Der Begriff Legende wird im Fussball geradezu inflationär verwendet – aber wenn er hierzulande auf jemanden zutrifft, dann auf Bastian Schweinsteiger (40). Der Mittelfeldspieler hat während seiner Karriere so gut wie alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.
Unvergessen sind seine Tränen nach dem «Finale dahoam» der Champions League 2012, als sein entscheidender Elfmeter am Pfosten landete. Unvergessen die Bilder, die ihn mit blutendem Gesicht im WM–Finale 2014 zeigen und seine Freude nach dem grössten Triumph seiner Karriere. Am 1. August wird der als «Fussballgott» titulierte Bastian Schweinsteiger 40 Jahre alt.
Fussball oder Ski?
Alles begann in dem oberbayerischen Dorf Oberaudorf, in dem Bastian Schweinsteiger mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder Tobias (42) aufwuchs. Die beiden Brüder, deren Vater ein Sportgeschäft führte, waren von Beginn an sportbegeistert. Bastian Schweinsteiger liebte vor allem Fussball und Skifahren, in beiden Sportarten zeigte er früh Talent. Auf der Skipiste lernte er als Kind den gleichaltrigen Felix Neureuther (40) kennen, später der erfolgreichste deutsche Skirennläufer – und schlug ihn sogar einige Male, wie er auf Instagram immer wieder betont. Auch heute sind die beiden noch eng miteinander befreundet.
Mit 13 Jahren entschied sich Schweinsteiger dann aber endgültig für den Fussball. 1998 kam er in die Jugendabteilung des FC Bayern München – der Beginn eine Ära. Sein Profidebüt – nach seinem bestanden Realschulabschluss und der Lehre zum Bürokaufmann – feierte er im November 2002 mit 18 Jahren. Es folgten 17 Jahre bei den Bayern mit exakt 500 Pflichtspielen, acht deutschen Meisterschaften, sieben Pokalsiegen und einem Champions–League–Sieg. «Das Verhältnis zwischen den Bayern und mir, das war ganz besonders. Es war ein bisschen wie in einer Partnerschaft, jeder entwickelte sich auf seine Art weiter, immer darauf bedacht, dass es dem andern gut geht», erklärte der Fussballer 2022 gegenüber dem FC Bayern Mitgliedermagazin «51».
Vom Skandal–Schweini zum Fussballgott
Dabei hätte am Anfang seiner Karriere noch niemand damit gerechnet, zu was sich Bastian Schweinsteiger entwickeln würde. Zu Beginn füllte der junge Profi nämlich durch flegelhaftes Verhalten abseits des Platzes die Boulevardblätter. 2002 wurde Schweini, wie die Presse ihn sehr zu seinem Bedauern nannte, nachts in weiblicher Begleitung im Pool des FC–Bayern–Profitraktes erwischt. Am Steuer seines Dienstwagens nahm er es auch nicht so genau und musste mehrfach seinen Führerschein abgeben.
Auch seine wilden Frisuren sorgten nicht überall für Begeisterung. Platinblonde Igelstachel, Irokesenschnitt oder Vokuhila – der Kicker wechselte fast wöchentlich seine Frisur. Die englische Presse bezeichnete ihn 2006 wegen seiner Haarpracht sogar als «Mister Toilet Brush» – Mister Klobürste.
Seine Leistungen liessen für die Kritiker ebenfalls oft zu wünschen übrig. Am bemerkenswertesten ist wohl die «Chefchen–Affäre»: 2011 stellte die «Sport–Bild» seine Führungsqualitäten bei Bayern infrage und bezeichnete ihn als «Chefchen». Schweinsteiger reagierte prompt bei einer Pressekonferenz und beleidigte den Reporter heftig. Spätestes mit dem Champions–League–Sieg zwei Jahre später strafte er schliesslich alle Zweifler Lügen. «Klar gab es in den ersten Jahren Momente, über die ich heute schmunzle. Aber das gehört doch zum Leben eines jungen Spielers. Es wäre doch eher komisch, wenn man das nicht durchleben würde», reflektierte der Mittelfeld–Star 2015 im Interview mit der «Zeit» über seine wilde Vergangenheit.
Sympathieträger in der Nationalmannschaft
Neben dem FC Bayern setzte sich Bastian Schweinsteiger auch in der Nationalmannschaft ein Denkmal. Sein Debüt in der DFB–Elf feierte er zeitgleich mit Lukas Podolski (39) am 6. Juni 2004. Ab da war er aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken – es folgten vier Europameisterschaften und drei Weltmeisterschaften. Bei der Heim–WM 2006 entwickelten sich «Poldi und Schweini» zu einem unschlagbaren Duo, zu den Gesichtern des Sommermärchens und den Symbolfiguren des deutschen Teams.
Die Krönung von Schweinsteigers DFB–Karriere war aber der Weltmeistertitel 2014. Im Finale gegen Argentinien musste er einstecken wie kein anderer – doch er stand immer wieder auf und kämpfte bis zur letzten Minute für den Sieg. «Mir tat im Finale körperlich zwar alles weh, aber der Kopf und der Wille waren komplett da», erinnerte der Sportler sich gegenüber dem NDR an diesen Triumph. Das Match sei für ihn «das beste Spiel, das ich je gemacht habe, weil ich einfach unheimlich präsent war.»
Zweites Leben als ARD–Experte
Zwei Jahre nach seinem grössten Erfolg trat Bastian Schweinsteiger nach 121 Länderspielen aus der Nationalmannschaft zurück. 2015 hatte er bereits den FC Bayern zunächst Richtung Manchester United und dann zu Chicago Fire verlassen. Bei dem MLS–Verein hängte er 2019 seine Fussballschuhe dann endgültig an den Nagel. «Mein Abschied als aktiver Spieler stimmt mich ein wenig wehmütig, aber ich freue mich auch auf die spannenden Aufgaben, die mich bald erwarten. Dem Fussball werde ich treu bleiben», erklärte er sein Karriereende auf X (ehemals Twitter).
Und wie er treu geblieben ist: Seit 2020 ist Bastian Schweinsteiger – inzwischen ergraut – als Experte bei der ARD unterwegs. Bei der Heim–EM 2024 stand er bei jeder Übertragung im Ersten neben Esther Sedlaczek (38) oder Alexander Bommes (48) am Spielfeldrand und sorgte für einige lustige Momente.
Liebesglück mit Ana Ivanović
Privat hat Bastian Schweinsteiger 2015 sein ganz grosses Glück gefunden. Seine Anwältin vermeldete damals, dass ihr Mandant «in einer gefestigten Paarbeziehung» mit dem serbischen Tennis–Star Ana Ivanović (36) ist. Ein Jahr später feierte das Sportler–Paar seine Traumhochzeit in Venedig. Die Geburten ihrer drei Söhne machten das Liebesglück 2018, 2019 und 2023 perfekt.
Auf Instagram teilt Schweinsteiger gerne Fotos zusammen mit seiner Ehefrau – mit privaten Details hält er sich aber zurück. «Ich will ein guter Mensch sein und keine Geschichten erfinden, nicht an einem künstlichen Image schmieden. Ich will mich nicht verstellen, sondern authentisch sein», erklärte er der «Zeit». Der 40–Jährige wisse mittlerweile, dass «das Leben wichtiger ist als der Sport. Deshalb beschütze ich es so.»