Fünf Jahre nach ihrem letzten Album erscheint am heutigen 22. März Gianna Nanninis (69) neues Werk «Sei nel l'anima», auf dem die italienische Rockröhre zielgerichtet wieder zu ihren Wurzeln in der Soul– und Bluesmusik zurückkehrt. Nach der Veröffentlichung des Albums hat die Sängerin in diesem Jahr noch einiges vor. Am 2. Mai erscheint ein Netflix–Biopic über die Frühzeit ihrer wilden Karriere als Rockrebellin, ab dem 24. November macht sie auf dem europäischen Teil ihrer globalen «Sei nell' anima»–Tour 2024 Station in insgesamt 16 Metropolen. Im Interview mit spot on news berichtet sie über die Hintergründe dieses Gesamtprojektes und ihre spezielle Liebe zu Deutschland.
Signora Nannini, Ihr neues Album startet kraftvoll und rockig mit dem Song «1983». Worum geht es in dem Stück und welche Bedeutung hat das Jahr 1983 für Sie?
Gianna Nannini: Danke, dass ihr euch den ersten Track meines Albums angehört habt, das ist auch einer meiner Lieblingssongs. Für mich ist 1983 das Jahr, in dem ich geboren wurde. In dem Song geht es um die Art und Weise, wie ich neu geboren wurde und um soziale Diskriminierung in Bezug auf das Alter von Menschen. Die Richtung ist wichtig, der Tod ist eine Verpflichtung (wir alle müssen sterben), aber sein Alter kann man sich selbst aussuchen. Das Alter ist eine Option. Mit dem Jahr 1983 identifiziere ich mich, weil in diesem Jahr viele Dinge geschehen sind, die einen grossen Einfluss auf mein Leben hatten. Was genau dahintersteckt, warum 1983 mein Geburtsjahr ist, erfährt man in dem Film, den wir gemacht haben. Davon abgesehen geht es in dem Song um unsere Gesellschaft im Zusammenhang mit Diskriminierung, über die Art, wie Konflikte in Schwarz und Weiss aufgeteilt werden, in Frauen und Männer. Der Zustand, sich keinem Geschlecht zugehörig zu fühlen, all diese Labels zu eliminieren, ist dabei sehr wichtig. Mit dem Song trete ich jeglicher Diskriminierung entgegen, das ist hoffentlich seine Botschaft.
In der Ankündigung wurde das Album als Konzeptalbum beschrieben – was war das Konzept, abgesehen davon, wieder einmal fantastische Musik zu veröffentlichen?
Nannini: Ein Konzeptalbum ist es meiner Ansicht nach nicht. Es gibt darauf zwölf neue Songs mit einer Referenz an Soul–Musik, wie ich sie immer machen wollte. Der Titel «Sei nel l'anima» bedeutet «Du bist in der Seele» und steht als Marke über dem Gesamtprojekt, das eine Tour, ein Buch, einen Film und ein Album mit brandneuen Songs beinhaltet.
Neben Ihrem Album und einer für den Herbst angekündigten Tournee wird es ab Mai auch ein Netflix–Biopic über Ihre musikalische Karriere geben. Wer hatte die Idee zu diesem Film?
Nannini: Der Film basiert auf meinem Buch «Cazzi Miei», in dem ich eine Geschichte erzähle, die mir in einer sehr schwierigen Zeit meines Lebens passiert ist und die niemand kennt. Der Film ist kein wirkliches Biopic und erzählt meine Geschichte nur bis zu meinem dreissigsten Lebensjahr. Ich wollte die Geschichte aus dem Buch erzählen und ein Regisseur zeigte Interesse, aus dem Buch einen Film zu machen. Schaut euch unseren Film an, ich werde nicht zu viel darüber verraten.
Sie haben persönlich an dem Drehbuch für das Biopic gearbeitet. Was waren dabei die grössten Herausforderungen für Sie?
Nannini: Meine Geschichte in ihrer eigenen Integrität zu respektieren.
Wie war es für Sie, in dem Film Menschen und Situationen aus Ihrem Leben von Schauspielern verkörpert zu sehen?
Nannini: Ich bin begeistert, diese wunderbaren Figuren so realistisch zum Leben erweckt zu sehen. Und besonders über die Leistung von Letizia Toni, die mich darstellt und diese Rolle perfekt ausfüllt.
In Ihrer Karriere haben Sie oft mit deutschen Musikern zusammengearbeitet. Welche Berührungspunkte haben Sie derzeit mit der deutschen Musikszene?
Nannini: Ich werde im November nach Deutschland kommen, auf dem europäischen Teil meiner «Sei nell'anima»–Tournee. Ich kann es kaum erwarten, wieder dort zu sein. Es ist wie eine zweite Heimat für mich, ich verdanke den Deutschen eine Menge.