Der US–Amerikaner Francis Ford Coppola (85), geboren in Detroit, doch aufgewachsen in New York, ist einer der bedeutendsten noch lebenden Regisseure. Doch liegen die grössten Erfolge Coppolas schon weit in der Vergangenheit. Aber noch in diesem Jahr könnte der Filmemacher, der als einer der Mitbegründer des New–Hollywood–Kinos gilt, mit seinem neusten Werk «Megalopolis» zurück ins Rampenlicht treten. Sicher ist das allerdings noch nicht, wie ein Blick auf Coppolas bisheriges Wirken verrät, reihen sich doch in der Filmografie des Auteurs einige riesige Erfolge an katastrophale Fehlschläge.
«Der Pate 1 und 2», «Apocalypse Now»: Francis Ford Coppola beherrscht Hollywood
Coppola galt schon früh als Wunderkind. Im Alter von nur 24 Jahren inszenierte er 1963 für den legendären Low–Budget–Produzenten und Regisseur Roger Corman (97) den Horrorfilm–Klassiker «Dementia 13». Nach den drei weiteren, erfolgreichen Regie–Arbeiten «Big Boy, jetzt wirst Du ein Mann!», «Der goldene Regenbogen» und «Liebe niemals einen Fremden» erhielt Coppola bei der 43. Oscarverleihung im Jahr 1971 seinen ersten Academy Award – für das «Beste Originaldrehbuch» zu «Patton – Rebell in Uniform». Zu diesem Zeitpunkt war Coppola gerade einmal 32 Jahre alt – und stand kurz vor dem wohl grössten Erfolg seiner gesamten Karriere.
Denn nachdem einige namhafte, etablierte Regisseure wie etwa Sergio Leone (1929–1989) ausgestiegen waren, bot das Filmstudio Paramount Coppola an, Mario Puzos (1920–1999) Beststeller «Der Pate» für die grosse Kinoleinwand zu adaptieren. Der noch junge Filmemacher soll dem Projekt zunächst nicht zugeneigt gewesen sein, doch erkannte später der Legende nach in Puzos Werk eine Allegorie auf den Siegeszug des Kapitalismus in den Vereinigten Staaten, und erschuf in der Folge einen Klassiker der Filmgeschichte.
Im Jahr 1972 traf «Der Pate» den Massengeschmack und geriet zum umsatzstärksten Film des Jahres – und zum damaligen Zeitpunkt umsatzstärksten Streifen der gesamten Filmgeschichte. Für ganze elf Oscars war Coppolas Werk nominiert, drei erhielt der Mafia–Film schliesslich, darunter auch einen für Regisseur Coppola für das «Beste adaptierte Drehbuch». Auch heute noch landet «Der Pate» auf vielen Listen der besten Filme aller Zeiten regelmässig auf den vordersten Rängen.
Die noch viel grössere Leistung Coppolas war aber wohl die Fortsetzung «Der Pate – Teil II». Nicht nur machte das Mafia–Sequel Robert De Niro (80) zum veritablen Hollywoodstar, und verschaffte dem Mimen den ersten von insgesamt zwei Oscar–Siegen, auch ganze sechs Academy Awards gab es für die Fortsetzung der Geschichte der Familie Corleone, darunter drei für Coppola als «Bester Regisseur», wiederum für das «Beste adaptierte Drehbuch» sowie für den «Besten Film».
«Der Pate – Teil II» soll angeblich auch der erste Film gewesen sei, der «Teil II» im Titel trug. Somit dürfte Coppola, der im Grunde nie zum Hollywood–Establishment gehören wollte, einen nicht ganz unerheblichen Anteil am heutigen Fortsetzungs– und Franchise–Wahn der Traumfabrik gehabt haben.
«Dieser Film ist Vietnam»
Möglicherweise ist schon dieser gigantische Erfolg dem Filmemacher zu Kopf gestiegen. Denn ab 1976 drehte Coppola auf den Philippinen seinen grossen Vietnam–Film «Apocalypse Now», einen sinnlichen Trip ins «Herz der Finsternis» und weiteren Klassiker der Filmgeschichte.
Die Produktion von «Apocalypse Now» war von nahezu jeder nur erdenklichen Schwierigkeit geplagt. So verwüstete ein besonders schwerer Taifun die Sets des Films, Hauptdarsteller Martin Sheen (83) erlitt während der Dreharbeiten im Alter von nur 36 Jahren einen fast tödlichen Herzanfall und auch Regisseur Coppola galt in dieser Zeit als veritables Enfant terrible und als alles andere als leicht im Umgang.
Letztlich verschlang «Apocalypse Now» die für damalige Zeiten astronomische Summe von 30 Millionen US–Dollar, wobei Coppola aus eigener Kasse 16 Millionen zum Budget des legendären Antikriegsfilms zugeschossen haben soll. Bei der Premiere in Cannes, wo der Film die Goldene Palme erhielt, fiel dann das berühmte Coppola–Zitat: «Mein Film handelt nicht von Vietnam, er ist Vietnam», womit der Filmemacher auf die erwähnte, problematische Entstehungsgeschichte seines Werks Bezug nahm.
Francis Ford Coppola: Ein Opfer seines eigenen Erfolges?
Was bei «Apocalypse Now» noch glimpflich ausging, wurde Coppola bei seinem nächsten Werk zum Verhängnis. Im Gegensatz zu seinem finanziell erfolgreichen Vietnam–Film erwies sich «Einer mit Herz» als Millionen–Grab. Das romantische Musical spielte 1982 bei einem stolzen Budget von 26 Millionen US–Dollar die kümmerliche Summe von nur knapp über 600.000 Dollar ein.
Francis Ford Coppola, der «Einer mit Herz» mit seiner eigenen Firma Zoetrope Studios produziert hatte, war im Anschluss hoch verschuldet, und nahm in den Folgejahrzehnten Auftragsarbeiten wie «Peggy Sue hat geheiratet», «Bram Stoker's Dracula» oder «Der Regenmacher» an, um wieder einen Weg aus seiner finanziellen Misere heraus zu finden.
Erfolgreicher Winzer und «Megalopolis»
Mehr als diese Werke dürften dem Filmemacher dabei allerdings anderweitige geschäftliche Unternehmungen geholfen haben. So erwarb Coppola bereits 1975 mit dem Erlös des ersten «Pate»–Films im kalifornischen Napa Valley ein erstes Weingut. Weitere folgten im Lauf der Jahre. Diese Weingüter haben dem legendären Regisseur letztlich auch sein Spätwerk «Megalopolis» ermöglicht.
Denn im Jahr 2021 verkaufte Coppola einen Teil seines kalifornischen Wein–Imperiums, und steckte aus dem Erlös kolportierte 100 Millionen US–Dollar in sein nächstes Filmprojekt «Megalopolis», in dem unter anderem «Star Wars»–Star Adam Driver (40), die aus «Game of Thrones» bekannte Nathalie Emmanuel (35), «Breaking Bad»– und «Better Call Saul»–Star Giancarlo Esposito (65), die aus «The White Lotus» bekannte Aubrey Plaza (39), die Altstars Laurence Fishburne (62), Jon Voight (85) und Dustin Hoffman (86) sowie Coppolas Neffe Jason Schwartzman (43) mitspielen.
In «Megalopolis» soll es «Deadline» zufolge um den Wiederaufbau einer infolge eines Unfalls zerstörten Grossstadt im Stil von New York City gehen. Die Dreharbeiten zu Coppolas Spätwerk sind abgeschlossen. Ein Kinostart des Grossprojekts ist noch für dieses Jahr anvisiert.