Der Krönungsgottesdienst von König Charles III. (74) und Königin Camilla (75) mit den mehr als 2.300 Gästen verlief absolut nach Plan. Die feierliche Zeremonie in der Londoner Westminster Abbey begann am Samstag pünktlich um 11 Uhr Ortszeit (12 Uhr MEZ). Die Königin schritt vor dem sichtlich ergriffenen König in die, mit goldgelbem und blauem Teppich ausgelegte Kirche. Charles' Enkel und künftiger Thronfolger, Prinz George (9), trug zusammen mit drei weiteren Ehrenpagen seine Schleppe. Camilla wurde ebenfalls von vier Ehrenpagen zu ihrem Platz begleitet. Die acht Jungen erfüllten ihre Aufgabe mit Ernst und Würde.
Einen wahrhaft majestätischen Auftritt in royalem Blau hatten auch Georges Eltern, das Thronfolgerpaar William (40) und Kate (41), nebst Prinzessin Charlotte (8) in Schneeweiss und dem kleinen Prinz Louis (5) in Schwarz. Kate und Charlotte trugen einen funkelnden Kopfschmuck von Jess Collett x Alexander McQueen mit dreidimensionalen Blattstickereien aus Silberbarren, Kristallen und Silberfäden. Die Vier nahmen in der ersten Reihe Platz. Williams Bruder, der in die USA ausgewanderte Prinz Harry (38), sass ebenfalls bei der Familie in der dritten Reihe. Zu seinem Platz schritt er alleine.
Die heilige Salbung
Zu Beginn der Krönungszeremonie nahm Justin Welby (67), der Erzbischof von Canterbury und geistliches Oberhaupt der Church of England, König Charles den Eid ab. Nach Gesängen, Gebeten und einer Lesung durch den britischen Premierminister Rishi Sunak (42) sprach Welby: «Wir kommen heute zusammen, um einen König zu krönen, einen dienenden König [... ]» Das erinnerte an das Versprechen der Queen, die ebenfalls das dienende Element in den Mittelpunkt ihrer Regentschaft gestellt hatte.
Es folgte der feierlichste und religiöseste Moment der Zeremonie, die Salbung mit geweihtem Öl. Diese intime und persönliche Prozedur erfolgte hinter dem eigens entworfenen Paravent mit Baum und Engeln darüber. Dazu wurde die traditionelle Krönungshymne «Zadok the Priest» des deutsch-britischen Komponisten Georg Friedrich Händel (1685-1759) intoniert.
Investitur und Krönung mit der Edwardskrone
Der frisch gesalbte König nahm in einem langen goldschimmernden Mantel, der über 100 Jahre alten «Supertunica», auf dem Krönungsstuhl Platz. Daraufhin wurde er mit königlichen Insignien ausgestattet. In dem bodenlangen sogenannten «Imperial Mantle» aus dem Jahr 1821 gehüllt, nahm er den Reichsapfel und den Krönungsring entgegen.
Im Anschluss daran bekam Charles die beiden Zepter überreicht, wobei er den einen mit einem Krönungshandschuh hielt. «Das eine Zepter ist für die königliche Macht, die mit Sorgfalt auszuführen ist und deshalb trägt der Monarch es auch mit einem Handschuh. Das andere ist das Zepter der Barmherzigkeit, das er ohne Handschuh trägt, um den direkten Kontakt zu symbolisieren», erklärte Julia Melchior spot on news im Vorfeld dazu.
Dann der Höhepunkt: «God save the King», schallte es um kurz nach 13 Uhr durch die Westmister Abbey und der Erzbischof setzte dem sehr ernst dreinblickenden und etwas blassen König die schwere Edwardskrone auf. Es folgte die Huldigung.
Dann ein rührender Moment: Prinz William, der Prinz von Wales, kniete vor seinem Vater nieder, gelobte ihm die Treue und küsste ihn auf die Wange. In diesem Augenblick huschte der Hauch eines Lächelns über Charles ansonsten fast erstarrtes Gesicht. Erneut schallte «God save the king» durch das altehrwürdige Gebäude, in dem 2011 schon William und Kate geheiratet hatten.
Die Königin lockerte die Stimmung auf
Nun war Königin Camilla an der Reihe. Nachdem ihr die Krone aufgesetzt wurde, korrigierte sie erst ihren Pony und strahlte dann über beide Ohren, als ihr das Zepter überreicht wurde. Als sie auf den König zuschritt, um neben ihm auf ihrem Thron Platz zu nehmen, schenkte sie ihrem zutiefst ergriffenen Ehemann ein herzliches Lächeln - ein echter kleinen Stimmungsaufheller.
Beide kämpften etwas mit ihren Kronen, als sie zur Kapelle schritten, um die beiden schweren Symbole der Herrschaft dort abzulegen. Wenig später kehrten sie zurück auf den «Cosmati Pavement», den für Krönungen reservierten Mosaikfussboden der Kirche. Danach ging es für das Königspaar wieder in die Kapelle. Zurück kam König Charles mit der zweiten Krone, der etwas leichteren und bequemeren Imperial State Crown.
Nach der Nationalhymne liefen Charles und Camilla bedächtig aus der Kirche heraus. Mit jedem Schritt schien ein bisschen mehr Last von den Schultern des Königs abzufallen. Beim Heraustreten aus der Kirche um kurz nach 14 Uhr konnte auch er endlich erleichtert lächeln.
Im Anschluss an die Krönung ging es mit der Kutsche in der Königsprozession zurück zum Buckingham Palast, wo sich die Königsfamilie auf dem Balkon zeigen wird. Ob die Flugzeugparade stattfinden wird, entschiedet der Wettergott ...