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Irreführende Werbung

Healy in der Kritik: Warum jetzt auch die Verbraucherzentrale warnt

Weil der in der EU als Medizinprodukt zugelassene Tracker Healy nicht erwiesenermassen wirksam ist, warnt die Verbraucherzentrale vor dem Gerät. Das sind ihre Gründe.

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Warum geben Menschen tausende Euro für den Healy aus? Und was sagt die Verbraucherzentrale dazu?
Warum geben Menschen tausende Euro für den Healy aus? Und was sagt die Verbraucherzentrale dazu? Cookie Studio/Shutterstock.com

Für Medizinprodukte zu werben, unterliegt in Deutschland strengen Kriterien – erst Recht, wenn es um ihre Wirksamkeit geht. Ein Produkt, das sich in den letzten Wochen und Monaten immer häufiger kritischer Berichterstattung ausgesetzt sieht, heisst «Healy». Nun warnt auch die Verbraucherzentrale. Was es mit dem angeblichen Quanten–Tracker auf sich hat.

Bei dem Gerät handelt es sich um ein kleines Kästchen, das man sich an der Kleidung befestigt. Per Kabel ist es mit dem Handgelenk verbunden, von wo aus leichte, aber für sensible Menschen spürbare Stromimpulse in den ganzen Körper gesendet werden. Was das bringen soll? Laut Webseite des Unternehmens «harmonisiert es dein bioenergetisches Feld», indem der Apparat «Quantenphänomene nutzt». Klingt irgendwie vage? Das findet die Verbraucherzentrale auch und sagt: «Für die Wirksamkeit von Healy gibt es keine wissenschaftliche Evidenz.»

Diesem Umstand ist sich offenbar auch der Hersteller selbst bewusst, denn an mehreren Stellen der Webpräsenz finden sich Disclaimer, die genau darauf hinweisen. «Die Wissenschaft erkennt die Existenz des Informationsfeldes, die Analyse und Harmonisierung damit und seine sonstige Bedeutung nicht an, da keine wissenschaftliche Evidenz vorhanden ist», heisst es da zum Beispiel.

Verbraucherzentrale klagte in einem Fall bereits

Wie aber kann das Gadget dann sowohl in den USA als auch der EU eine Zulassung als Medizinprodukt erhalten? Warum sind Kundinnen und Kunden bereit, bis zu 4.000 Euro für das Gerät zu bezahlen? Das Büro für Wissenschaft und Gesellschaft der kanadischen McGill–Universität bezeichnet den wachsenden Erfolg von Healy als «Triumph des Marketing». Man wisse bei dem Unternehmen offenbar sehr genau, wie man sich in den Grauzonen des Marketing–Sprech so positioniere, dass man sich nicht angreifbar mache.

Vertrieben wird Healy per Direktmarketing oder sogenanntem Multilevel–Marketing. Dabei macht nicht das Unternehmen selbst Werbung, sondern Influencerinnen und Influencer beziehungsweise Privatpersonen empfehlen es direkt an potenzielle Kundinnen und Kunden. Man kann das Gerät auch nicht einfach kaufen, sondern benötigt einen Empfehlungslink von einem Verkäufer, der dann eine Provision erhält.

Die Verbraucherzentrale findet auch das problematisch, denn das mache die Nachvollziehbarkeit der Werbeversprechen intransparent. In einem Fall sei Verbraucherzentrale bereits juristisch gegen Werbung vorgegangen, weil diese sich an Kinder gerichtet habe. Überhaupt häufen sich die entsprechenden Berichte, warnen die Verbraucherschützer: «Besorgniserregend ist, dass in den letzten Tagen über 100 Beschwerden zum »Healy« von Verbraucher:innen aus ganz Deutschland bei den Verbraucherzentralen eingegangen sind.»

Für Menschen mit Herzproblemen kann der Healy eine Gefahr sein

Die Idee, das sogenannte bioenergetische Feld zu harmonisieren, stammt aus der Esoterik. Sie geht davon aus, dass jede Körperzelle einen idealen Schwingungszustand hat, den man erzeugen müsse, damit die Zelle gesund sein könne. Dabei helfen soll der Healy, behauptet der Hersteller, das Gerät soll zu nicht weniger in der Lage sein, als sämtliche Billionen von Zellen in Echtzeit analysieren und in den für sie idealen Schwingungszustand versetzen zu können. Einen Beweis für diesen schier unglaublichen Durchbruch in Physik und Biologie bleibt der Hersteller allerdings schuldig. Stattdessen warnte das Medizinportal «Medizin transparent» bereits letzten Sommer, dass die Stromflüsse zwischen 1 und 1.000 Hertz vielmehr gefährlich sein können für Menschen mit Herzbeschwerden oder einem Schrittmacher.

Von SpotOn am 4. April 2024 - 04:19 Uhr