kostenlos anzumelden, dies ist aber nur erlaubt, wenn die Nutzerin oder der Nutzer an jenem Ort den Account noch nicht genutzt hat. Eine kostenlose Anmeldung ist an jedem Ort einmal jährlich für bis zu zwei Wochen möglich - beispielsweise wenn der Anwender oder die Anwenderin irgendwo Urlaub machen.
Ein Nutzer, der beispielsweise immer wieder Zeit an einem Zweitwohnsitz verbringt, häufig seine Eltern oder mehrfach jährlich den gleichen Urlaubsort besucht, muss ein zusätzliches Zuhause einrichten, um dort dauerhaft auf einem TV-Gerät Netflix schauen zu können? Dies sei korrekt, bestätigt eine Sprecherin des Streamingdiensts auf Anfrage der Nachrichtenagentur spot on news. Aufgrund der Änderungsbeschränkung ist es nicht möglich, das Zuhause etwa fürs Wochenende immer wieder dorthin zu verlegen. Der Verbraucher muss sich dann damit begnügen, Netflix-Inhalte vor Ort auf seinem Smartphone, Tablet oder Laptop zu streamen, wenn er nicht die zusätzliche Gebühr zahlen möchte.
Über eine mögliche Ausnahme für solche Nutzerinnen und Nutzer könne der Streamingdienst zum jetzigen Zeitpunkt keine Informationen teilen. Als Umweg ist es aber wohl weiterhin möglich, über zusätzliche Streaming-Lösungen Inhalte unentgeltlich auf anderen Fernsehern ausserhalb des Zuhauses anzuschauen. Denn Streaming-Player wie etwa von Roku seien von der Regelung nicht betroffen.
Kommen «Homes» auch nach Deutschland?
Sollten die Tests für die Zuhause- oder die «Extra-Mitglied»-Methode erfolgreich verlaufen, dürfte der Streaminganbieter sicherlich nicht darauf verzichten wollen, entsprechende Zusatzgebühren auch in Deutschland einzuführen. Über einen derartigen, möglichen Schritt gibt es aber bisher keine offiziellen Auskünfte. Auf die Frage, ob eine entsprechende Regelung mit «Homes» auch für Deutschland geplant sei, habe Netflix aktuell keine weiteren Informationen, die man teilen könne.