Hape Kerkeling (60) ist eine Entertainment-Legende der besonderen Art. Während ähnlich prominente TV-Veteranen wie Thomas Gottschalk (74) oder Stefan Raab (58) sich auf ihre alten Tage über krawallige Box-Kämpfe oder skandalträchtige Altherren-Statements im Gespräch halten, veröffentlichte er kurz vor seinem 60. Geburtstag ganz entspannt sein neuestes Buch «Gebt mir etwas Zeit», in dem er auf unterhaltsame Weise die erstaunlichen Erkenntnisse seiner intensiv betriebenen privaten Ahnenforschung präsentiert und seine niederländischen Familienwurzeln bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgt.
Kerkeling auf Platz 111 der britischen Thronfolge?
Die erstaunlichste Erkenntnis besteht Kerkeling zufolge in dem Umstand, dass er mit grosser Wahrscheinlichkeit der Urenkel des englischen Königs Edward VII. (1841-1910) sei und damit auf Platz 111 in der britischen Thronfolge stünde. Offensichtlich sei seine Grossmutter Bertha als uneheliches Kind aus einer Affäre des Royals mit seiner Urgrossmutter während eines Kuraufenthaltes hervorgegangen. Im Interview mit der «Zeit» beteuerte der Humor-Experte: «Es ist witzig, aber kein Witz.»
In seinem vorangegangenen Werk «Pfoten vom Tisch!» aus dem Jahr 2021 hatte Kerkeling eine 300 Seiten umfassende Liebeserklärung an die Katzen seines Lebens abgeliefert, mit der er an seine autobiografischen Rekord-Bestseller «Ich bin dann mal weg» (2006) und «Der Junge muss an die frische Luft» (2014) anknüpfte. Auch als Buchautor ist Hape Kerkeling absolut unberechenbar, äusserst erfolgreich und immer wieder für eine absurde Überraschung gut.
Dass es der Kult-Komiker seit 2014 betont ruhiger angehen lässt und keine eigenen TV-Shows mehr bedient, trifft zwar auf allgemeines Bedauern, aber vor allem auf respektvolles Verständnis. Kein anderer Entertainer hat sich mit einer derart subversiven Energie und derartigem Körpereinsatz in die deutsche Fernsehgeschichte und das kollektive Gedächtnis eingebrannt, wie er. Jetzt darf er sich ruhig ein wenig frische Luft und totale Normalität abseits des Dauer-Rampenlichts gönnen.
Grossmeister der Anarcho-Fernsehens
Seine wildeste Phase durchlebte der am 9. Dezember 1964 in Recklinghausen geborene Hans–Peter Wilhelm Kerkeling zwischen 1985 und dem Jahr 2000, als er mit Comedy-Formaten wie «Känguru», «Total Normal» oder «Darüber lacht die Welt» fast im Alleingang neue Massstäbe des Anarcho-Fernsehens etablierte.
Von Anfang an brachte er dabei sein aussergewöhnliches Talent als Parodist und Imitator ins Spiel. Kerkeling konnte aus dem Stegreif nicht nur Dialekte, sondern ganze Sprachen glaubwürdig nachmachen und schlüpfte mit dieser Begabung in unzählige skurrile Rollen, die er stets bis zum bitteren Ende durchzog.
Zu seinen ikonischsten Pranks zählt dabei sein Auftritt als Königin Beatrix der Niederlande im Jahr 1991, als es ihm gelang, vor laufender Kamera noch vor dem Eintreffen der echten Königin vor dem Berliner Schloss Bellevue mit einem Wagen vorzufahren und sich im Beatrix–Kostüm über die schlechte gastronomische Versorgung bei dem Staatsempfang zu beschweren.
Im Jahr 2000 schmuggelte er sich als sächsischer Kellner auf den Bundesparteitag der CDU in Osnabrück, um der späteren Bundeskanzlerin Angela Merkel (70) während ihrer flammenden Rede einen «Eisbecher Goppagabana» anzubieten. In der legendären Figur des rheinischen Widerlings Horst Schlämmer zog er 2009 endgültig alle Register und kandidierte – jedenfalls in seinem Kinofilm «Horst Schlämmer – Isch kandidiere!» – höchstpersönlich für das Kanzleramt. Nebenbei sorgte er mit Kinofilmen wie «Kein Pardon» (1993), «Club Las Piranjas» (1995) oder «Samba in Mettmann» (2004) für Furore.
Lässiger Rückzug aus dem TV-Geschäft
Nachdem sein letztes TV-Comedyformat «Hallo Taxi» (2008), in dem er als schmieriger Taxifahrer Günther Warnke ahnungslose Fahrgäste in Angst und Schrecken versetzte, weniger erfolgreich verlief und im Jahr 2008 nach sieben Folgen eingestellt wurde, verkündete Hape Kerkeling 2014 im Alter von 50 Jahren endgültig seinen Rückzug aus dem TV-Geschäft. Nur drei Jahre zuvor hatte man ihm zum zweiten Mal in seiner Karriere angeboten, die Moderation der Kult-Show «Wetten, dass..?» zu übernehmen, was er abermals ablehnte. Viel lieber wolle er, so erklärte er Thomas Gottschalk live in seiner Sendung, mit weiteren Büchern, Filmprojekten und verschrobenen Skurrilitäten die «irrlichternde Vielfalt» seiner Künstlerkarriere weiterverfolgen.
In dem Dokumentarfilm «Hape Kerkeling – Total normal», den das Erste im Rahmen eines umfangreichen Kerkeling-Thementages anlässlich seines 60. Geburtstages zeigt (9. Dezember um 20:15, danach in der ARD-Mediathek), verrät der Entertainer, dass er diesen Rückzug bereits über viele Jahre fest eingeplant hatte.
Dort sagt er dazu: «Ich hab mir von Anfang an vorgenommen, als ich meine allererste Fernsehsendung gemacht hatte, ich mach das maximal bis ich fünfzig bin. Weil ich immer das Gefühl hatte, das hat auch mit einer gewissen Frische und Jugendlichkeit zu tun. Und die wollte ich nicht im Fernsehen zusehends verlieren.» Ihm sei es lieber, «dass die Leute sagen ‹Schade, dass er weg ist›, als dass die Leute sagen, ‹Wann geht er denn endlich?›».
Ganz von der Bildfläche verschwunden ist Hape Kerkeling jedoch noch lange nicht. Neben seinen erfolgreichen Buchprojekten präsentierte er zwischen 2021 und 2022 auf Vox das siebenteilige Reisemagazin «Hape und die 7 Zwergstaaten», in dem er europäische Kleinstaaten wie Malta, Liechtenstein, Monaco oder Andorra besucht und den historischen Wurzeln dieser Länder auf den Grund geht. Zudem übernahm er 2023 in der Serienfortsetzung seiner Kult-Komödie «Club Las Piranjas» erneut die Hauptrolle des schrägen Club–Animateurs Edwin.
Show-Comeback mit Heidi Klum?
Kurz vor seinem 60. Geburtstag beantwortete Kerkeling in der Talkshow «3 nach 9» die Frage nach einem grossen TV-Comeback à la Stefan Raab mit folgenden süffisanten Worten: «Also ich werde sicher nicht einer pensionierten Sportlerin in die Fresse hauen. Das mache ich nicht.» Allerdings könne ein Albtraum, den er kürzlich hatte, auf zukünftige weitere Fernsehsendungen hindeuten. In dem Albtraum habe er mit Heidi Klum (51) eine Samstagabend-Show moderiert – von da her schliesse er eine Rückkehr nicht völlig aus.