Bewertungen im Internet sind eine gute Sache und sinnvoll für Endverbraucher und den Wettbewerb am Markt. Aber Fake-Bewertungen zerstören das Vertrauen in das System. Auf Einladung des Reisebewertungs- und -buchungsportals HolidayCheck haben sich unlängst auf einem Panel Experten und Expertinnen aus Wirtschaft, Verbraucherschutz und Politik ausführlich mit diesem Problem auseinandergesetzt. HolidayCheck engagiert sich seit Längerem im Kampf gegen gefälschte Bewertungen, auch über die Grenzen der Tourismus-Industrie hinaus.
Nicht ohne Grund sind Fake-Bewertungen für Kunden wie Unternehmen so relevant: Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) sind Bewertungen für 61 Prozent der Befragten zusammen mit persönlichen Empfehlungen von Familie und Freunden mittlerweile wichtiger als Werbung. Bei der Urlaubsentscheidung setzen 71 Prozent der Verbraucher und Verbraucherinnen laut HolidayCheck auf die Bewertungen anderer Kunden und Kundinnen zu ihren Urlaubsunterkünften.
Unter falschen Empfehlungen leiden entsprechend nicht nur die User, die fälschlicherweise darauf vertrauen. Auch Unternehmen verlieren durch Beschwerden oder Retouren enttäuschter Kunden viel Geld. Die Portale selbst versuchen deswegen, mit manuellen Filtern, automatisierten Filtern und mit der Hilfe ihrer Nutzer gegen die Fakes vorzugehen. Doch auch der Kunde hat Möglichkeiten, Fake-Bewertungen zu erkennen. Dafür bedarf es allerdings etwas Fingerspitzengefühl.
Mit diesen Tipps Fake-Bewertungen entlarven
Folgende Punkte - vor allem in Kombination - können darauf hinweisen, dass es sich um Fake-Bewertungen handelt.
1. Viele Bewertungen in kurzer Zeit
Wenn es sich nicht gerade um einen Hype wie das neueste iPhone handelt, ist es sehr auffällig, wenn ein Produkt, das erst kurz auf dem Markt ist, schon sehr viele Bewertungen erhalten hat. Oft sind diese dann gekauft und bewerten das Produkt entsprechend positiv.
2. Werbesprache
Auch der Wortlaut der Rezensionen kann Hinweise liefern. Wenn ausschliesslich positive Adjektive zu lesen sind und der Wortlaut eher an Werbung als eine persönliche Erfahrung erinnert, etwa mit vielen Superlativen, ist Vorsicht angesagt.
3. Texte klingen ähnlich oder doppeln sich
Die Rezensionen klingen ähnlich, es wurden etwa dieselben Schlagworte oder Formulierungen benutzt? Gut möglich, dass hier jemand gleich mehrere Bewertungen für ein und dasselbe Produkt abgegeben hat und dafür immer denselben Basistext einfach leicht umgeschrieben hat, um Zeit zu sparen. Oft werden auch die Überschriften kopiert und nur die Texte geändert. Dopplungen sind also ebenfalls ein Warnsignal!
4. Profil des Bewerters
Ein Blick auf das Profil des Bewerters ist oft sehr aussagekräftig. Ist der Name glaubwürdig, wie klingen seine anderen Bewertungen?
5. Verhältnis von sehr guten zu sehr schlechten Bewertungen
Wenn ein Produkt überwiegend schlecht bewertet wurde, ist es unglaubwürdig, wenn andere Kunden vollends zufrieden damit sind. Realistisch ist, dass auch einige Käufer beispielsweise 2, 3 oder 4 von insgesamt 5 Sternen vergeben.
6. Konkurrenzprodukte empfehlen
Fakes gibt es allerdings auch unter negativen Rezensionen - diese empfehlen dann ausdrücklich Konkurrenzprodukte. Auch das würden echte Kunden nur selten tun.
7. Keine verifizierten Käufer
Ein wichtiger Punkt, gerade bei kostspieligen Anschaffungen, sind die verifizierten Käufer. Diese können nur durch das Produktportal selbst verifiziert werden und haben damit den Artikel garantiert selbst getestet.
8. Nach eigenen Bedürfnissen sortieren oder filtern
Die Standardansicht auch echter Bewertungen entspricht oft nicht dem, was für den User relevant ist. Hilfreich ist es also, nach eigenen Kriterien wie «neueste Bewertungen» zu sortieren oder - wo möglich - Filter zum Beispiel auf Alter des Bewertenden oder den bewerteten Reisezeitraum zu setzen.
9. Seite filtert Amazon-Rezensionen
Eine weitere Möglichkeit, die es bisher allerdings nur für Amazon-Rezensionen gibt, ist die Seite ReviewMeta. Dort gibt man den Link zum Amazon-Produkt ein, die Seite filtert nach mehreren Kriterien Fake-Rezensionen heraus und bietet eine bereinigte Bewertung, die der wirklichen Erfahrung der Produktkäufer entspricht.
10. Kein Melde-Button
Zusätzlich kann der Verbraucher oder die Verbraucherin die Bewertungen von unterschiedlichen Seiten vergleichen und Testportale wie Stiftung Warentest zurate ziehen. Zudem sollte er oder sie schon bei der Auswahl der Website aufpassen: Diese sollten einen Melde-Button für gefälschte Bewertungen anbieten und einen eigenen Bewertungs-Prüfprozess haben. Das zeigt, dass sie ihre Kunden davor zu schützen versuchen.
Und so können auch die Kunden dabei helfen, Fake-Bewertungen öffentlich zu entlarven - indem sie sie melden und überprüfen lassen. Dabei hilft auch die von der Bundesregierung geförderten Marktwächter-Seite. Dort steht ein Beschwerdeformular sowie die Rubrik «Mitmachen - Verbraucheraufrufe» bereit, um den Marktwächtern Missstände oder Auffälligkeiten mitzuteilen und Erfahrungen zu schildern.